KEM-Manager im Porträt. Er bringt die Elektromobilität ins Rollen und mehr Nachhaltigkeit in Bauprojekte, Schulen und Gärten. Christian Luttenberger und sein Team setzen ihr umfangreiches Know-how in der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Grünes Band Südsteiermark an allen Ecken und Enden ein – und auch weit darüber hinaus: zum Beispiel als Veranstalter der Elektrorallye e-via, die heuer durch weite Teile der Steiermark und Sloweniens führte.
Eigentlich hatte Christian Luttenberger im Maßnahmenkatalog seiner KEM drei Veranstaltungen zur „Optimierung der regionalen Mobilität“ vorgesehen. Aus den drei wurden inzwischen 20 Veranstaltungen, Besprechungen und Exkursionen – und das mit Erfolg. Die Stadtgemeinde Mureck mit Bürgermeister Toni Vukan schaffte drei Elektroautos sowie zwei E-Bikes mit Anhänger an und errichtete fünf E-Ladestationen. Die Gemeinde Sankt Veit in der Südsteiermark betreibt nun ebenfalls ein E-Car und eine E-Ladestation. Vier neue E-Bikes der Gemeinde können auch ausgeliehen werden.
Seit vergangenem Sommer stellen die KEM-Gemeinden St. Veit i. d. S. und Murfeld ihren BürgerInnen außerdem im Rahmen von MOBIL Südwest ein zusätzliches Mobilitätsangebot zur Verfügung. Das dahinterstehende Anrufsammeltaxisystem hat sich in zahlreichen steirischen, aber auch in niederösterreichischen und Kärntner Gemeinden bewährt. „Das war kein KEM-Projekt im engeren Sinn, aber natürlich habe ich die Gemeinden bei der Entscheidungsfindung begleitet, zum Beispiel durch Entwicklung und Diskussion alternativer Angebote mit Regionalbussen“, sagt Luttenberger.
Süd, Ost, West. Die Sache mit den Himmelsrichtungen ist in der KEM Grünes Band Südsteiermark ein wenig kompliziert, fast wie seinerzeit bei den Goten. Doch die Zusammenarbeit klappt heute weitaus besser als in der Spätantike. Aber verlieren Sie jetzt bitte nicht die Orientierung: Der KEM-Manager im Grünen Band Südsteiermark ist seit 2013 Geschäftsführer und seit März 2018 auch Inhaber der Energieregion Oststeiermark GmbH. Als solcher betreut er gemeinsam mit seinem vierköpfigen Team neben dem Grünen Band auch Projekte in den KEMs Energie Erlebnisregion Hügelland, Ökoenergieregion Fürstenfeld, Energieregion Wechselland und Klimafreundlicher Naturpark Almenland.
Umgekehrt ist die von Irmtraud Pribas geleitete Energieagentur Weststeiermark in der KEM Grünes Band Südsteiermark tätig und bietet mit dem Klimaschutzgarten Gosdorf einen Schauplatz für zahlreiche grüne Projekte – zum Beispiel für das im Herbst angelaufene erste Klimaschulen-Projekt der KEM Grünes Band Südsteiermark. Ernährung, Lebensstil, Müllvermeidung und der Umgang mit Rest-Stoffen – Stichwort Upcycling – stehen im Mittelpunkt.
Grünoase. „Der Klimaschutzgarten bietet auch ein wunderbares Experimentierfeld, wenn es um das Anlegen von pflegeleichten Schulgärten geht, die in den Ferien auch ohne Gießen überleben“, so Luttenberger augenzwinkernd. Klimagerechtes Gärtnern, die Pflege alter Sorten und der Kampf gegen Neophyten stehen für Luttenberger und Pribas auch 2019 auf dem Programm. „Im Frühjahr haben wir gemeinsam mit Bürgermeister Gerhard Rohrer einen Schwerpunkt zum Thema Akku-Technologie in der Grünraumpflege und einen Vortrag zum klimagerechten Gärtnern in St. Veit i. d. S. geplant.“ Jede der drei Gemeinden im Grünen Band verfügt über mindestens eine informative Naschecke und der Fruchtfolgeschaugarten der Bioenergie Mureck veranschaulicht konventionelle, und nachhaltige Anbaumethoden – der KEM-Newsletter berichtete.
