Vom Sommergast zum KEM-Manager

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KEM-Manager im Porträt. Omas Sommerhütte am Schotterteich war Patrick Wagenhofers erster Anknüpfungspunkt zur Region Ebreichsdorf. Nun kümmert er sich als Manager der KEM Ebreichsdorf um die Förderung des Radverkehrs und eine bessere Verknüpfung des öffentlichen Verkehrs. Denn was nützen die guten Verbindungen von und nach Wien, wenn die erste und letzte Meile mangels abgestimmter Busfahrpläne zum Geduldspiel wird?

„Die meisten Wege in unserer KEM sind kurz. Allerdings wird unsere Region durch die Autobahn, Bahntrassen und Fließgewässer durchschnitten, weshalb es nicht ganz einfach ist, mit dem Rad einen passenden Weg abseits der Hauptverkehrsströme zu finden“, erklärt Patrick Wagenhofer. Also erstellte er heuer eine Freizeitkarte und versandte sie an alle Haushalte in der Kleinregion Ebreichsdorf. Im Mai 2019 soll der Pilgerradweg, der eine perfekte Ost-West-Ergänzung zu den sonst von Nord nach Süd führenden Verbindungen bildet, neu ausgeschildert werden. Bei der Gelegenheit möchte der KEM-Manager die Route auch auf Gefahrenstellen und Fahrbahnschäden untersuchen. Schließlich soll das Radeln sicher und komfortabel sein.

ÖV-Neuausschreibung. Weniger Autoverkehr wollen die BürgermeisterInnen der Kleinregion auch durch neue Buslinien erreichen. Der Zeitpunkt ist günstig, da der Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) demnächst den öffentlichen Busverkehr neu ausschreibt. Die KEM hat dazu im Vorfeld eine Mobilitätsbefragung durchgeführt. „Wir haben mit Südbahn, Ostbahn, Pottendorfer Linie und Aspangbahn zwar sehr gute Bahnverbindungen nach Wien, doch es fehlt an Querverbindungen. Bahn und Bus sind schlecht aufeinander abgestimmt, so müssen  SchülerInnen oft bis zu 45 Minuten vor der Schule auf ihren Bus warten, weil der Bus davor mit dem Pausenläuten schon gefahren ist. Auch fehlt eine sinnvolle Buslinie in die Bezirkshauptstadt Baden“, fasst Wagenhofer zusammen. Rund ein Drittel der Befragten wünscht sich zudem ein besseres ÖV-Angebot in den Abendstunden.

Fehler im System deckte auch der Solaranlagencheck im Frühjahr 2017 auf. In detektivischer Manier eruierte Wagenhofer BesitzerInnen von thermischen Solaranlagen. Immerhin 22 waren bereit, 59 statt 255 Euro für den Anlagencheck zu bezahlen. Es war gut investiertes Geld, denn keine der Anlagen arbeitete so, wie sie sollte. „Das war allerdings zu erwarten, denn die meisten der teilnehmenden AnlagenbetreiberInnen hatten bereits im Vorfeld den Verdacht, dass ihre Anlage nicht richtig funktioniere“, weiß Wagenhofer. „Sehr oft gab es Probleme mit der Regelung der Anlage, einerseits bei den Durchflussmengen, anderseits bei der Bevorzugung der Solarwärme. Viele Anlagen wurden nie gewartet.“

Im März 2019 fällt der Startschuss zu einem Kompostprojekt. „Wir möchten Grasschnitt aus der Region in der Region in hochwertigen Kompost verwandeln“, so Wagenhofer. „Dieser ist bei unseren Bio- und Weinbauern sehr gefragt – und hoffentlich auch bei den Bürgern.

Reiche Windernte. Patrick Wagenhofer übernahm Anfang 2016 das KEM-Management in Ebreichsdorf vom Energiepark Bruck. Im September 2017 konnte er ernten, was seine VorgängerInnen gesät hatten, nämlich den Windpark Hof / Seibersdorf mit zwölf Windrädern und 36 Megawatt Leistung. „Zwei weitere Windparks sind in Planung“, freut sich Wagenhofer – und auch darüber, dass die KEM Ebreichsdorf bereits heute mehr erneuerbaren Strom produziert, als sie verbraucht.

Wagenhofer studierte Handelswissenschaften an der WU Wien und absolvierte den Lehrgang „Management und Umwelt“. Er startete seine berufliche Laufbahn als Investmentfonds-Manager und beschäftigte sich später mit nanotechnischen Beschichtungen, bevor er in den Energiebereich wechselte. Als Karenzvertretung für Christoph Wolfsegger managte er 2011 im Klima- und Energiefonds unter anderem die Programme Klima- und Energie-Modellregionen sowie Mustersanierung.

Unternehmergeist. Mit seiner Wagenhofer Erneuerbare Energien GmbH errichtete er im burgenländischen Strem ein Photovoltaikkraftwerk mit 1,34 MWp Spitzenleistung. Ein weiteres Megawatt soll noch dazukommen. Die Anlage wurde mit dem Bezirksblätter-Regionalitätspreise 2017 ausgezeichnet. Von 2012 bis 2016 war Wagenhofer Manager der KEM Energy Shopping Vösendorf. Hier wollte er die Dächer der Shopping City Süd mit Solarpaneelen zupflastern, was jedoch an deren bescheidener Statik scheiterte. Sein Nachfolger, Michael Krula, möchte das Einkaufsareal nun über Carports mit Sonnenstrom versorgen.

Patrick Wagenhofer lebt in Wien, hat aber dank seiner Großmutter seit seiner Kindheit einen Bezug zur Region. Omas Badehütte am Schotterteich ist für ihn, seine Partnerin und die beiden Töchter nach wie vor ein beliebtes Sommerdomizil. Schwimmen und Squash zählen zu den liebsten Freizeitbetätigungen des KEM-Managers. Derzeit besucht er auch einen Selbstverteidigungskurs. „Falls die Argumente einmal doch nicht reichen sollten“, meint Wagenhofer mit Augenzwinkern.