KEM-Manager im Porträt. Während hoch oben die Pasterze wegschmilzt, kämpft Mario Wallner im Tal gegen den Klimawandel an. Der passionierte Bergsportler setzt sich in der KEM Pinzgau Nationalparkregion intensiv für die nachhaltige Mobilität, den Ausbau erneuerbarer Energie und die Kreislaufwirtschaft ein.
Die nachhaltige Mobilität liegt Mario Wallner besonders am Herzen, und er bringt sie schon den Kleinsten näher. Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche 2023 gelang es dem KEM-Manager gemeinsam mit der Nachbar-KEM Nachhaltiges Saalachtal, fast alle Volksschulen im gesamten Bezirk Pinzgau zum Mitmachen zu bewegen. So beschäftigten sich Kinder in allen 28 Gemeinden des Bezirks Zell am See mit dem Verkehr und verwandelten den Asphalt in „blühende Straßen“, was auch auf großes regionales Medieninteresse stieß.
Alltagsradverkehr. „Unsere Radverkehrsinfrastruktur mit vielen baulich getrennten Radwegen ist schon recht gut, wurde großteils jedoch für den Tourismus und Freizeitsport errichtet“, erklärt Wallner. So manche Strecke kommt auch dem Alltagsradverkehr zugute, in anderen Bereichen schlängeln sich die Radrouten entlang der Gewässer und Sehenswürdigkeiten durch die Gegend. „Es gibt vielerorts aber auch kürzere Strecken für die täglichen Fahrten. Wir sind nun dabei, auch diese Wege ausfindig zu machen und in Folge besser zu markieren und zu beschildern sowie den Bedarf an zusätzlichen Radverkehrsanlagen zu erheben.“
Aber ist die Region am Fuß von Großglockner und Großvenediger nicht zu steil für weniger sportliche Radfahrer:innen? „Natürlich gibt es kleinere Siedlungen hoch oben. Im Tal trifft man jedoch nur vereinzelt auf größere Steigungen, die aber problemlos zu bewältigen sind – erst recht mit einem E-Bike. In meiner Zeit in Graz habe ich wahrscheinlich im Alltag mehr Höhenmeter mit dem Rad absolviert als jetzt wieder daheim“, schmunzelt Wallner.
Verkehrsarten verknüpfen. Auch multimodale Knoten sind ein wichtiges Thema in der KEM. Denn die Bahnhöfe der Westbahn und der Pinzgauer Lokalbahn liegen meist außerhalb der Ortschaften, und da ist die Kombination Rad und Bahn eine nachhaltige Option. So wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche überdachte Radabstellplätze bei den Bahnhöfen errichtet, selbst bei vielen kleinen Haltestellen. „Nun sind wir auch dabei, uns genau anzusehen, wo es bei den Bushaltestellen Verbesserungsbedarf in Sachen Sicherheit, Fahrgastkomfort und Radabstellanlagen gibt“, so Wallner.
Auch fürs E-Carsharing hegt der KEM-Manager ambitionierte Pläne. Derzeit gibt es in Mittersill einen elektrischen Achtsitzer zum Ausleihen, in Bruck an der Großglocknerstraße ein E-Auto und zwei in Schüttdorf. Im restlichen Bezirk sind Carsharingautos in Weißbach bei Lofer, St. Martin bei Lofer und Leogang im Einsatz. Gemeinsam mit der LEADER-Region und der Nachbar-KEM ist Wallner dabei, die verschiedenen Verleihsysteme zu vereinheitlichen und das E-Carsharing schrittweise in allen 28 Gemeinden des Bezirks einzuführen. So können künftig E-Cars auch außerhalb des eigenen Ortes über ein und dieselbe Buchungsplattform reserviert werden.
