Industrielle Reststoffe als CO2-Speicher

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greenstarter im Porträt. So manche Abfälle, die heute auf Deponien landen, könnten morgen als dauerhafte CO2-Speicher dienen – und oft auch im Baubereich weiterverwendet werden. sequestra, ein Start-up von drei Absolventen der Montanuniversität Leoben, möchte die Verfahren dazu optimieren und wirtschaftlich interessant machen.

Als studierte Metallurgen und Recyclingtechniker wissen Lukas Höber, Roberto Lerche und Gero Schwarz, dass mineralische Stoffe CO2 aus der Luft dauerhaft chemisch binden, wenn sie Calciumoxid oder Magnesiumoxid enthalten. Das trifft auch auf Schlacken aus Stahlindustrie und Müllverbrennung sowie auf industrielle Reststoffe aus der Zement- und Feuerfestindustrie zu. Allerdings dauert dieser Karbonatisierungprozess sehr lange – es sei denn, der Mensch hilft nach.

Auf ins Labor. Genau das haben die drei Gründer vor. Zur CO2-Sequestrierung, das heißt zur langfristigen Einspeicherung von Kohlenstoffdioxid, wird meist eine wässrige Suspension hergestellt und dann das CO2 zugefügt. Damit die chemische Reaktion gut und vor allem auch wirtschaftlich vonstatten geht, können Expert:innen an verschiedenen Stellschrauben drehen – zum Beispiel an Temperatur, Druck, Beimengung anderer Reststoffe oder Katalysatoren.

An diesem Punkt setzt sequestra an. „Wir entwickeln ein standardisiertes Testverfahren für mineralische Reststoffe und darauf aufbauend Prozesse im Industriemaßstab. Damit können wir Unternehmen ein auf ihre Bedürfnisse perfekt abgestimmtes, möglichst einfaches Verfahren anbieten“, erklärt Höber. Bei der Entwicklung liegt ein Schwerpunkt auf der Einbindung von Machine Learning und KI. Hierzu wurde bereits ein globales Patent angemeldet. Rechnen soll sich das Start-up später auch durch Lizenzgebühren bei der Realisierung von Sequestrieranlagen und über Partizipation an den generierten CO2- Zertifikaten.

Pionierarbeit. Die Kundschaft müssen sich die Jungunternehmer freilich erst hart erarbeiten. Denn bislang hat weltweit noch so gut wie kein Industrieunternehmen eine derartige Sequestrieranlage errichtet. CO2-Zertifikate kommen die Emittenten heute noch billiger als die hausinterne CO2-Abscheidung und -Einspeicherung. „Der Preis für die Tonne Kohlendioxid-Äquivalent wird in den nächsten Jahren deutlich steigen müssen, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen. Wenn nicht, wird auch das 2-Grad-Ziel nicht erreichbar sein“, ist Höber überzeugt.

„Industriebetriebe werden ihre CO2-Emissionen nie vollständig sequestrieren können, doch die Karbonatisierung hat ein signifikantes Potenzial zur Treibhausgasreduktion“, erläutert der Gründer. Eine in nature sustainability veröffentlichte Studie geht von weltweit vier Gigatonnen CO2 aus, die durch die chemische Speicherung und die Nutzung der karbonatisierten Materialien eingespart werden könnten. Das entspricht satten zehn Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes.

Inspiration durch greenstart. Höber freut sich über die Nominierung unter die Top Ten des neunten Durchgangs von greenstart, der Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds: „Der Kick-off-Workshop und das Zusammentreffen mit anderen sehr motivierten Menschen waren überaus inspirierend. Das Programm ist sehr gut aufgesetzt.“

Zur Entwicklung eines Teststands sucht sequestra Räumlichkeiten mit Luftabsaugung in Linz oder Wien, zum Beispiel in einem Technikum. 20 Quadratmeter ab Herbst würden fürs Erste reichen. Der Platzbedarf ist gering, die Ambitionen des Teams jedoch hoch: Die drei Herren möchten mit ihrem Unternehmen einen globalen Top-Player im Bereich der technologischen Karbonatisierung etablieren.

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