Ökosoziale Sanierung mit System

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greenstarter im Porträt. Die Architekt:innen Barbara Weber und Laurenz Berger bieten unter dem Titel „Zukunft Bestand“ gesamtheitliche Sanierungen von Wohnhausanlagen als standardisierte B2B-Dienstleistung an.

Gesamtheitlich, skalierbar und seriell replizierbar sollen die Sanierungen der im September 2023 gegründeten projektstudio zt gmbh, kurz PROJEKT, sein. Das von den beiden Architekt:innen entwickelte  Sanierungskonzept mit dem Titel „Zukunft Bestand“ umfasst 20 Maßnahmen, die wie ein Werkzeugkasten konzipiert sind und sicherstellen, dass keine wichtigen Aspekte übersehen werden. Schließlich geht es  darum, den Gebäudebestand mit einem Mal umfassend und langfristig zu verbessern.

Sanierung statt Neubau. „Wir möchten den Gebäudebestand erhalten, ertüchtigen, ergänzen und differenzieren, statt Gebäude abzureißen und neu zu bauen. Denn für die Emissionen, die Abbruch und Neubau eines Gebäudes normalerweise verursachen, können vier bis fünf Gebäude ökosozial saniert werden.“, erklärt Laurenz Berger. „Die Emissionen aus dem Betrieb des Gebäudes werden um bis zu 80 Prozent gesenkt. Durch Aufstockungen schaffen wir außerdem neuen Wohnraum, ohne neu zu bauen – und vermeiden so neben Emissionen auch Bodenverbrauch.“ Auch bei der Sanierung selbst wird CO2 eingespart, indem die Architekt:innen Bau- und Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen einsetzen und damit Kohlenstoff in den Gebäuden speichern. Auch erneuerbare Energie soll produziert und effizient genutzt werden.

Genauso sorgsam wie mit den Gebäuden möchten Weber und Berger mit dem Grünraumbestand umgehen. Dieser soll durch hitzebeständige Jungbäume gesichert und nach Möglichkeit erweitert und ausgebaut werden, um die Klimaresilienz zu stärken. Neue Pflanzen, Gründächer und Wildwiesen können zusätzlich auch die Biodiversität erhöhen – und sorgen für die Kühlung der Gebäude. Auch das Anlegen von Gemeinschaftsgärten ist eine Option.

Sozial inklusiv. Entscheidend bei „Zukunft Bestand“ ist immer auch, die Bewohner:innen aus allen Haushaltsgrößen und Altersgruppen in die Planung miteinzubeziehen. „Ökosozial zu sanieren heißt auch, die Inklusion zu fördern und vulnerable Gruppen zu stärken“, so Barbara Weber. Leistbarkeit und Barrierefreiheit werden groß geschrieben. Last but not least soll auch nachhaltige Mobilität unterstützt werden.

Wie die zwanzig Maßnahmen im Detail aussehen, kann man im Buch „Zukunft Bestand“ lesen, das Weber und Berger am 20. Juni der Öffentlichkeit präsentierten. Darin haben die Autor:innen die ökosoziale Sanierung anhand von zwei repräsentativen Fallbeispielen ausgearbeitet. Diese beiden Wohnhausanlagen stehen beispielhaft für typische Bauweisen des 20. Jahrhunderts – die Ziegelbauweise der 1920er- bis 1950er-Jahre und die Stahlbeton-Fertigteilbauweise der 1960er- und 1970er-Jahre.

Pionier:innen. „Unser Ziel ist, Vorreiter:innen für ökosoziale Sanierungen in Österreich zu werden“, sind sich Weber und Berger einig. Als Auftraggebende und Zielgruppe für Bestandssanierungen mit Zukunft kommen gemeinnützige Bauvereinigungen, private Immobilieneigentümer:innen und Gemeinden in Frage – all jene, die Wohnhausanlagen verwalten, bewirtschaften und künftig sanieren werden. PROJEKT bietet die Sanierungen als standardisierte Dienstleistung an. Diese enthält Planung, Koordination und Integration, Digitalisierung in Planung und Ausführung sowie Evaluierung und Entwicklung.

Gespräche rund um ein erstes Leuchtturmprojekt laufen. An greenstart schätzen Weber und Berger die Vernetzung und das Coaching. „Auch der Pitch bei der KEM-Hauptveranstaltung in Mondsee war eine tolle Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen“, freuen sich Berger und Weber.

 

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Zukunft Bestand

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