Bodenbakterien als Klimaschützer

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greenstarter im Porträt. Biofilter wurden bislang nur eingesetzt, um Gerüche abzubauen. Die Circe Biotechnologie GmbH möchte das ändern und mithilfe von Bakterien Methan aus der (Ab-)Luft filtern. MASCHINE (kliMASCHutz mIt methaN-biofiltErn) heißt das Projekt, das helfen soll, besonders klimaschädliche Methanemissionen zu reduzieren.

Man nennt es Erdgas, und am besten sollte es in der Erde bleiben. Denn Methan (CH4) ist in der Atmosphäre um ein Vielfaches klimaschädlicher als CO2. Doch es entweicht beständig aus natürlichen und anthropogenen Quellen: als Sumpfgas aus Mooren, als Grubengas aus Bergwerken, als Klärgas aus Abwasserreinigungsanlagen, als Deponiegas aus alten Müllkippen, als Rülpser aus Kuhmägen und als beißender Gestank aus Güllegruben. Und auch durch Erdöl- und Erdgasbohrungen, Lecks in Gasleitungen und undichte Kompressorstationen entweicht sehr viel Methan.

Deponiegas kann zur Erzeugung von Strom und Wärme in Blockheizkraftwerken eingesetzt werden. Doch im Lauf der Jahre sinkt die Methanausbeute, und es muss sogar Erdgas zugefeuert werden, um die methanhaltigen Müllausdünstungen zu verbrennen. Die Circe Biotechnologie GmbH könnte hier mit der Entwicklung ihres Methan-Biofilters Abhilfe schaffen. „Unsere Bakterien ernähren sich von Methan und wandeln dieses in CO2 um“, erklärt Maximilian Lackner. „Wir streben an, mit unseren Biofiltern bis zu 90 Prozent des in der aufzureinigenden Luft enthaltenen Methans umzuwandeln und damit den schädlichen Klimaeffekt zu reduzieren. Eine Tonne Methan, die wir abbauen, entspricht über 80 Tonnen CO2, damit haben wir einen sehr großen Hebel.“

Praxistests. Die Biofilter sollen in Bereichen zum Einsatz kommen, die für den Klimaschutz relevant sind, in denen die Methankonzentration in der Luft aber zu gering für eine energetische Verwertung ist. „Wir haben einen Prototypen entwickelt und suchen nun Pilotkund:innen aus verschiedenen Branchen, damit wir unsere Biofilter testen und weiterentwickeln können“, sagt Lackner. „Gerne stellen wir unser Projekt auch interessierten Gemeinden oder KEMs bei einem Vor-Ort-Besuch unverbindlich vor, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten.“

Neben alten Mülldeponien wären vor allem die Erdgasindustrie, aufgelassene Kohleminen, aber auch landwirtschaftliche Betriebe für Circe interessant. Für den Abbau von Methan lassen sich CO2-Zertifikate erstellen, die selbst genutzt oder auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt verkauft werden können. Gegen einen theoretischen Einsatz der Bakterien im Bereich auftauender Permafrostböden verwehrt sich Lackner jedoch kategorisch: „Das wäre Geoengineering und hochriskant.“

Vielseitige Bakterien. Circe beschäftigt sich seit 2020 mit methanotrophen Bakterien, die auch rund zwei Prozent der Bodenbakterien stellen. Im Unternehmen verwandeln sie Methan zu Proteinen als Ersatz für Fischmehl und spielen bei der Produktion von Biokunststoff (Polyhydroxybutyrat – PHB) eine wichtige Rolle. Dafür wurde Circe gerade  mit dem Living Standards Award 2024 ausgezeichnet. Die Bakterien verarbeiten in den Bioreaktoren den Großteil des zugeführten Methans, aber eben nicht alles. So kam dem Circe-Team auch die Idee zu den Methan-Biofiltern.

Aktuell wird MASCHINE von einem fünfköpfigen Kernteam unter der Leitung von Tatiana Bodraya vorangetrieben. greenstart bringt das Start-up dabei einen Schritt weiter. „Wir konnten bereits sehr fruchtbringende Gespräche mit anderen TeilnehmerInnen sowie Coaches und Berater:innen führen“, so Bodraya.

 

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Circe Biotechnologie GmbH

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