EEGs mit Wasserkraft. Wallner unterstützt die KEM-Gemeinden* auch beim Aufbau von Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften. So war er maßgeblich an der Gründung der regionalen EEGs Stuhlfelden, Krimml und der EEG Bruck und Pinzgauer Zentralraum beteiligt. Während in den meisten EEGs nur Strom aus Photovoltaik geteilt wird, beteiligt sich in Bruck auch ein Kleinwasserkraftwerk und in Stuhlfelden das Trinkwasserkraftwerk der Gemeinde an den Energiegemeinschaften.
„So können diese beiden EEGs auch in der Nacht Strom teilen“, weist Wallner auf diese Besonderheit hin. „Wir haben in der Region bereits einige Trinkwasserkraftwerke in Betrieb und mehr als 100 kleine und mittlere Wasserkraftwerke. Es besteht in beiden Bereichen noch Ausbaupotenzial. Und so ist die Wasserkraft auch bei der Vorbereitung weiterer Energiegemeinschaften in anderen Gemeinden ein sehr wichtiges Thema.“
Unabhängig von der KEM entstand auch die „Energiegemeinschaft SalzachSonne – Mittersill“. Die Stadtgemeinde selbst bereitet eine weitere EEG vor.
Auch beim Klimagipfel im heurigen Sommer und beim dazugehörigen Klimaforum wurde das Thema Energiegemeinschaften und Kleinwasserkraft eifrig diskutiert. Einen weiteren Programmschwerpunkt bildete die Energieeffizienz. Die Veranstaltung fand heuer bereits zum siebenten Mal statt.
Die KEM hat weiters Repair-Cafés in Bruck und in Lend auf die Beine gestellt und eine Kleidertausch-Party organisiert. Nun arbeiten die Repair-Cafés selbstständig weiter. Außerdem versucht Wallner, Lebensmittelproduzent:innen und Tourismusbetriebe weiter zu vernetzen, damit die Gäste noch stärker mit regionalen Köstlichkeiten versorgt werden können. Derzeit arbeitet Wallner am Umsetzungskonzept für die dritte Weiterführungsphase der KEM. Dieser werden sich auch Zell am See und Kaprun anschließen, nachdem dort die Schwerpunktregion Tourismus ausgelaufen ist.
Der Berg ruft. Demnächst möchte der KEM-Manager gemeinsam mit Protect Our Winters auch einen Workshop für Tourenführer:innen organisieren, denn eine Umfrage unter Bergführer:innen hat gezeigt, dass sich 90 Prozent von ihnen mehr Informationen zum Thema Klima wünschen. Einerseits möchten sie diesbezügliche Fragen der Tourist:innen kompetent beantworten können, anderseits geht es natürlich auch um die Sicherheit: Wie soll man sich in Zeiten des Klimawandels am Berg verhalten? Die wichtigsten Informationen sollen auch in einen Flyer einfließen.
Mario Wallner studierte Umweltsystemwissenschaften mit dem Fachschwerpunkt Gebirgsgeographie und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz. Danach kehrte er in seinen Heimatort Piesendorf (in der Nähe von Kaprun) zurück. Er absolvierte Praktika bei der KEM Energiereich Oberpinzgau, beim Nationalpark Hohe Tauern und am Sonnblick-Observatorium der Geosphere Austria. Im März 2022 löste er Georgia Winkler-Pletzer als KEM-Managerin der KEM Pinzgau Nationalparkregion ab. Wallner hat auch die Bergführer-Ausbildung abgeschlossen – und wann immer möglich zieht es ihn zum Bergsteigen, Klettern und Skifahren in die Berge.
* Die KEM Pinzgau Nationalparkregion besteht aus den Gemeinden Bramberg am Wildkogel, Bruck an der Großglocknerstraße, Fusch an der Großglocknerstraße, Hollersbach im Pinzgau, Krimml, Lend, Mittersill, Neukirchen am Großvenediger, Niedernsill, Piesendorf, Rauris, Stuhlfelden, Taxenbach, Uttendorf und Wald im Pinzgau.
Weitere Informationen:
KEM Pinzgau Nationalparkregion
KEM Pinzgau Nationalparkregion auf klimaundenergiemodellregionen.at