Klimagipfel im Vorderwald

Klimagipfel

Drei regionale Klimaziele zu mehr Energieselbstversorgung und weniger Verbrauch bis 2030 haben die neun Gemeinden der Klima- und Energie-Modellregion Vorderwald beschlossen. Und da die Bürgermeister diese Ziele medienwirksam auf einem Berggipfel unterzeichneten, sind die gefällten Entscheidungen nun auch ein viel diskutiertes Thema im Tal und weit darüber hinaus.

Der Weg zum Gipfel des 1.411 Meter hohen Renkknies ist durchaus anstrengend. Doch der herrliche Rundumblick auf den Vorderwald, den Bregenzer Wald und das Allgäu waren den Aufstieg wert. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem, was die neun Bürgermeister der KEM Vorderwald auf diesem Gipfel unterschrieben haben: Es wird nicht ganz einfach, aber wenn man rundum blickt – auf die Klimakrise, die Energieabhängigkeit, den Ukraine-Krieg und die enorm gestiegenen Energiepreise –, dann gibt‘s wohl keinen schöneren Ausblick als die beschlossenen regionalen Klimaziele.

Drei Ziele. Bis 2030 werden alle gemeindeeigenen Gebäude und Anlagen zu 100 Prozent mit erneuerbarem Strom aus der Region versorgt und heizölfrei sein. Zudem wird die Straßenbeleuchtung in der gesamten Region zur Gänze auf effiziente Leuchtmittel umgestellt. Da es im öffentlichen Bereich nur noch je einen Ölkessel in Sibratsgfäll und Doren gibt und nur noch 120 Lichtpunkte auf LED umzurüsten sind, scheinen zwei der Ziele nicht allzu schwierig. Doch die bilanziell vollständige Versorgung der gemeindeeigenen Gebäude mit Ökostrom ist ambitioniert.

„Mangels geeigneter Wind- und verfügbarer Wasserkraftstandorte werden wir innerhalb der nächsten acht Jahre 1,6 MWp Photovoltaik errichten. Zum Vergleich: Seit 2010 haben wir nur 0,6 MWp zugebaut“, beschreibt KEM-Managerin Monika Forster die Herausforderung. „1,6 MWp entsprechen der Fläche eines großen Fußballplatzes.“ Nicht jede KEM-Gemeinde hat auf ihren Dächern genug Platz zur vollständigen Eigenversorgung mit Sonnenstrom, doch insgesamt sind ausreichend Flächen vorhanden. Für 2023 plant die KEM ein regionsweites Bürgerbeteiligungsmodell.

Energiegemeinschaft. „Die zusätzliche Erzeugungskapazität soll auch unsere im Mai gegründete Erneuerbare Energiegemeinschaft (EEG) stärken“, erklärt Forster. Aktuell leisten dabei die Gemeinden Hittisau, Langenegg und Sibratsgfäll die Pionierarbeit bei Messung, Verteilung und Abrechnung des geteilten Stroms. „Sobald alles reibungslos und weitgehend automatisiert läuft, werden wir zunächst die anderen KEM-Gemeinden, später auch die Bevölkerung und die Betriebe einladen, sich der EEG Vorderwald anzuschließen“, so Forster. Schritt für Schritt eben. So, wie auch das Motto des Klimagipfels lautete.

Die Idee zum Klimagipfel hat Monika Forster gemeinsam mit dem Sibratsgfäller Energieteammitglied Gebhard Kolb und der Hittisauer Grafikerin Christiane Eberle ausgeheckt und ausgearbeitet. Als „analoges Monitoring“ baute Kolb eine dreiseitige Pyramide, die von Eberle als 25-teiliges Puzzle gestaltet wurde. Ein Puzzleteil steht zum Beispiel für 80 kWp neu errichtete PV-Kapazität oder den Tausch eines Ölkessels. Mindestens drei Puzzleteile werden schon im kommenden Jahr für die PV-Anlagen auf den Schulen in Hittisau montiert. „Ist das Puzzle voll, bleiben immer noch zwei Seiten der Pyramide“, schmunzelt Forster. Die nächste Seite könnte beispielsweise der Mobilität gewidmet werden.

Mehr als ein Event. So symbolträchtig die Pyramide neben dem Gipfelkreuz mit den Unterschriften der Bürgermeister sein mag, umso wichtiger ist, dass auch alle Gemeinderatsbeschlüsse bereits gefasst sind. Der ORF Vorarlberg berichtete in Radio und Fernsehen, die Vorarlberger Nachrichten widmeten dem Klimagipfel ein Coverfoto und mehrere Artikel. Beeindruckt zeigt sich auch Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds: „Der Vorderwald ist ein echtes Vorbild für das ganze Land, auch mit diesem Klimagipfel.“ Und auf der Website der Energieregion Vorderwald kann man das Ereignis aus Drohnenperspektive nachverfolgen. Bleibt nur noch zu erwähnen, dass auch alle wieder heil und ohne Knieverrenkung vom Renkknie heruntergekommen sind.