greenstarter im Porträt. Ernährungssouveränität ist das Ziel der Genossenschaft MILA. Sie möchte einen Supermarkt in Wien eröffnen, der den Mitgliedern Lebensmittel in hoher Qualität zu fairen und günstigen Preisen anbietet.
Gemeinsam besitzen, gestalten, mitarbeiten und einkaufen – das ist das Konzept des MILA Mitmach-Supermarkts. Dass diese demokratische Form des Konsums keine bloße Utopie ist, beweisen internationale Beispiele, die dem engagierten Gründungsteam als Vorbild dienen. Bereits vor 50 Jahren wurde die Park Slope Food Coop in New York gegründet. Im Lauf der Jahre wuchs sie auf mehr als 17.000 Mitglieder an und kann heute auf einen Jahresumsatz von über 65 Millionen Dollar verweisen. La Louve in Paris betreibt einen Supermarkt für über 5.000 Mitglieder.
Mitmachen. Um hochwertige Lebensmittel – viele davon aus biologischer Landwirtschaft und von kleinen Produzent:innen aus der Region – zu günstigen Preisen anbieten zu können, wird es im MILA Mitmach-Supermarkt keine angestellten Verkäufer:innen geben. Stattdessen arbeiten alle Mitglieder einmal pro Monat drei Stunden unentgeltlich im Supermarkt mit.
„Die Mitglieder erwerben einen Genossenschaftsanteil um 180 Euro. Zahlungskräftigen Mitgliedern steht es frei, sich auch mit einem höheren Betrag zu beteiligen, ärmere Personen können um 20 Euro einsteigen“, erklärt MILA-Gründungsmitglied Julianna Fehlinger. Unabhängig vom Betrag erhält jedes Genossenschaftsmitglied eine Stimme. Und für alle, die sich noch nicht sicher sind, ob sie Mitglied werden wollen, gibt es eine Probemitgliedschaft um zwei Euro.
Abfallvermeidung. Frisches Obst und Gemüse kommen ohne Zwischenhandel und -lagerung direkt ins Geschäft und werden pfleglich behandelt. „So wird beispielsweise der Salat befeuchtet. Bei Bedarf wird das Gemüse ausgeschnitten, anstatt es wegzuwerfen. Produkte mit nahendem Ablaufdatum werden extra mit einem Aufkleber gekennzeichnet und im Regal nach vorne geschlichtet“, erläutert Fehlinger. So können die Verkaufspreise auf einem gut erschwinglichen Niveau gehalten werden – und nur sehr wenig landet im Müll.
Bereits seit Mai 2022 betreibt MILA erfolgreich einen Minimarkt in Wien-Ottakring – als Testballon für den großen Supermarkt mit Vollsortiment. Für diesen wird derzeit intensiv nach geeigneten Räumlichkeiten mit mindestens 600 Quadratmetern gesucht. „Wir haben im Minimarkt ein sehr durchmischtes Publikum aus unterschiedlichen sozialen Milieus. Und im Gegensatz zu herkömmlichen Supermärkten unterhalten sich die Menschen hier auch viel miteinander“, so Fehlinger. Abgesehen von einer zentral gelegenen Erdgeschoßfläche und weiteren Mitgliedern sucht MILA auch Unterstützung durch Direktkredite und Crowdfunding.
Ganzheitlich. „Wir freuen uns sehr über die Nominierung unter die Top-Ten von greenstart, obwohl wir nicht nur ein Klimaschutzprojekt sind“, sagt Fehlinger. „Aber soziale Aspekte, gesunde Ernährung und Ökologie sind eng miteinander verschränkt. Es ist wunderbar, dass der Klima- und Energiefonds das anerkennt.“ Im Rahmen von greenstart habe das Team durch die Beratungen, die Vernetzung mit anderen Projekten und die bessere Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit profitiert – und auch betriebswirtschaftlich nochmals etwas dazugelernt.