Noch bis 28. Februar 2022 können Projekte für das Programm „Energie aus Abwasser“ eingereicht werden. Unterstützt werden Potenzialstudien, Machbarkeitsstudien und die Umsetzung.
Ob aus der Fabrik, der Wäscherei, der Badewanne oder dem Geschirrspüler – ständig fließen großen Mengen an warmem Wasser in unsere Kanäle. „In der Schweiz werden diese Wärmequellen seit vielen Jahren bereits erfolgreich genutzt. Die Einbindung
in Nah- und Fernwärmenetze oder die Direktnutzung bei nahe gelegenen Wärmeabnehmen ist nun auch das Gebot der Stunde in Österreich“, erklärt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.
Dreifache Unterstützung. Das Programm „Energie aus Abwasser“ unterstützt Potenzialstudien mit bis zu 5.000 Euro und Machbarkeitsstudien mit bis zu 10.000 Euro in Form einer Beauftragung. „Wesentlich dabei ist, dass die Einreicher*innen glaubhaft nachweisen können, dass sie das anschließende Investitionsprojekt umsetzen können und wollen“, erklärt Programmleiter Christoph Wolfsegger. Zu prüfen sind die unmittelbaren und langfristigen wasserwirtschaftlichen Auswirkungen auf den Kanal und die Kläranlage (Zulauftemperatur und Abwasserreinigungsprozesse) – es sei denn, der Zulauf zur Kläranlage unterschreitet auch im Winter nicht eine Temperatur von 10°C und die Abkühlung beträgt im Jahresmittel nicht mehr als 0,1°C.
Die Investitionsmehrkosten für die Umweltinvestition werden mit maximal 30 Prozent gefördert. Für kleine Unternehmen und Nicht-Wettbewerbsteilnehmer*innen gibt es einen Zuschlag von 20 Prozent, für mittlere Unternehmen 10 Prozent. Eine Kombination mit Landesförderungen ist möglich.
Beispiel Seefeld. Großes Interesse an Wärme aus Abwasser hat die Gemeinde Seefeld und hier allen voran die Ortswärme Seefeld. Sie betreibt ein 25 Kilometer langes Fernwärmenetz, an das fast alle öffentlichen Gebäude und Hotels mit rund 8.000 Gästebetten angeschlossen sind. Mittels Photovoltaik, Wasserkraft und einer ORC-Turbine wird zusätzlich Ökostrom für etwa 2.000 Haushalte erzeugt. „In den vergangenen Jahren bin ich immer wieder auf das Thema Energie aus Abwasser gestoßen, doch jetzt – angesichts der hohen Öl- und Gaspreise – ist die Zeit reif, ein derartiges Projekt umzusetzen“, erklärt Ortswärme-Geschäftsführer Andreas Glatzl.
Daher reichte er eine Potenzialstudie ein und konnte auch schon in unmittelbarer Nähe zum Standort des Heizkraftwerks eine potenzielle Wärmequelle zum Anzapfen mittels Wärmetauscher und Wärmepumpe identifizieren. Für genaue Zahlen sei es noch zu früh, meint Glatzl, doch er rechne mit „gut 2.000 kW Leistung beziehungsweise maximal zehn Prozent unserer aktuellen Wärmelieferungen“.
Beispiel Leonding. Gleich an vier bis fünf Stellen möchte man in Leonding die Kanäle anzapfen, um öffentliche Gebäude und Kindergärten mit Wärme zu versorgen. „Für uns ist das Neuland“, sagt Markus Höllinger, der als Teamleiter des Tiefbaus für die Kanäle der Stadt zuständig ist. „Noch vor Weihnachten möchten wir die ersten Messungen zu Abwassermengen und Temperaturniveau abgeschlossen haben.“ Im Frühjahr 2022 soll die Potenzialstudie abgeschlossen sein und aufzeigen, ob und wo sich die Kanäle als Wärmespender eignen.