Genau das kann man mit einem elektrisch unterstützen Lastenfahrrad. Meint ein Teilnehmer des Leitprojekts KlimaEntLaster. Er und 19 andere Betriebe aus den beiden Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) Amstetten Nord und Süd hatten und haben diesen Sommer die Gelegenheit, einen Monat lang ein passendes E-Lastenrad im beruflichen Alltag zu testen. Die Zwischenbilanz fällt höchst positiv aus.
Ein Viertel aller gewerblichen Fahrten in europäischen Städten könnten mit (elektrischen) Lastenfahrrädern abgewickelt werden. Das ergab das Forschungsprojekt cyclelogistics.eu. Eine Studie der TU Nürnberg im Auftrag der deutschen Logistikindustrie kam zum Ergebnis, dass sogar ein Drittel aller Lieferfahrten mit dem Lastenrad möglich wären. Neben Kurier-, Express-, und Paketlieferungen erweisen sich die Räder vor allem für HandwerkerInnen sowie bei Dienstleistungs- und Wartungsfahrten als praktisch.
Das Leitprojekt Klima entlasten - Transportfahrrad nutzen, kurz KlimaEntLaster, lud 20 private und gemeindeeigene Unternehmen aus den KEMs Amstetten Nord und Amstetten Süd ein, so ein „Ding“ einen Monat lang auszuprobieren. Claudia Leichtfried von Energy Changes und Alec Hager, IGF – die Radvokaten, leiten das Projekt. Unterstützung erhalten sie von KEM-Managerin Eva Zirkler sowie von den vor Ort tätigen BeraterInnen Simone Schwaiger und Peter Provaznik. Die E-Lastenräder werden von Heavy Pedals aus Wien zur Verfügung gestellt.
Infotour. „Da wir die E-Lastenräder nicht mit dem LKW von Wien ins Mostviertel schicken wollten, überstellten wir sie mit Muskelkraft und machten unterwegs PR für diese klimafreundliche Alternative“, erklärt Leichtfried. Die Infotour im Juni beinhaltete Stopps in St. Andrä-Wördern, Tulln, Zwentendorf, Krems, Amstetten, Mauer-Öhling und Waidhofen/Ybbs, wo Alt und Jung, UnternehmerInnen wie Private die Räder testen konnten. Zahlreiche Bilder davon finden Sie im Tour-Fotoalbum.
Auch viele GemeindevertreterInnen zeigten reges Interesse an den elektrischen Packeseln. Bei der Straßenreinigung, der Grünraumpflege oder bei Wartungseinsätzen kann das Lastenrad schließlich genauso praktisch sein wie für Pizza- und Paket-BotInnen oder Gewerbetreibende. Radwege können genutzt werden und die Parkplatzsuche gestaltet sich selbst in verwinkelten Altstadtgässchen weitaus einfacher.
Das passende Modell. Bis Ende September sind fünf verschiedene E-Lastenrad-Modelle im Testbetrieb. Im Zuge einer Beratung wurde im Vorfeld ermittelt, welches Rad am besten zu den jeweiligen Einsatzzwecken passt. Soll die Ladefläche vorne oder hinten, offen oder versperrbar sein? Oder ist zur Auslieferung von Speisen und Getränken eine Warmhalte- oder Kühlbox gefragt? Reichen zwei Räder oder wären drei besser geeignet?
Bei der Gemeinde Allhartsberg stand von Anfang an fest, dass das E-Lastenrad auch kräftige Steigungen bewältigen können muss. Denn für den Grünschnitt sowie für Besorgungs- und Betreuungsfahrten müssen hier oft bis zu 500 Höhenmeter überwunden werden. Gärtner und Meisterflorist Oliver Habersohn aus Amstetten testete zunächst ein Rad mit geschlossenem Laderaum, doch das Modell mit offenem Ladebehälter erwies sich als praktischer für ihn. Da passten dann auch die Sonnenblumen aufs Rad.
Praktisch in der Stadt. „Es spart Zeit bei den innerstädtischen Wegen und man transportiert damit nicht nur Waren, sondern auch Einstellung“, so Habersohn, „die Einstellung, dass man etwas gegen den Klimawandel tun kann.“ Er zeigt sich nach 250 in einem Monat zurückgelegten Kilometern sehr zufrieden. Nur der Preis lässt ihn noch zögern, sich ein E-Transportfahrrad zuzulegen. Ein elektrischer Lastesel schlägt immerhin mit plus/minus 6.000 Euro zu Buche.
Auch der CoWorking Space Strengberg testete ein Lastenbike, der IT-Dienstleister IMC aus Waidhofen/Ybbs und das Jugendzentrum St. Valentin ebenso. Für Malermeister Kreuziger aus Hausmening war die Teilnahme am Leitprojekt Ehrensache – war doch schon sein Großvater mit dem Rad unterwegs zur Kundschaft in den umliegenden Dörfern.
Aufmerksamkeit erregen. „Das Feedback unserer TesterInnen ist durchwegs sehr positiv“, zieht Projektleiterin Claudia Leichtfried Zwischenbilanz. „Die TesterInnen berichten, dass sie täglich mehrmals auf die Transportfahrräder angesprochen werden. Lastenräder sind also nicht nur ideale Werbeflächen, sondern verschaffen den NutzerInnen auch persönlichen Kontakt zu ihren KundInnen, GemeindebürgerInnen oder Mitmenschen.“ Nur in Begleitung von jungen Hunden kommt man wohl noch leichter ins Gespräch.
Die Ergebnisse von KlimaEntLaster werden samt Arbeitsbehelfen dokumentiert und stehen anderen KEMs nach Projektabschluss am 31. Jänner 2019 zur Nachahmung zur Verfügung. Schon jetzt kann man erste Erfahrungen der TesterInnen auf der Website KlimaEntLaster.at nachlesen.