E-Autos werden für den Massenmarkt laufend attraktiver, gleichzeitig gibt es in der öffentlichen Diskussion häufig verunsichernde Behauptungen. Die Expertinnen und Experten des Klima- und Energiefonds sowie des VCÖ haben die wichtigsten Fragestellungen einem kritischen Check unterzogen sowie aus Klimaschutz-, Wirtschafts- und Nutzerperspektive beleuchtet. Ergebnis ist der „Faktencheck E-Mobilität“, der aktuelle Zahlen, Daten und Analysen kompakt zusammenfasst und gängige Mythen entkräftet.
Es ist eine Behauptung, die sich hartnäckig hält: E-Autos seien weder leistbar noch alltagstauglich. Der Faktencheck E-Mobilität widerlegt diese Befürchtungen. In der Anschaffung sind E-Autos derzeit zwar noch teurer als jene mit Verbrennungsmotoren, jedoch amortisiert sich der Kauf meist innerhalb weniger Jahre. Dazu tragen das E-Mobilitätspaket von Umweltministerium, Verkehrsministerium und Automobilimporteuren in Höhe von 72 Millionen Euro, aber auch steuerliche Anreize und die deutlich geringeren Betriebskosten bei. Zudem sind 94 Prozent aller Autofahrten in Österreich kürzer als 50 Kilometer – diese Strecken sind für moderne E-Autos, die mit einer Ladung problemlos 200 Kilometer und mehr zurücklegen, keinerlei Herausforderung mehr.
EU-Spitzenreiter. „Der Umstieg auf ein abgasfreies E-Auto senkt nicht nur die Belastung für das Klima und die Gesundheit, sondern schont letztlich auch die Geldbörse: E-Auto-BesitzerInnen sparen im Schnitt 500 bis 600 Euro an Treibstoffkosten pro Jahr. Zusätzlich senken deutlich geringere Ausgaben für Versicherung und Wartung die laufenden Kosten“, betont Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. „Herr und Frau Österreicher haben den Trend erkannt – und die Nase vorn: Bei Neuzulassungen sind wir im ersten Halbjahr 2017 mit einem E-Auto-Anteil von 1,4 Prozent EU-Spitzenreiter.“
Teilweise wird behauptet, E-Autos seien in Wirklichkeit umweltschädlich. In der Produktion verbrauchen sie derzeit tatsächlich mehr Energie als Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Ein entscheidender Faktor ist jedoch der Strommix: Gerade hier hat Österreich deutliche Vorteile gegenüber anderen Staaten. Berücksichtigt man den gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge inklusive Batterieproduktion, verursachen Elektrofahrzeuge gegenüber fossil betriebenen Kfz um 70 bis 90 Prozent weniger CO2.
Neunmal weniger CO2. Während Elektroautos, betrieben mit 100 Prozent Ökostrom, über den Fahrzeuglebenszyklus nur rund 20 Gramm CO2 pro Personenkilometer verantworten, emittiert der durchschnittliche Benziner und Diesel mit rund 175 Gramm CO2 pro Kilometer fast neun Mal soviel. Ulla Rasmussen vom VCÖ bestätigt: „Der Verkehrssektor ist für 80 Prozent des österreichischen Erdölverbrauchs verantwortlich. E-Autos bieten eine umweltverträglichere Alternative, wenn der Anteil erneuerbarer Energie erhöht wird und eine echte Mobilitätswende eingeleitet wird. Gerade Österreich ist hervorragend geeignet, die deutlich bessere Ökobilanz im Vergleich zum Verbrenner auszunutzen. Zudem reduzieren Elektromotoren auch den Verkehrslärm und die Gesundheitsbelastung durch gefährliche Schadstoffe wie Stickoxide.“
Ein weiterer Mythos lautet, der erhöhte Strombedarf für E-Autos könne nur mit Fossil- und Atomenergie gedeckt werden. Der Umstieg auf das E-Fahrzeug geht zwar mit einem höheren Strombedarf einher, zugleich wird aber der Gesamtenergiebedarf durch die Effizienz des Elektromotors gesenkt. „Stiegen rund 20 Prozent aller Pkw-NutzerInnen in Österreich auf Elektroantrieb um – das wären eine Million Fahrzeuge –, würde der heimische Strombedarf gegenüber dem Jetztstand rechnerisch nur um rund 3,6 Prozent steigen“, weiß Faktencheck-Autor Georg Günsberg. Diese Menge ist in den kommenden Jahren relativ leicht durch neue Ökostromanlagen in Österreich abdeckbar. Wie eine aktuelle Studie der TU Wien zeigt, ist eine vollständige Abdeckung des heimischen Strombedarfs mit erneuerbarer Energie bis 2030 umsetzbar – und das ohne signifikante Mehrkosten.
Wirtschaftstreiber und Jobmotor. Auch der heimischen Wirtschaft kommt der internationale Ausbau der E-Mobilität zugute. Zahlreiche Unternehmen profitieren bereits jetzt vom Trend zum E-Auto, zum Beispiel als Batterie-Entwickler oder Zulieferer von Hightech-Kabeln und Informationstechnologien. Laut der E-MAPP-Studie zur heimischen Produktion durch E-Mobilität können bis 2030 insgesamt bis zu 33.900 Jobs entstehen und 3,1 Milliarden Euro Wertschöpfung in Österreich generiert werden. Zusätzlich bringt der Ausstieg aus dem fossil betriebenen Auto Milliardeneinsparungen bei den Energieimporten. E-Fahrzeuge, die konventionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ersetzen, tragen außerdem zur Reduktion von CO2-Vermeidungskosten und durch reduzierte Schadstoffe zu geringeren Gesundheitskosten bei.
Der Faktencheck E-Mobilität ist eine Spezialausgabe der seit 2014 erfolgreich erscheinenden Faktencheck-Reihe zur Zukunft der Energieversorgung und bietet eine umfassende Aufarbeitung der aktuellsten Daten, Fakten und Argumente in der Diskussion zur Mobilität der Zukunft. Er zeigt auf Basis internationaler Studien in zehn Kapiteln wirtschaftliche und ökologische Trends und beantwortet die gängigsten Fragen zum Thema. Der Faktencheck wurde inhaltlich vom Klima- und Energieexperten Georg Günsberg ausgearbeitet und vom Klima- und Energiefonds und VCÖ herausgegeben. „Ich lade alle KEM-ManagerInnen ein, den Faktencheck E-Mobilität in ihren Regionen zu verbreiten und damit Vorurteile zu entkräften“, so Höbarth.
Film für Jugendliche. Wie E-Mobilität funktioniert und welche Vorteile sie hat, zeigt auch der 30-minütige Film „move – Strom gibt Gas“. Dieser wurde für die Zielgruppe „Jugendliche“ und als Informationsmedium in Schulen produziert. Der Film wurde vom Klima- und Energiefonds unterstützt und wurde unter der Federführung der Bundesinitiative eMobility Austria und in Kooperation mit dem Verbund, Schrack Technik, KIA Österreich, ÖAMTC und AVL LIST erstellt.