KEM-Manager im Porträt. „Altgediente“ KEM-ManagerInnen und die Früchte ihrer jahrelangen Arbeit präsentiert der KEM-Newsletter meist an dieser Stelle. Heute aber blickt er Martin Hölzli über die Schulter, wie er in seinen ersten Monaten als KEM-Manager die Fundamente der oberösterreichischen Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Energie-Regatta legt. Wie bringt man eine KEM ins Laufen, was sind die Herausforderungen und wohin soll die Reise gehen?
Im April 2017 nahm Martin Hölzli seine Arbeit als KEM-Manager auf. Seine Hauptaufgabe im ersten Jahr – in der sogenannten Konzeptphase – besteht darin, zehn konkrete Projekte auszuarbeiten. „Meine Schwerpunkte dabei werden erneuerbare Energien, Energieeffizienz und thermische Sanierung sowie der Bereich Mobilität sein“, sagt Hölzli. „Natürlich wird es auch verschiedene Informationsveranstaltungen geben.“ Die erste davon findet am 22. September im Rahmen der Mobilitätstage in Attnang-Puchheim statt – also noch vor Beginn der Umsetzungsphase. Fleißaufgabe gewissermaßen.
Netzwerk knüpfen. Sein Hauptaugenmerk legt Hölzli jedoch darauf, seine AnsprechpartnerInnen in der Region persönlich kennenzulernen und sie „dort abzuholen, wo sie gerade stehen“. Ganz oben auf der Besuchsliste stehen die Energieverantwortlichen in den Gemeinden. „Die größte Herausforderung dabei ist es, die unterschiedlichen Abläufe von Entscheidungsprozessen verstehen zu lernen“, erläutert Hölzli. Denn in der KEM Energie-Regatta treffen industriell geprägte Gemeinden auf Tourismusgemeinden*. Hier gibt es einen Energiebeauftragten, dort sind Klimaschutz und Energie Anhängsel in anderen Ressorts.
„Ich hatte schon zahlreiche interessante Gespräche und es zeigt sich, dass die Gemeinden sehr motiviert sind“, so Hölzli. Natürlich erkundigte er sich auch nach geplanten Energie-Projekten der Gemeinden und erhielt erfreuliche Antworten: „Fast alle Gemeinden haben vor, innerhalb der nächsten zwei Jahre eine oder mehrere Photovoltaikanlagen zu errichten.“ Mithilfe der KEM-Investförderung des Klima- und Energiefonds kann er wohl das Zustandekommen mancher dieser Anlagen beschleunigen. So soll beispielsweise die Photovoltaikanlage auf dem Gemeindeamt Seewalchen Anfang 2018 errichtet werden.
Datenbasis schaffen. Auch die Erhebung von Energiedaten der Gemeinden gehört zu den Hausaufgaben eines KEM-Managers in der Konzeptphase. Einige seiner 13 Gemeinden überraschten ihn, indem sie alle benötigten Daten innerhalb von zwei, drei Tagen übermittelten. Als Klimabündnis-Gemeinden verfügen sie bereits über eine Energiebuchhaltung. In anderen Amtsstuben dagegen müssen sich GemeindemitarbeiterInnen erst durch die diversen Energierechnungen für ihre öffentlichen Gebäude wühlen. „Wir haben in der Region sehr viel Entwicklungspotenzial bei erneuerbarer Energie, aber eben auch im Bereich der thermischen Sanierung“, meint Hölzli.
Schwerpunkt Mobilität. Die Industrie zieht PendlerInnen an, der schöne Attersee TouristInnen. Jährlich mehr als 300.000 Nächtigungen verbuchen die Beherbergungsbetriebe rund um den See. Zusammen ergibt das an manchen Tagen ein kräftiges Verkehrschaos, eine Menge an Emissionen – und ebenfalls reichlich Entwicklungspotenzial. „Für mich ist es daher wichtig, auch mit den Anbietern von öffentlichem Verkehr, mit der Wirtschaft und mit den Tourismusverantwortlichen in Kontakt zu treten“, erklärt Hölzli und nimmt regelmäßig am regionalen Business-Frühstück teil.
Klar sei jedenfalls schon jetzt, dass ein ganzes Maßnahmenbündel nötig sein wird, um die Mobilität der Region sanfter zu gestalten. Dabei wird Hölzli auch intensiv mit benachbarten KEMs zusammenarbeiten. „Ein durchgehender Fahrradweg rund um den Attersee wäre natürlich eine feine Sache, lässt sich aber aufgrund der Topographie nicht umsetzen“, bedauert Hölzli. Als Etappenziel möchte er jedoch erreichen, dass man die Oberösterreichische Landesaustellung 2020 auch ohne Auto bequem besuchen kann.
Der Attersee liegt dem KEM-Manager auch privat am Herzen. Ihn genießt er am liebsten mit seiner Frau, Melanie Hölzli-Kanz, und den drei kleinen Söhnen. Schwimmen, Kanufahren und Bergtouren zählen zu Hölzlis Lieblingsfreizeitbeschäftigungen, er greift aber auch gerne zu einem guten Buch oder in die Klaviertasten.
Windkraftexperte. Martin Hölzli absolvierte den Ausbildungszweig Wirtschaftsingenieurwesen an der HTL Vöcklabruck und studierte Meteorologie mit dem Schwerpunkt Klimatologie an der Universität Innsbruck. Nach zweieinhalb Jahren in der Entwicklungsabteilung eines Industriebetriebs widmete er sich sieben Jahre der Projektentwicklung im Bereich Windkraft. Bis heute ist er in der Messtechnik tätig.
Bei der Öffentlichkeitsarbeit erhält Hölzli Unterstützung von seiner Frau. Und so verfügt die KEM Energie-Regatta schon jetzt über eine eigene Website und offeriert ihre ersten Angebote: Ob Privatperson, Gemeinde oder Unternehmen – wer sich in den Bereichen erneuerbare Energie, Energieeffizienz oder sanfte Mobilität engagieren oder informieren möchte, kann sich schon jetzt an den KEM-Manager wenden. Vielleicht kann er oder sie mit Förderungen helfen, vielleicht sogar eine gute Idee in ein konkretes KEM-Projekt verwandeln.
Segel setzen. Schließlich folgen Klima- und Energie-Modellregionen dem Bottom-up-Prinzip. Das heißt, sie verordnen den Klimaschutz nicht von oben, sondern unterstützen konkrete Projekte aus der jeweiligen Region. Bildlich gesprochen: Das Schiff steht am Attersee bereit. Jetzt heißt es Segel setzen! Und je mehr Menschen, Firmen und Gemeindeverantwortliche an einem Tau ziehen, umso rascher wird jene Boje erreicht, an der die regionale Energiewende vollzogen werden kann. Ahoi, Energie-Regatta!
* Die KEM Energie Regatta umfasst die Gemeinden Attersee am Attersee, Attnang-Puchheim, Aurach am Hongar, Berg im Attergau, Lenzing, Nußdorf am Attersee, Schörfling am Attersee, Seewalchen am Attersee, St. Georgen im Attergau, Steinbach am Attersee, Straß im Attergau, Unterach am Attersee und Weyregg am Attersee.