In der Klima- und Energie-Modellregion Vorderwald wird ein „ChargerCube“ – ein Container mit Fahrradbügeln, PV-Anlage und Lademöglichkeit für E-Bikes – an Busknotenpunkten getestet. Nach Sulzberg/Fahl und Doren steht der ChargerCube derzeit im Dorfzentrum Langenegg – und erregt auch hier Aufsehen.
Seit vielen Jahren setzt sich KEM-Managerin Monika Forster für das Radfahren im Vorderwald ein. Steter Tropfen höhlt den Stein, und einen Bürgermeister aus der KEM Vorderwald auf dem Dienstweg mit dem E-Bike anzutreffen, ist hier inzwischen nichts Außergewöhnliches mehr. Schließlich wetteifern die Gemeindeoberhäupter seit 2021 miteinander um die meisten am Rad zurückgelegten Kilometer (vgl. Match the Bürgermasta). Und sie spüren am eigenen Leib, wie wichtig eine sichere Radverkehrsinfrastruktur ist, um das klimaschonende Radfahren sowie die Kombi „Rad und Bus“ auch in der breiten Bevölkerung populär zu machen.
Von 2019 bis 2021 aktualisierten die KEM-Gemeinden ihr Radroutenkonzept aus dem Jahr 2011. „Eine sichere Radverkehrsinfrastruktur zu schaffen ist teuer, gerade in unserer Region mit vielen Hügeln und Tälern. Da braucht es dann vielerorts auch Brücken oder Stützmauern zur Hangbefestigung“, erklärt Forster. „Selbst die Vorstudien dazu übersteigen das KEM-Budget bei Weitem.“ Daher kooperiert die KEM beim Thema Radfahren eng mit dem LEADER-Programm. So konnte ein Fachplanungsbüro mit Unterstützung der Regionalentwicklung Vorarlberg eGen in den Jahren 2021 und 2022 eine Studie namens Radeln im Grenzbereich erstellen. Darin wurden vier gemeindeübergreifende und grenzüberschreitende Radrouten auf Vorprojektniveau geplant – und ein Pilotversuch mit dem ChargerCube.
Ein Experiment. „Der ChargerCube wird jeweils für sechs Monate neben wichtigen Bushaltestellen in verschiedenen Gemeinden aufgestellt – nach Sulzberg/Fahl und Doren nun in Langenegg und danach voraussichtlich in Lingenau. Wo er auch steht, regt er Diskussionen zum Thema Radfahren an“, sagt Forster. Der leicht mit einem LKW zu transportierende Container beherbergt acht Radabstellbügel, zwei Ladestationen mit einer großen Steckerauswahl sowie eine PV-Anlage auf dem Dach. So können die meisten E-Bike-Modelle nicht nur abgestellt, sondern auch mit dem vor Ort produzierten Sonnenstrom kostenlos geladen werden. Getestet wird nicht nur, wie gut der ChargerCube angenommen wird, sondern auch das Prozedere für dessen Betreuung.
„Zu den Learnings unseres Experiment zählt unter anderem, dass sichere Radabstellplätze bei Busstationen sehr wichtig sind, es bislang weder Vandalismus noch Raddiebstähle gab und dass die Möglichkeit zum Laden in unserer Region gar nicht so wichtig ist“, zieht Forster eine Zwischenbilanz. „Aber bei hoch gelegenen Ausflugszielen könnte das Ladeangebot durchaus sinnvoll sein.“
Multimodale Verknüpfung. Sehr wichtig sei es auch, den ChargerCube – und auch einfachere Radabstellanlagen – wirklich direkt neben den Haltestellen aufzustellen, um den Radfahrenden nach dem Treten nicht auch noch einen Fußmarsch zuzumuten. Auch am ChargerCube selbst könnten noch Verbesserungen vorgenommen werden. So wurde von Nutzer:innen rückgemeldet, dass der Abstand zwischen den Radbügeln zu gering sei und dass längere Bügel ein sicheres Absperren erleichtern würden.
Letztendlich soll die Anlage bei jener Busstation im Vorderwald dauerhaft aufgestellt werden, bei der sie am intensivsten genutzt wurde. Zwölf mögliche Standorte für künftige Mobilitätsknoten zwischen Bus und Rad wurden vom Energieinstitut Vorarlberg bereits identifiziert und analysiert. Der ChargerCube um rund 40.000 Euro (davon 60 Prozent EU-Förderung) soll, so der Sulzberger Bürgermeister Lukas Schrattenthaler, auch als „Werbeträger für nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum“ dienen.
Der Weg zum Bus. Noch aber braucht es eine gewisse Portion Mut, um im Vorderwald mit dem Rad zum Bus zu fahren. Denn das heißt oft, auf der Landesstraße im dichten Mischverkehr zu fahren. Genaue Plandarstellungen für alle vier Radrouten sowie eine Übersicht zu Grundstücksablösen und den genauen Kosten liegen nun dank „Radeln im Grenzbereich“ vor. Wenn alles klappt, könnte bereits im nächsten Jahr mit dem Bau einer Radverbindung zwischen Hittisau und Riefensberg begonnen werden. Auch für die Strecke Lingenau–Langenegg sind die Detailplanungen bereits fertig und werden derzeit diskutiert. „Genau zwischen den beiden Gemeinden liegt der Fußballplatz. Wäre doch wunderbar, wenn die Kinder und Jugendlichen selbstständig mit dem Rad zum Training fahren könnten“, hofft Forster auf eine baldige Umsetzung.