Schwerpunktregion 35637833557bf04d caf1486e0d4ecaf22x Stadt Eisenstadt

Wärmewende Eisenstadt & Umgebung

Um die Wärmewende voranzutreiben, wird die Schwerpunktregion „Raus aus Öl und Gas“ Eisenstadt und 14 umliegende Gemeinden unter der Leitung der Forschung Burgenland Gas- und Ölheizungen eliminieren und durch klimafreundliche Alternativen ersetzen. Der Erfolg dieses Projekts hängt dabei maßgeblich vom Engagement der beteiligten Gemeinden ab, aber auch von der Unterstützung des Landes Burgenland sowie anderer Expert:innen wie Energie Burgenland, Energieberatung Burgenland, LEADER, Tourismusverband, Sozialeinrichtungen (Caritas,….) ab. „Um erfolgreich zu sein, braucht es die Umsetzung eines perfekten Maßnahmenmixes mit einem besonders kooperativen Ansatz!,“ so die Regionsmanagerin Marion Schönfeldinger.   

Außerdem muss es für den Umstieg auf eine fossilfreie Wärmeversorgung neben technischen Innovationen und regional abgestimmten Versorgungskonzepten vor allem interessante Anreize und ergänzende Angebote für unterschiedliche Zielgruppen (Private Haushalte, Wohnbauträger, Unternehmen,…) in der Region geben, die eine möglichst breite Öffentlichkeit ansprechen und zum Handeln bewegen.            

Ein paar Zahlen zur Region:
Der Raumwärmebedarf der Region für das Jahr 2023 beträgt rund 488,5 GWh/a, wobei etwa 70% des Bedarfs auf Wohngebäude und rund 30% des Raumwärmebedarfs auf Nicht-Wohngebäude entfallen. Von den 17.413 Heizungen werden aktuell knapp 45 % der Heizsysteme in der Schwerpunktregion Eisenstadt und Umgebung mit fossilen Brennstoffen befeuert, konkret 6.146 Gasheizungen (!), 1.379 Ölheizungen sowie 244 Kohleheizungen. Für die Landeshauptstadt Eisenstadt liegt der Anteil mit rund 58 % noch höher. Ein großer Anteil dieser privaten Heizungssysteme und jene der 11 großen Unternehmen, der 83 KMUs und der 3.500 Einzelunternehmen sollen auf Erneuerbare Energieträger umgestellt werden.

Besonderheiten:

  • Gesamter Bezirk Eisenstadt ist nun Energie- und Klimamodellregion, der westliche Teil KEM Leithaland und der östliche Teil KEM Schwerpunktregion „Wärmewende Eisenstadt und Umgebung“
  • Mittelgroße Region mit ca. 43.600 EW und unterschiedlichen Gemeindegrößen: 1 Kleinstadt mit ca. 15.000 EW und unterschiedliche Gemeinden von 1000 EW bis 3.200 EW, was unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringt. Die im Projektverlauf erarbeiteten Lösungswege können in späterer Folge gut auf die unterschiedlichen Größen anderer Gemeinden übertragen werden.
  • Die netzgebundene Energieversorgung (Wärme und Strom) erfolgt überwiegend über die Burgenland Energie AG. Alle Gemeinden der Region verfügen über eine leitungsgebundene Erdgasversorgung (Verteilleitung Ebene 2 und 3). In Eisenstadt besteht ein größeres Fernwärmenetz. Vereinzelt sind Nahwärmenetze in den anderen Gemeinden. Die restliche Wärmeversorgung ist von einer Direktversorgung geprägt. Dies begründet sich durch den hohen Anteil an Einfamilienhäusern und den Streusiedlungscharakter in den Umlandgemeinden von Eisenstadt.
  • Einzelne bestehende gute Projekte in Eisenstadt
    • Wie zum Beispiel Creative Circle - Co-kreativ entwickelter inklusiver Energiewendekreislauf Eisenstadt: Dabei wird das Energiesystem der Stadt als Kreislaufwirtschaft aufgestellt, d.h. die lokal verfügbaren Ressourcen und Energieströme sollen vor Ort genutzt werden.
  • Durchgängiges Erdgasnetz, welches für Alternativen wie Biogas adaptiert werden soll
  • Sektorkopplung => Wärme mit bereits vorhandenen überschüssigem bgld. grünen Strom (zB. Power to Heat)
  • Bekannte Tourismusregion: Durch die Nähe zum Neusiedler See, Wein, Radtourismus und bekannte Gemeinden wie St. Margarethen (Oper im Steinbruch), Mörbisch (Mörbischer Seefestspiele), Rust (Serie „Winzerkönig“),…. 
Beteiligte Gemeinden: Eisenstadt, Trausdorf an der Wulka, Schützen am Gebirge, Wulkaprodersdorf, Siegendorf, Oslip, Breitenbrunn am Neusiedler See, Purbach am Neusiedler See, Donnerskirchen, Klingenbach, Sankt Margarethen im Burgenland, Zagersdorf, Mörbisch am See, Oggau am Neusiedler See, Rust
Modellregion seit 2022 Region befindet sich in der Konzeptphase 377 km² 43635 EinwohnerInnen Ansprechperson :
DI Marion Schönfeldinger
Ziele

Burgenland hat sich in der “Klimastrategie Burgenland 2030” zum Ziel gesetzt, bis 2030 die bilanzielle Klimaneutralität zu erreichen, die bilanziell hundertprozentig erneuerbare Stromversorgung wurde bereits 2013 erreicht. Die Vision des Projektes ist, dass die KEM Eisenstadt & Umgebung DIE Vorzeigeregion Österreichs für die Wärmewende wird und eine entsprechende Strahlkraft erreicht.

