greenstarter im Porträt. Vor etwa zwei Jahren kam Felix Baumeister nach Wien und hörte in einem Vortrag, dass der Fachkräftemangel eines der größten Probleme zur Erreichung der Klimaziele sei. Das ließ ihn nicht mehr in Ruhe – und nun zeigt er mit seinem Start-up „no na net – zero“ eine spannende Lösung auf.
„Die Energiewende benötigt jede Menge Personal, sei es beim Ausbau der Photovoltaik, beim Ersatz fossiler Heizungen oder bei Begrünungen“, beschreibt Felix Baumeister seinen Ansatz. „Aber es gibt auch Betriebe, die durch die Energiewende Aufträge verlieren, zum Beispiel Rauchfangkehrer:innen und Installationsbetriebe, die sich auf Gasheizungen spezialisiert haben.“
Branchenübergreifend denken. Baumeister und das Gründungsteam setzten sich daher mit Handwerker-Innungen, dem Branchenverband PV-Austria, dem TÜV, Unternehmen aus der PV-Branche, Bildungsinstituten sowie der Stadt Wien zusammen und stießen mit ihrer Geschäftsidee auf großes Interesse. Handwerker:innen aus Branchen, die mit zu wenigen Aufträgen zu kämpfen haben – aber auch Menschen, die nach einem Zweit- oder Nebenjob suchen, zum Beispiel Studierende oder Künstler:innen – erhalten einen dreitägigen Crashkurs in Sachen PV-Montage, einen Tag Theorie, zwei Tage Praxis. Wer den Kurs absolviert, bekommt über „no na net – zero“ Aufträge als Montagehelfer:in.
Im Oktober soll der erste Pilotkurs stattfinden, ab dem Frühjahr 2025 möchte das Start-up in den regulären Betrieb übergehen und Personal vermitteln. „Wir wenden uns zunächst einmal an PV-Unternehmen, die lieber mit einem relativ kleinen Stammteam arbeiten und für größere Projekte zusätzliche Mitarbeiter:innen benötigen“, erläutert Baumeister. Auch wenn es in der PV-Branche derzeit wieder einmal rumort, blickt der Gründer zuversichtlich in die Zukunft. Allein die Ausbaupläne der Stadt Wien werden jede Menge Arbeitskräfte erfordern, und in der Bundeshauptstadt möchte der angehende Jobvermittler auch beginnen. Für eine spätere Expansion in andere österreichische Region könnte er sich auch Projekte mit den Klima- und Energie-Modellregionen gut vorstellen.
Freie Gewerbe nutzen. Baumeister sieht „ungeahnte Potenziale auf dem Fachkräftemarkt“ und hat auch schon einige Ideen, in welchen Bereichen Handwerker:innen künftig sonst noch aushelfen könnten: „Für die Demontage von alten Gasheizungen beispielsweise muss man keine Installateurlehre absolviert haben.“ Beim Thema Gründach ortet er ebenso Potenziale für branchenübergreifende Synergien. Vielleicht folgen also Kurse, um Dachdecker:innen einen grünen Daumen zu verpassen oder Gärtner:innen das richtige Anseilen auf dem Dach beizubringen.
„Die heiklen Tätigkeiten müssen natürlich weiterhin voll ausgebildete Mitarbeiter:innen durchführen, aber bei jeder PV-Installation fallen viele Arbeiten an, die von Helfer:innen erledigt werden können“, so Baumeister. Noch heuer möchte der Gründer eine GmbH anmelden. Sein Team ist inzwischen komplett, doch Investor:innen wären bei „no na net – zero“ nach wie vor gerne gesehen. Von greenstart habe er sehr profitiert, meint Baumeister, vor allem von der Rechtsberatung und der Unterstützung bei der Finanzplanung.
Null, eh klår. Aber wie entstand der Firmenname? „No na net“ heißt im Wienerischen „selbstverständlich“. „net zero“ steht für Netto-Nullemissionen und den angestrebten Klimaschutzpfad der EU. Doch Baumeister plädiert für echte Nullemissionen ohne Ausgleichsmaßnahmen und Zertifikate, „ganz besonders beim Stromsektor“, wo dies leicht möglich sei.
Weitere Informationen: