Fachkräfte für angewandten Klimaschutz gesucht

Fachkraefte

Die Energie- und Mobilitätswende braucht nicht nur Innovationen und Investitionen, sondern auch Arbeits- und Fachkräfte für die Umsetzung. Mit einer Fachkräfteinitiative möchte der Klima- und Energiefonds aufzeigen, wie wichtig, sinnstiftend und attraktiv „Green Jobs“ sein können.

Wer hat noch nicht davon gehört oder es am eigenen Leib erfahren? Handwerker:innen zu bekommen, das kann derzeit dauern. Die enorm gestiegenen Energiepreise und die verfügbaren Förderungen haben einen Boom bei der Errichtung von Solaranlagen und neuen Heizsystemen ausgelöst. Das klingt nach goldenen Zeiten für das Handwerk, doch die meisten Betriebe kämpfen neben Lieferschwierigkeiten der Hersteller:innen vor allem mit einem Mangel an qualifiziertem Personal.

Der Arbeitskräftemangel macht sich auch im öffentlichen Verkehr bemerkbar, wie aktuell mehr als 900 offene Stellen bei den ÖBB oder knapp 100 bei den Wiener Linien zeigen. Insgesamt rechnen Expert:innen mit einem Bedarf von bis zu 100.000 Green Jobs für Klimaschutz und Energiewende bis 2030. Zum Fachkräftemangel wurde eine Reihe von Studien erstellt, das Problem beschäftigt unter anderem WKO, AMS und die Politik.

Bremsfaktor. „Dass nun die Menschen aus der Babyboomer-Generation zunehmend in Pension gehen, verschärft die Situation zusätzlich. Der Arbeitskräftemangel bremst die Energie- und Mobilitätswende“, erklärt Heinz Buschmann, Programm-Manager im Klima- und Energiefonds. „Daher bereitet nun auch der Klima- und Energiefonds gemeinsam mit dem BMK eine Fachkräfteinitiative im Rahmen von ‚Just Transition‘ vor. In die vorjährige Ausschreibung für das Programm Klimaschulen wurde das Thema bereits integriert. Schulen, die im Rahmen von Klimaschulen-Projekten dem Fachkräftemangel entgegenwirken, erhalten einen finanziellen Bonus.

Aktuell untersucht Christoph Resch vom Beratungsunternehmen brainbows, wie sich das Thema Fachkräftemangel in die Arbeit der Klima- und Energie-Modellregionen integrieren lässt. Er tut dies vorerst anhand der KEM Unteres Traisental-Fladnitz und wird weitere KEMs in das Projekt miteinbeziehen. „Der Klima- und Energiefonds verfügt mit seinen 124 KEMs und deren Manager:innen über einen Schatz“, meint Resch. „Denn diese arbeiten eng mit ihren Gemeinden, Unternehmen, Schulen und Vereinen zusammen – also mit Akteur:innen, die sich bereits für den Klimaschutz einsetzen.“

 

Lust auf „Green Jobs“ wecken. Das Ziel ist die Erstellung einer Toolbox für KEM-Manager:innen, um auch ihnen das Umsetzen von Aktivitäten gegen den Fachkräftemangel zu erleichtern. „Besonders wichtig für die Berufswahl junger Menschen sind die Familien und die Schulen“, erklärt Resch. „In den Schulen wird Klimaschutz unterrichtet, selten aber mit dem Fokus auf Green Jobs – also auf die Chancen und die spannenden Aufgaben, die sich durch die dringend nötige Energie- und Mobilitätswende ergeben.“

Warum also nicht Installateur:innen, Elektriker:innen, Steuerungs- und Regeltechniker:innen, Energieberater:innen und andere Fachleute zu Workshops in die Bildungseinrichtungen einladen – oder die Heranwachsenden im Rahmen von Exkursionen und Hausmessen in die Betriebe bringen? Gemeinden könnten ihre Klimaschutz-Vorzeigeprojekte, aber auch ihre eigenen einschlägigen Jobangebote noch besser präsentieren. Besonders reizvoll erscheinen auch Projekte, bei denen selbst Hand angelegt wird: etwa, wenn gemeinsam mit Jugendlichen Dachböden gedämmt oder Solaranlagen installiert werden.

„Natürlich können und sollen in derartige Projekte das AMS und die Wirtschaftskammer mit eingebunden werden“, sagt Resch. „Auch regionale Role Models  sind wichtig, um Lust auf die Arbeit an der Energie- und Mobilitätswende zu machen.“ Im Herbst dieses Jahres wird die Toolbox vorliegen – mit zahlreichen Handlungsoptionen, Projektideen und Tipps für eine erfolgreiche Umsetzung.