greenstarter im Porträt. Sisyphus nennt sich ein Spin-off der Montanuniversität Leoben, das CO2-Emissionen für die Herstellung von erneuerbarem Synthesegas weitaus effizienter als bisher nutzen möchte. Dieses soll vor allem zur Herstellung von Kerosin für die Luftfahrt und chemische Produkte eingesetzt werden.
CO2, das einmal in der Atmosphäre ist, wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen, ist eine Sisyphusaufgabe. Es direkt an der Quelle, beispielsweise in der Industrie, abzufangen und in E-Fuels oder Produkte für die chemische Industrie zu verwandeln, ist etwas einfacher – vor allem mit dem von Sisyphus eingesetzten Katalysator, der schon bei 500 °C mehr als 90 Prozent des Kohlenstoffs aus Abgasen zurückgewinnen kann. Bisher eingesetzte Materialien benötigten etwa 1.000 °C und erzielten lediglich eine Kohlenstoffeffizienz von 50 bis 70 Prozent.
Von der Theorie zur Praxis. Die Gründer Christoph Rameshan, Thomas Cotter und Lorenz Lindenthal sind nun dabei, ihr Wissen aus dem Labor in einen Demonstrator einfließen zu lassen. Dieser soll innerhalb der nächsten 18 Monate fertiggestellt werden. Rameshan ist Leiter des Lehrstuhls für Physikalische Chemie an der Montanuniversität Leoben, der gebürtige Neuseeländer Cotter promovierte an der TU Berlin, bringt viel industrielle Erfahrung aus dem Bereich der Katalysatorentwicklung mit und ist heute ebenfalls an der Montauni tätig, genauso wie Lindenthal, der sich mit der Reaktion und den Materialien, die der Technologie zugrunde liegen, bereits seit seinem Studium an der TU Wien intensiv beschäftigt.
Aber was bringt es für das Klima, wenn CO2 zunächst vermieden, dann aber via Flugzeugtriebwerk oder Schiffsmotor wieder ausgestoßen wird? „Zunächst können wir den Kohlenstoff zumindest zweimal nutzen, bevor er an die Atmosphäre abgegeben wird. Denn sowohl Luft- als auch Schifffahrt können noch lange nicht auf Elektroantriebe umgerüstet werden“, erklärt Cotter. „Das langfristige Ziel aber ist, weg von den fossilen CO2-Quellen zu kommen und den Kohlenstoff aus Biomasse oder, wo es wie in Norwegen Überschüsse an Ökostrom gibt, aus der Luft zurückzuholen, also einen CO2-Kreislauf herzustellen.“
Im vierten Quartal 2025 möchte Sisyphus die Prototypenentwicklung abschließen, um die Machbarkeit zu beweisen, und dann ein Unternehmen gründen. In Pilotanlagen sollen in der Folge vergleichsweise geringe Mengen Kohlendioxid in Kohlenmonoxid oder Synthesegas umgewandelt werden, das bereits an kleinere und mittelgroße Unternehmen verkauft werden kann. Für Unternehmen mit hohem Bedarf an CO beziehungsweise Synthesegas entwickelt Sisyphus ein Lizenzmodell zur Errichtung von Großanlagen direkt bei den Industriebetrieben.
Partner:innen gesucht. Nun sind die drei Gründer auf der Suche nach ersten Kund:innen, um gemeinsam mit ihnen für das jeweilige Unternehmen maßgeschneiderte Anlagen zu entwickeln und umzusetzen. „Durch greenstart haben wir bereits einige sehr interessante Kontakte erhalten. Die 10.000 Euro helfen natürlich bei der Firmengründung. Noch wichtiger ist aber die Vernetzung mit Partner:innen aus dem Bereich der grünen Technologien und die bessere Sichtbarkeit für Investor:innen“, so Cotter. Sehr interessant für das Start-up sind einerseits Betriebe, die biogene CO2-Emissionen ausstoßen, etwa Biomasseanlagen, von denen es in der Steiermark besonders viele gibt. Andererseits suchen sie Partner:innen unter möglichen Abnehmer:innen ihres erneuerbaren Kohlenmonoxids oder Synthesegases in der chemischen Industrie.
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