Anna Breuer widmete ihre Masterarbeit an der Universität für Bodenkultur der Klima- und Energie-Modellregion Freistadt. Sie wollte wissen: Welchen Beitrag kann die Umsetzung der Klima- und Energie-Modellregion Freistadt zur Energiewende auf regionaler Ebene leisten? Welche Hindernisse und Erfolgsfaktoren kennzeichnen diesen Umsetzungsprozess?
Anna Breuer studierte Umwelt- und Bioressourcenmanagement und legte ihren Fokus dabei vor allem auf die Themen Klima und regionale Entwicklung. Die angehende Diplomingenieurin erfuhr durch einer Studienkollegin vom Programm Klima- und Energie-Modellregionen. „Mir gefiel der Bottom-up-Ansatz und die Ankurbelung der regionalen Wertschöpfung“, erklärt Breuer und nennt drei Gründe, warum sie gerade die KEM Freistadt als Forschungsobjekt auswählte. „Freistadt war eine der ersten österreichischen KEMs und sie dient auch in anderen Studien als Fallbeispiel. Außerdem stammt mein Vater aus Freistadt – ich kenne die Region daher gut.“
Innovative Nische. Ihre Masterarbeit „Regionale Energie- und Klimaschutzmaßnahmen in Österreich anhand der Klima- und Energiemodellregion Freistadt“ enthält einen theoretischen und einen empirischen Teil. Der Arbeit zugrunde legte Breuer die Mehrebenen-Perspektive (MLP) nach Geels. Sie bezog vorliegende Studien sowie KEM-Umsetzungsberichte mit ein und führte acht Interviews mit Expert:innen aus der KEM und ihrem Umfeld.
„Die KEM Freistadt leistete wichtige Arbeit beim Auf- und Ausbau des regionalen Akteursnetzwerks, das sich für Energie- und Klimaschutzmaßnahmen einsetzt. Sie initiierte zahlreiche Kooperationen, trug zur Bewusstseinsbildung bei und machte – auch im Austausch mit anderen KEMs – sehr wichtige Lernprozesse im Zuge der Energiewende durch. Die KEM kann dadurch sehr gut auf Herausforderungen vor Ort reagieren und hat einen guten Zugang zu Politik und Wirtschaft“, fasst Breuer zusammen.
PV verzehnfacht. Wohl einzigartig im Bereich der KEMs ist die Gründung von HELIOS Sonnenstrom, die anfangs nicht unumstritten war, letztlich aber zahlreiche Arbeitsplätze schuf und den Sonnenstromanteil im regionalen Stromnetz von ein auf zehn Prozent hinaufschnellen ließ. Wenig erfolgreich schätzt Breuer dagegen die Bemühungen der KEM im Bereich Mobilität ein. Denn trotz Aufbaus des E-Carsharings MühlFerdl und weiterer Maßnahmen hat der Kfz-Verkehr stark zugenommen.
„Im Mobilitätsbereich kann die KEM zur Belebung der Ortskerne und zum Ausbau der Radinfrastruktur beitragen. Sie hat in Zusammenarbeit mit den Gemeinden bei der Raumplanung und bei Flächenumwidmungen einen gewissen Spielraum“, so Breuer. Insgesamt brauche es für den Umbau des Energie- und Mobilitätssystems „drastische Maßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene“. Und auch die KEMs selbst sollten gestärkt werden.
Aus eins mach zwei. Die KEM Freistadt ist übrigens seit Anfang 2022 Geschichte. Aufgrund der enormen Größe mit 23 Gemeinden und mehr als 56.000 Einwohner:innen wurde sie aufgeteilt. Sonja Hackl ist nun KEM-Managerin der KEM Mühlviertler Kernland, Tobias Steurer KEM-Manager der KEM Mühlviertler Alm. Die beiden neuen KEMs sind nun auch deckungsgleich mit den LEADER-Regionen, was die Kooperation erleichtert.