Früher zahlten die Gemeinden der KEM Ebreichsdorf für die Entsorgung ihres Grünschnitts. Nun lassen sie ihn in hochwertige Humusprodukte verwandeln und bieten diese unter der Marke „mei erd“ ihrer Bevölkerung zu einem marktüblichen Preis an. Ein regionaler Ressourcen- und Geldkreislauf entsteht.
Für ein gutes Produkt braucht man gute Zutaten und für ein gutes Projekt ausreichend Vorbereitungszeit. Das weiß auch Patrick Wagenhofer, der die KEM Ebreichsdorf managt. Nachdem in einer KEM-Sitzung mit den BürgermeisterInnen die Idee zur besseren Nutzung des in den Gemeinden anfallenden Grünschnitts geboren wurde, holte er sich für sein regionales Kompostprojekt zuallererst den Kompostexperten Urs Hildebrandt mit an Bord. Der steuerte gewissermaßen das Rezept für „mei erd“ bei. Er hielt einen Vortrag in der Region, schaffte es, alle Anwesenden zu begeistern und begleitete die Gemeindeverantwortlichen der KEM zu einer Exkursion nach Oberösterreich.
Höchste Qualität. „In Oberösterreich ist uns die Kompostwirtschaft um etliche Jahre voraus“, erklärt Wagenhofer. „Nun können wir dieselbe hohe Qualität zwar nicht innerhalb unserer KEM, aber bei zwei Betrieben ganz in der Nähe herstellen.“ Die Biomasserecycling GmbH in Münchendorf und Natürlich Kopp in Traiskirchen produzieren „mei erd“ in fünf Sorten: Kompost, Blumenerde, Pflanzenerde, Hochbeeterde und Rasenerde.
Der Kompost aus Münchendorf erzielte den ersten Preis beim KompOskar 2017/18, der vom Kompost & Biogasverband Österreich vergeben wurde. Aber was macht die Qualität aus? Erstens wird nur Gras- und Grünschnitt verarbeitet. Verunreinigungen – zum Beispiel durch Fehlwürfe in die Biomasse-Tonne – können dadurch ausgeschlossen werden. Zweitens werden kleinere Mieten angelegt. Das heißt, das Ausgangsmaterial wird nicht so hoch aufgeschichtet, wodurch immer und überall ausreichen Sauerstoff für die erwünschten Bakterien vorhanden ist und Fäulnisprozesse vermieden werden. Drittens werden wichtige Kennwerte des Prozesses im Material täglich gemessen und die Miete dann bei Bedarf befeuchtet und/oder gewendet. Diese sehr aufwändige Vorgehensweise gewährleistet ein sehr gut umgesetztes und homogenes Endprodukt.
Selbstverständlich sind die Produkte absolut torffrei. „Konventionelle Erde aus dem Bau- oder Supermarkt enthält hohe Mengen an Torf, oft mehr als die Hälfte des gesamten Inhalts“, so Wagenhofer. „Damit werden nicht nur einzigartige Biotope zerstört, sondern auch höchst wirksame CO2-Speicher. Was die Moore über Jahrtausende eingespeichert haben, entweicht dann aus Blumentöpfen und Gärten.“ Auch das angewendete Kompostierverfahren sowie die kurzen Transportwege tragen zur Reduktion von CO2-Emissionen bei.
Pfandsäcke. Vertrieben wird „mei erd“ über die Bauhöfe und Altstoffsammelzentren der KEM – und das zu marktüblichen Preisen. Sie sind mit jenen für andere torffreie Produkte vergleichbar. Der Kompost kann kubikmeterweise verladen oder in 20-Liter-Säcken bezogen werden. Für die Säcke wird ein Pfand in der Höhe von fünf Euro eingehoben. So bleibt nicht nur der Grünschnitt in der Region, sondern auch die Verpackung.