Strom geben. Als Organisator der Elektrorallye e-via, die 2018 zum vierten Mal stattfand, kooperierte Luttenberger gleich mit 13 steirischen KEMs und mehreren slowenischen Gemeinden. „Bei unseren überregionalen Projekten ergeben sich immer wunderbare Synergien“, freut er sich. „Ich möchte mich daher beim Klima- und Energiefonds und den KEM-ManagerInnen herzlich für die Unterstützung bedanken. Ohne sie wäre eine solche Dichte an Events mit Infos, Gelegenheit zum Ausprobieren der E-Mobilität und Rahmenprogramm nicht möglich gewesen.“
Das Thema Umrüstung der Straßenbeleuchtung kann Luttenberger im Grünen Band bald abhaken. Mureck hatte bereits auf LED umgestellt, als Luttenberger 2014 KEM-Manager wurde. Murfeld mit Bürgermeister Werner Grassl hat im vergangenen Juni 336 Leuchten umgerüstet und spart sich nun zwei Drittel der bisherigen Energiekosten, rund 12.400 Euro im Jahr. In St. Veit i. d. S. läuft nach einem Workshop nun die Bedarfserhebung für eine energieeffiziente Straßenbeleuchtung. 2019 will Luttenberger die Weihnachtsbeleuchtung unter die Lupe nehmen.
Nachhaltige Wärme. Im Rahmen des Leitprojekts Biosolarwärme der AEE NOW wurden Konzepte für drei Betriebe ausgearbeitet, die aufzeigten, wie sie die Sonnenenergie nutzen könnten. „Zwar wurde noch kein Betrieb umgestellt, doch die Solarwärme ist bei einer Reihe von Betrieben zum Thema geworden, vor allem in der Lebensmittelbranche“, so Luttenberger.
Bauen und Sanieren. Bereits konkrete Früchte tragen seine Bemühungen im Bereich Bauen und Sanieren, „Engagierte Bürgermeister sind dabei aber die absolute Basis“, ist Luttenberger wichtig zu ergänzen. So laufen in der Marktgemeinde St. Veit i. d. S. derzeit gerade Neubau, Sanierung beziehungsweise Planung von Kinderkrippe, Veranstaltungszentrum, Bauhof, zwei Volksschulen, Sängerheim und Gemeindehaus. Und beim in Mureck entstehenden Ärztezentrum und Pflegeheim wurden erneuerbare Energien – vor allem Nahwärme und Solarkollektoren sowie Elektromobilität – schon von Anfang an mitberücksichtigt. Auch die zahlreichen Bauberatungsveranstaltungen, zuletzt am 4. Dezember in Mureck, werden in allen Gemeinden sehr gut angenommen.
Christian Luttenberger lebt in Graz. Er studierte Maschinenbau-Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Graz (Studienzweig Energie- und Umwelttechnik), ist Energieberater, aber auch Erwachsenenbildner und eingetragener Mediator. Er trägt also unter seinem langen Haar eine Menge an Wissen, das wie geschaffen für das Management einer KEM ist.
Sanfte Reisemobilität. Selbst im Urlaub kann es Luttenberger nicht ganz lassen. Der soll nämlich so CO2-sparend wie möglich ausfallen. Segeln in der Adria passt da ja gut. Aber wie nach Kroatien kommen? Mit dem durchschnittlichen Elektroauto ist das noch eine Herausforderung. Aber genau dieser wollte er sich mit Partnern im Oktober 2017 und Mai 2018 bereits zweimal stellen und organisierte eine Tour samt Tank- und Besichtigungsstopps im Tesla-Museum, in Nationalparks und bei Rimac, dem kroatischen Hersteller des weltweit schnellsten Elektroautos. „In Kroatien gibt es entlang der Hauptrouten bis heute kaum E-Ladeinfrastruktur, aber es war eine höchst interessante Reise, die wir 2019 gerne wiederholen werden.“