Weder der Biosphärenpark noch die Klima- und Energie-Modellregion oder das e5-Team, sondern ein Brief der SchülerInnen an den Bürgermeister sorgte dafür, dass die Ölheizung aus der Volksschule St. Gerold flog und eine neue Pelletsheizung eingebaut wurde. Eine Tafel Schokolade versüßte das Schreiben.
Albert Rinderer, KEM-Manager im Biosphärenpark Großes Walsertal, veranstaltete im Jänner 2017 eine Energiewerkstatt in der Volksschule St. Gerold. Er erklärte den Kindern, wo Energie gebraucht wird, welche Energieformen es gibt und auch den Unterschied zwischen erneuerbaren und nicht erneuerbaren Energiequellen. Daraufhin schrieben die VolksschülerInnen einen Brief an ihren Bürgermeister und brachten ihr Schreiben persönlich ins Gemeindeamt: „Lieber Bürgermeister Alwin! Wir, die dritte und vierte Schulstufe, wünschen uns eine Heizung mit erneuerbarer Energie! Weil wir eine Umweltzeichenschule sind, ist das ganz wichtig.“ Sie versprachen ihm dafür eine Tafel Schokolade und eine zweite, falls es „schnell geht“.
Wunsch erfüllt. Bürgermeister Alwin Müller nahm seine jungen BürgerInnen ernst und begann prompt zu rechnen. Die Angebote von Installateuren minus Bedarfszuweisung des Landes minus der in Klima- und Energie-Modellregionen erhöhten Förderung des Klima- und Energiefonds brachten das für viele überraschende Ergebnis einer Amortisationszeit von unter zehn Jahren. So beschloss die Gemeinde im Juli 2017 einstimmig den Heizkesseltausch. Öl raus, Pellets rein! Der Umbau erfolgte im September 2017 knapp nach dem ersten Kälteeinbruch.
Die neue Heizung ist nicht nur wirtschaftlich interessant. Durch die Einsparung von rund 8.000 Liter Heizöl wird auch die Umwelt um 27 Tonnen CO2 entlastet. Das Gebäude, Baujahr 1912, beherbergt nicht nur die Volksschule mit 15 Kindern, sondern auch die Bibliothek, einen Besprechungsraum für die Agrargemeinschaft, zwei Proberäume und zwei Kleinwohnungen. „Trotz dieses schönen Erfolgs darf aber die noch notwendige energetische Sanierung des für die Gemeinde so wichtigen Gebäudes nicht aus den Augen verloren werden“, mahnt Rinderer.
Säumige VertragspartnerInnen. Die Schokolade hat sich Bürgermeister Müller jedenfalls redlich verdient – aber bis Redaktionsschluss noch nicht erhalten. „Ich glaube, er sollte zwei Tafeln bekommen“, meint Rinderer und möchte noch vor Weihnachten mit den Kindern und der süßen Belohnung ins Gemeindeamt gehen. Man darf gespannt sein, ob die Kinder weitere Wünsche mitbringen. Dann muss er vielleicht wieder ganz viel rechnen nächstes Jahr, der Bürgermeister Alwin.