Seit der Ausschreibung 2023 ist das Themenfeld Fachkräftemangel und Green Jobs Teil jedes Klimaschulenprojekts. Wie haben die Projekte des abgelaufenen Schuljahrs 2023/24 den Jugendlichen Berufe mit Bezug zur Energie- und Mobilitätswende schmackhaft gemacht? Der KEM-Newsletter fragte im Mondseeland, in Ebreichsdorf und im Unteren Traisental-Fladnitztal nach.
20 Klimaschulenprojekte, eingereicht von Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) und Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!), förderte der Klima- und Energiefonds im Rahmen der Ausschreibung 2022, und 20 neue starten dieser Tage.
Sinnvolle Verknüpfung. Schon seit Beginn des Klimaschulenprogramms im Schuljahr 2013/14 waren Exkursionen zu klimarelevanten Betrieben Teil vieler Projekte. Denn besonders in den Mittelschulen und Unterstufen der Gymnasien stellt sich für die Schüler:innen die Frage: „Und was danach“? AHS, HTL, HAK, Polytechnische Schule oder eine Lehre beginnen? Da liegt es auf der Hand, die Schüler:innen in Firmen reinschnuppern zu lassen, die einen positiven Beitrag für Mensch und Planet leisten. Im Schuljahr 2024/25 ist in Klimaschulenprojekten die Verknüpfung des Hauptthemas* mit dem Themenkreis Fachkräftemangel und Green Jobs nun verpflichtend.
„Die Klimajobs sind in aller Regel sichere und gut bezahlte Jobs mit Sinn“, ist Heinz Buschmann, zuständiger Abteilungsleiter im Klima- und Energiefonds, überzeugt. „Selbst wenn einige PV-Unternehmen derzeit Schwierigkeiten haben, führt kein Weg an der Energiewende und damit auch am massiven Ausbau der Photovoltaik vorbei. Dafür und in allen anderen klimarelevanten Branchen braucht es zusätzliche Fachkräfte.“
Selbst anpacken. LIMO (Lifestyle und Mobilität mit Klasse) hieß das vorjährige Klimaschulenprojekt im Mondseeland. Die Schüler:innen der Volksschulen Oberwang und Tiefgraben widmeten sich der Mobilität, in der Mittelschule Mondsee ging es um den Lifestyle. KEM-Managerin Stefanie Mayrhauser setzte für die Mittelschüler:innen einen Schwerpunkt zu MINT-Berufen, also zu Jobs, die mit Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaften und/oder Technik zu tun haben. Dazu besuchten die Schüler:innen das MINT-Labor der Fill Ges.m.b.H. in Gurten und konnten dort an den verschiedenen Stationen ausgiebig experimentieren. Auch ein Bau- und ein Entsorgungsunternehmen gewährten Einblicke.
„Der Fachkräfte-Schwerpunkt machte allen Beteiligten großen Spaß, vor allem angesichts der vielfältigen Herangehensweisen an das Thema“, sagt Mayrhauser. „Was Jugendliche stark anspricht, ist das eigenständige Anpacken und Aktivwerden.“ So kam auch der Podcastworkshop besonders gut an, bei dem Schüler:innen das Produzieren von Radiosendungen erlernten. Zwölf Sendungen sind erschienen, die bislang letzte berichtete von der Langen Nacht der Forschung in Mondsee, in deren Rahmen die Abschlussveranstaltung des Klimaschulenprojekts stattfand. Ein Folgeprojekt zu den MINT-Themenfeldern mit Schwerpunkt auf Green Jobs und Fachkräftemangel ist auf Schiene.
Jobbeschreibung aus erster Hand. In der KEM Ebreichsdorf betreute Christian Mesterhazi** das Klimaschulenprojekt. „Wir haben in diesem Bereich mit dem Energiepark Bruck und anderen Firmen zusammengearbeitet. Ein PV-Techniker, ein Mühlenwart (also Windenergie-Techniker) und Mitarbeiter:innen aus den Bereichen Gebäudeenergieeffizienz und Heizung stellten den Schüler:innen ihre Green Jobs vor“, erinnert er sich. „Das wurde auch sehr gut aufgenommen. Ein großes Thema war auch die Lehre mit Matura.“
Die KEM Unteres Traisental-Fladnitztal habe für ihr Klimaschulprojekt den Schwerpunkt erneuerbare Energien gewählt, da sich dieser besonders gut mit dem Thema Fachkräftemangel und Green Jobs verbinden lässt, erklärt KEM-Mitarbeiterin und Projektleiterin Johanna Schaubmayr. „Wir haben das Thema in die Unterrichtsstunden integriert und haben versucht, das Image der Lehre aufzubessern und Handwerker eingeladen. Zwei junge Mitarbeiter von Netz NÖ – ein Lehrling und einer mit abgeschlossener Lehre – haben in den MS Herzogenburg und Wölbling sowie in der Polytechnischen Schule (PTS) Herzogenburg als ‚Testimonials‘ ihre Arbeit vorgestellt. Ein Rauchfangkehrer schilderte die Veränderungen in seiner Branche.“
Um ihr Interesse an erneuerbarer Energie – und einem entsprechenden Beruf – zu wecken, ließ man Schüler:innen der MS Wölbling und angehende Mechatroniker:innen der PTS je ein Photovoltaik-Modul herstellen. Diese werden demnächst vor den Schultoren montiert, mit einer Powerbank verbunden und als Ladestation für leere Handyakkus eingesetzt. Viele Schülerinnen nahmen auch am Girls' Day teil und erhielten Einblicke in Holztechnik, Elektrotechnik sowie Brau- und Getränketechnik.
Cooles Image für Green Jobs. Im Rahmen des Just Transition-Aktionsplans des Klimaschutzministeriums startete der Klima- und Energiefonds heuer im März die Kampagne „Klima Game-Changer“. Sie informiert über die Website www.klimajob.at und Social Media Eltern und Lehrer:innen über attraktive Lehrberufe mit starkem Klima- und Umwelt-Impact – ganz besonders aber die Jugendlichen selbst, die künftigen Green Energy Magicians, Eco Pipe Ninjas oder Green Heat Defenders. (Haben Sie die Berufsbilder erraten?***)
Green Jobs sind ein Win-Win für alle: Um die Herausforderungen der Klima- und Energiewende zu meistern, brauchen wir viele Menschen, die gemeinsam anpacken und die Transformation hin zur Klimaneutralität in Österreich ermöglichen. Gleichzeitig schaffen Green Jobs spannende und zukunftssichere Karrierechancen für junge Menschen.
* Jedes Klimaschulenprojekt muss eines der folgenden Themen wählen: Energieeffizienz, erneuerbare Energie, Mobilität (auf dem Schulweg und generell), Kreislaufwirtschaft/Bioökonomie, Konsum/Lebensstil/Ernährung oder Klimawandelanpassung.
** Seit April 2024 ist Isabella Hollweck KEM-Managerin in Ebreichsdorf.
*** Elektrotechniker:in, Installations- und Gebäudetechniker:in, Ofenbau- und Verlegetechniker:in
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