Die regionalen Ziele umfassen:

  • Eliminierung fossiler Heizungen: Fossile Heizungen sollen schrittweise durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden, mit dem Ziel, bis 2030 vollständig auf fossile Heizungen zu verzichten.
  • Effiziente Raumwärme: Der Raumwärmebedarf soll durch thermische Sanierungen und Effizienzsteigerungsmaßnahmen erheblich reduziert werden.
  • Gebäude-Energieeffizienz: Es soll sichergestellt werden, dass alle Gebäude eine hohe Energieeffizienz aufweisen.
  • Unterstützung energiearmer Haushalte: Energiearme Haushalte sollen durch Beratung und Unterstützung bei der thermischen Sanierung und Förderabwicklung unterstützt werden.
  • Erhöhung der Fernwärmeabnahme: Die Nutzung von Fernwärme soll deutlich gesteigert werden, wobei in Bereichen ohne Fernwärme verstärkt Wärmepumpen, Solarthermie und Biomassekessel zum Einsatz kommen sollen.
  • Zusammenarbeit mit Wohnbauträgern: Fossile Heizungsanlagen sollen reduziert und sensorbasierte Wärmesteuerungen gefördert werden, um das Vertrauen in neue Technologien zu stärken.
  • Erneuerbares Gas: Die Produktion und Nutzung von erneuerbarem Gas wie Biomethan sollen deutlich ausgebaut werden, um eine nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen.
  • Wärmeorientierte Energieraumplanung: Durch strenge Bauvorschriften soll eine nachhaltige Wohnraumentwicklung gefördert werden, mit Fokus auf kompakte Siedlungsstrukturen und Nutzung von Leerständen vor Neubauten.
  • Prozessenergie im produzierenden Bereich: Die Nutzung fossiler Energieträger zur Wärmebereitstellung soll vermieden und durch Alternativen wie Fernwärme, Wärmepumpen, Abwärme, Biogas und Wasserstoff ersetzt werden.
  • Horizontale Klimaschutz-Ziele: Gemeinden sollen als Vorbilder der Wärmewende agieren. Kommunale Vorgaben und Beschlüsse sollen Klimaschutz berücksichtigen, und es sollen vermehrt Förder- und Finanzierungsmittel mobilisiert werden, um die Energiepolitik sozial verträglich zu gestalten und Energiearmut zu bekämpfen.
Geplante Maßnahmen
  • Maßnahme 1: Forcierung des vorzeitigen Austauschs von fossilen Energieträgern (Öl und Gas) durch die Umsetzung zielgerichteter und innovativer Geschäfts- und Finanzierungsmodelle
  • Maßnahme 2: Durchführen eines Mitmach-Wettbewerbs zum Tausch von fossil-basierenden Heizsystemen
  • Maßnahme 3: KI-unterstützte kommunale Energiebuchhaltung - Einführung eines wärmefokussierten digitalen Energiemonitorings inkl. einer automatisierten Datenerfassung und KI-basierten Analysefunktionen
  • Maßnahme 4: Forcierung der Wärmewende über einen gemeindeübergreifenden Wärmeatlas („Energieraumplanung“)
  • Maßnahme 5: Bekämpfung der Energiearmut über Wärmewende-Maßnahmen
  • Maßnahme 6: Ausbau und Verdichtung vorhandener Fern-, Nah- oder Mikrowärmesysteme samt sukzessive Transformation in Richtung der 5. und 6. Fernwärmegeneration
  • Maßnahme 7: Jährliches Wärmewende-Festival als Image-Fachveranstaltung der Region mit dem Ziel der Dissemination und des Wissenstransfer an andere KEMs, Fachpublikum, Bürger:innen und Kinder/Jugendliche
  • Maßnahme 8: Energieberatungsoffensive zur Wärmewende für Haushalte, öffentliche Gemeindegebäude und Betriebe
  • Maßnahme 9: Biomethan-Offensive in Kooperation mit dem Umweltdienst und der Landwirtschaftskammer Burgenland
  • Maßnahme 10: Begleitende Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit (inkl. Beteiligungsprozess und Informationskampagnen auf Basis des Kommunikationskonzeptes)

Ansprechperson

Marion Schönfeldinger

 +43-5-7705 5462
  Marion.schoenfeldinger@forschung-burgenland.at

Berufliche Laufbahn
HAK Oberwart, Nach Matura Auslandsaufenthalt 1 Jahr => London und Zumikon (bei Zürich), Studium Universität für Bodenkultur mit Schwerpunkt Regionalentwicklung, Erneuerbarer Energie, Raumplanung, Landwirtschaft und Wasser. Seit 1998 sammelte sie reiche berufliche Erfahrung in diesen Bereichen und seit 2009 leitete und bearbeitete Schönfeldinger bei der TOB-Technologieoffensive Burgenland zahlreiche nationale und EU geförderte Projekte mit Schwerpunkt Erneuerbarer Energie und Energieeffizienz. Seit 2017 ist sie mit diesem Schwerpunkt bei der Forschung Burgenland am Center for Energy Transition tätig. Mit den Gemeinden arbeitete sie, indem sie Dorferneuerungsprojekte durchführte (Prozessbegleiter:innenausbildung), EKKO - Energiekonzepte für Kommunen (56 Bgld. Gemeinden) entwickelte und betreute und weiters bis 2022 für das KEM QM Burgenland und e5 zuständig war. Außerdem laufend diverse Weiterbildungsseminare im Bereich Energie, wie zB. Green TECH Empowerment.