Der Öltank bleibt drinnen!

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greenstarter im Porträt. Raus aus Öl? Ja. Doch der Öltank soll im Haus bleiben, meinen die vier Gründer von Joulzen, und verwandeln ihn in einen Wärmespeicher. Denn dieser steigert die Energieeffizienz und senkt die jährlichen Energiekosten im Einfamilienhaus um vierstellige Beträge.

Eigentlich waren es die Schwiegereltern von Florian Schellnast, die den Stein im März 2024 ins Rollen brachten. Sie wollten in ihrem Haus in Tullnerbach die alte Ölheizung durch eine moderne Wärmepumpe ersetzen. Dabei stellten sie fest, dass die Entsorgung eines alten Öltanks ein aufwendiges und teures Unterfangen ist. Zu dieser Zeit studierte  Schellnast noch an der TU Wien und suchte gemeinsam mit Sebastian Rigger nach einem Praxisprojekt. Da kam den beiden Maschinenbauern die zündende Idee mit dem Öltank als Wärmespeicher.

Gesagt, getan. Gemeinsam mit einem weiteren Studienkollegen, dem Verfahrens- und Regelungstechniker Christoph Markler, setzten sie daraufhin ihr erstes Pilotprojekt um. Sie dämmten den 6.000 Liter fassenden Öltank mit recycelten Jutefasern, entwickelten eine Steuerung für das Zusammenspiel von Wärmepumpe, Photovoltaikanlage sowie Speicher und schlossen das neue Heizsystem an die bestehenden Heizungsrohre an.

Nun läuft die Anlage und spart den Berechnungen der Gründer zufolge rund 3.400 Euro Energiekosten und neun Tonnen CO2 pro Jahr ein. „Dabei geht es nicht nur um die Heizkosten, sondern auch um die optimale Auslastung der PV-Anlage und die Reduktion von Netzkosten“, beschreibt Rigger das gewinnbringende Zusammenspiel der Komponenten. „Mit den Stromüberschüssen untertags wird die Wärmepumpe betrieben, die den Speicher lädt. In der Nacht bezieht das Gebäude die Wärme aus dem Speicher.“ Inzwischen hat Joulzen ein zweites Pilotprojekt in der Nähe von Linz umgesetzt.

Stromanbieterwechsel empfohlen. „Idealerweise schließen die Hauseigentümer:innen einen Vertrag mit einem Stromanbieter ab, der flexible Tarife anbietet. So kann der Speicher auch aus dem Netz zu besonders günstigen Konditionen und fallweise sogar mit negativen Strompreisen geladen werden“, ergänzt Schellnast. Im Sommer werden die Stromüberschüsse zum Kühlen verwendet. Joulzen kann den Wärmespeicher auch mit anderen Heizsystemen verbinden – am effizientesten funktioniert jedoch die Kombination mit Wärmepumpe und PV.

Joulzen gelang es, mit dem bestechenden Konzept nicht nur Förderungen zu lukrieren, sondern auch Business Angels an Bord zu holen. Im Juni gründete das Team eine Flexible Kapitalgesellschaft (FlexCo). Sebastian Rigger fungiert als Geschäftsführer, Schellnast übernimmt die technische Leitung, Markler kümmert sich um Forschung und Entwicklung und Stefan Rigger übernimmt die Finanzen. Verstärkung suchen die Gründer noch im Bereich Marketing und Webentwicklung.

Vernetzung. „greenstart hat uns schon einiges gebracht. Wir hatten viel Spaß, haben sehr interessante Projekte kennengelernt und von unseren Mentor:innen bereits gute Antworten und Ideen erhalten“, sagt Rigger. „Bei der KEM-Hauptveranstaltung in Schwaz konnten wir ebenfalls interessante Kontakte knüpfen. Auch das Interesse aus der Bevölkerung ist groß. 450 Personen haben sich bereits auf unserer Warteliste eingetragen.“ Das ambitionierte Ziel von Joulzen lautet, heuer noch 50 Projekte umzusetzen.

Die Kosten für die Umwandlung von Öltanks in Wärmespeicher und die Steuerung variieren je nach den örtlichen Gegebenheiten, der Größe des Tanks und den jeweiligen Landesförderungen. Die Investitionen sollen sich innerhalb von drei bis fünf Jahren amortisieren.

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Joulzen
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