Wirtschaftsfaktor KEM, Teil 4. Im Leitprojekt „KEM Company“ entwickeln in den Klima- und Energie-Modellregionen Vöckla-Ager, Traunsteinregion und Energie Regatta elf Klein- und Mittelbetriebe ihr eigenes nachhaltiges Unternehmenskonzept. Dazu angestiftet wurden sie von Sabine Pommer (vormals Watzlik), die das Programm gemeinsam mit der Wirtschaftskammer aufsetzte.
„Das Wichtigste ist, sich Gedanken zu machen“, meint Günther Klinglmayr, Geschäftsführer der EDV24 GmbH. „Auch ich habe früher gedacht, als kleiner IT-Dienstleister mit fünf MitarbeiterInnen könne man nicht allzu viel zum Klimaschutz beitragen.“ Nun, nach der Halbzeit von KEM Company, denkt er anders und hat bereits einige Maßnahmen nicht nur in sein Konzept geschrieben, sondern auch schon umgesetzt.
Sondermüll vermeiden. Brachte EDV24 früher den gesamten EDV-Schrott – pro Jahr etwa eine halbe Tonne – zur Entsorgung, hat das Unternehmen nun einen Abnehmer in Polen gefunden, der funktionierende Geräte einer Weiterverwendung zuführt und defekte Computer als Ersatzteillager nutzt. „Die meisten Geräte funktionieren noch einwandfrei, kommen jedoch nicht mehr mit der neuesten Software zurecht, Onlinedienste oder audiovisuelle Anwendungen funktionieren plötzlich nicht mehr“, so Klinglmayr. „Früher rechnete man mit einer Lebensdauer von fünf bis sieben Jahren, heute liegt sie oft nur noch bei drei, selbst bei teuren Servern.“ Rund drei Viertel der ausgemusterten Geräte kann der Unternehmer nun zu einem „Second life“ verhelfen.
Mobilitätsmanagement. Den Firmenfuhrpark reduzierte Klinglmayr von fünf auf zwei Fahrzeuge und findet damit das Auslangen. Der Schlüssel dazu liegt in der vorausschauenden Planung der Fahrten. Auch Corona hat das Mobilitätsverhalten in der Firma stark verändert: Vieles wird heute per Telefon oder Videokonferenz abgewickelt, statt zu den KundInnen zu fahren. EDV24 bietet ihren KundInnen auch eine Fernwartung an. Nur hin und wieder nutzen MitarbeiterInnen das eigene Auto für Dienstfahrten.
Da sich ein Wärmetauscher für die Abwärme des Serverraums nicht rechnet, versorgt Klinglmayr nun sein privates Glashaus damit. Er wählte einen nachhaltigeren Stromanbieter und möchte eine 30 m2 große Photovoltaikanlage installieren, die vor allem die Kühlung versorgen soll. Statt auf Laser- setzt er nun auf Tintendrucker, um Emissionen – vor allem Feinstaub und Ozon – in den Büroräumen zu vermeiden. Auch der Grünraum rund um das Firmengebäude wird nun nicht mehr alle 14 Tage gemäht. Rund 2000 m2 dienen nun als insektenfreundliche Blühstreifen.
Kooperation mit WKO. KEM Company beruht auf dem Unternehmensentwicklungsprogramm (UEP) der Wirtschaftskammer und wurde um die Themen Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR) erweitert. In sechs zweitägigen Modulen vermitteln ExpertInnen geballtes Wissen, jedes Unternehmen wird von einem Coach betreut. „Sehr wichtig ist auch der Austausch in Peergroups“, erklärt die Projektleiterin und Managerin der KEM Vöckla-Ager, Sabine Pommer. „Zwischen den einzelnen Modulen sind ‚Hausaufgaben‘ zu erledigen. Ziel ist die Erstellung eines maßgeschneiderten nachhaltigen Unternehmenskonzepts.“ Zum Abschluss im Jänner 2021 präsentieren die UnternehmerInnen ihre Konzepte, und die wichtigsten Aspekte werden in professionellen Kurzvideos zusammengefasst. Diese stehen den Unternehmen dann für Marketingzwecke zur Verfügung.
Insgesamt elf KMUs aus den Bereichen Handwerk, Bau, Transport, EDV, Marketing und Spielwaren nehmen an KEM Company teil – auch Pommer selbst. Sie erstellt ein Konzept für das Technologiezentrum Attnang (TZA), das sie als Geschäftsführerin leitet. Ihr Ziel sind 100 Prozent erneuerbare Energie und 50 Prozent CO2-freie Mobilität. Dazu möchte sie unter anderem die bestehende 10 kWp-Photovoltaikanlage erweitern, die Energieeffizienz durch LED-Beleuchtung und Green IT steigern, E-Ladestationen errichten und ein hausinternes Mobilitätsmanagement etablieren. Im Außenbereich sollen Obstbäume gepflanzt und die Bedürfnisse von Insekten berücksichtigt werden.
99 Prozent KMUs. „Das Entwickeln von nachhaltigen Unternehmenskonzepten ist für Großbetriebe Standard, für KMUs aber oft sehr aufwendig“, resümiert Pommer. „KEM Company macht das möglich und setzt damit einen wichtigen Schritt zur Ökologisierung der Wirtschaft. Denn auch wenn Konzerne die Wirtschaftsseiten der Medien dominieren, so besteht die österreichische Wirtschaft doch zu über 99 Prozent aus Klein- und Mittelbetrieben.“ Im Herbst startet Pommer ein Folgeprojekt für weitere KMUs.