Historische Gebäude mit regionalen Materialien sanieren

Sanierung

Vor einem Jahr veranstaltete die KEM „Nationalparkgemeinden Oberes Mölltal“ einen Workshop zur ökologischen Sanierung historischer Gebäude. Gemeinsam mit Expert:innen wurde dabei auch selbst Hand angelegt. In der Folge wurde und wird das vermittelte Wissen nun bei mehreren Objekten zur Anwendung gebracht.

„Rund 30 interessierte Personen haben an dem Workshop teilgenommen. Sie haben das Verputzen mit Lehm ausprobiert und Best-Practice-Beispiele aus der Region besichtigt“, erklärt KEM-Managerin Sabine Seidler. „Dabei wurden Themen wie erforderliche Messungen sowie der Umgang mit Feuchtigkeit, mit historischen Böden, Heizsystemen und Denkmalschutz besprochen.“

Know-how. Von Anfang an waren Wolfgang Grillitsch, Professor an der FH Kärnten, sein Kollege Stefan Breuer und Architekt Gerhard Kopeinig als Experten eingebunden. Informationen und Material lieferte Simon Breidenbach von Claytech, einem auf Baumaterialien aus Lehm spezialisierten Unternehmen, das seine Österreich-Niederlassung seit 2016 in Mörtschach – einer Gemeinde der KEM  „Nationalparkgemeinden Oberes Mölltal“ – betreibt.

Ziel des Projekts war es, ökologische Materialien aus der Region durch Menschen aus der Region vorzustellen – Materialien, die sich besonders gut für die Sanierung historischer Gebäude, aber nicht nur für diese, eignen. Ausgangspunkt war das ehemalige Kloster Döllach aus dem 17. Jahrhundert, wo das Verputzen mit Lehm demonstriert und geübt wurde. Bei My Space, einer ehemaligen Polsterei, die vom Bildhauer Max Seibald saniert wurde, ging es um die Dämmung mit Schafwolle. Beim Holzverarbeitungsbetrieb von Stefan Granig wurden die Dachschindeln besichtigt.

Materialfrage. „Wenn Dachschindeln aus geeignetem Holz wie beispielsweise Lärche gespalten statt geschnitten werden, wenn die Dachneigung ausreicht und sich nirgendwo Wasser stauen kann, dann erreichen die Schindeln eine vergleichbare Lebensdauer wie Ziegel- oder Blechdächer“, erläutert Architekt Kopeinig. „Der Lehmputz in Innenräumen sorgt für einen guten Feuchteausgleich und ein angenehmes Raumklima. Er kann mehr überschüssige Feuchtigkeit aufnehmen als Kalkputz oder Gips und schützt in der Heizsaison vor zu trockener Luft.“ Allerdings muss Lehm von unten und außen gegen Feuchtigkeit geschützt werden. Jener Teil der Schafwolle, der sich nicht zum Stricken von Pullovern eignet, kann aufbereitet und zu natürlichen Dämmstoffen verarbeitet werden.

„Zum Abschluss des Projekts haben wir gemeinsam mit der Fachhochschule Kärnten den Folder ‚Ökologisches Sanieren von historischen Gebäuden erstellt“, sagt Seidler. „Dieser gibt einen kurzen Überblick zu den wichtigsten Schritten beim ökologischen Sanieren historischer Bauwerke“. Der Folder liegt im KEM-Büro und in den Gemeindeämtern von Großkirchheim, Mörtschach und Winklern auf.

Folgeprojekte. Das Wissen aus dem Projekt floss nicht nur in die Renovierung des ehemaligen Klosters und heutigem KEM-Büro ein. „Ein unmittelbarer Nachbar fängt gerade mit dem Sanieren an, eine Workshop-Teilnehmerin aus Winklern ist bereits an der Arbeit. Außerdem kommen bei Sanierungsarbeiten im Schloss und im Schlössl Großkirchheim Lehm und Holzschindeln zum Einsatz“, nennt Seidler Beispiele.