3D-Druck ohne Plastik

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greenstarter im Porträt. Harald Schürz, Birgit Schlager und Georg Feiler sind nicht die Ersten, die versucht haben, mit reiner Zellulose statt mit Kunststoffen 3D-Drucke herzustellen. Doch sie sind die Ersten, die dabei gute Ergebnisse erzielen. So gründeten sie heuer im Mai die PulpStack GmbH und verfolgen ambitionierte Ziele.

 

„Um wirklich nachhaltig mit Zellulose zu drucken, braucht man Wasser“, erklärt Harald Schürz, der viel Erfahrung aus dem konventionellen 3D-Druck mitbringt. „Dieses bereitete in bisherigen Forschungsprojekten jedoch Probleme bei der Trocknung. Die Druckwerke schrumpften und verzogen sich. Daher greifen Mitbewerber:innen oft auf umweltschädliche Bindemittel oder Klebstoffe wie Kunstharze zurück.“

Mit viel Know-how gelang es den drei Gründer:innen, dass ihre 3D-Modelle die Form behalten – auch ohne schädliche Chemie. „Unsere Drucke weisen nur eine sehr kleine Schrumpfung auf, die wir berechnen und vor dem Druck berücksichtigen können“, sagt Georg Feiler. Die beiden Gründer studierten Maschinenbau, Feiler zudem Elektrotechnik. Birgit Schlager schloss ebenfalls ein Elektrotechnik-Studium ab und behält als Betriebswirtschafts-Absolventin die ökonomischen Aspekte des Start-ups im Blick.

Vom Reststoff zum 3D-Modell. Zellulose ist ein weit verbreiteter pflanzlicher Rohstoff, biologisch abbaubar und kann mehrfach recycelt werden. Dabei verkürzen sich allerdings die Faserlängen, weshalb nur wenige Recyclingdurchgänge möglich sind. „Beim 3D-Druck können wir aber auch mit sehr kurzen Faserlängen arbeiten und bislang unbrauchbare Reststoffe in hochwertige Formteile verwandeln“, erläutert Schlager. „3D-Drucke mit Zellulose bieten gegenüber Kunststoffen daher nicht nur ökologische, sondern langfristig auch Kostenvorteile.“ Einerseits ist das Material reichlich und günstig vorhanden, andererseits können 3D-Produkte aus Zellulose auch weitaus energieeffizienter hergestellt werden.

PulpStack verfügt bislang erst über einen Prototyp, wird aber weitere entwickeln. Nun sucht das Start-up nach einem geeigneten Firmenstandort und nach ersten Partnerschaften mit Firmen, die sich auf einen gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprozess einlassen möchten. Im Fokus stehen dabei zunächst Unternehmen der Papier- und Verpackungsindustrie beziehungsweise individuelle Verpackungen für besondere Produkte.

Breites Spektrum. Der 3D-Druck mit Zellulose bietet aber auch vielversprechende Möglichkeiten für weitere Branchen. Architekturmodelle, Prototypen oder Produktmuster können beispielsweise weitaus schneller hergestellt werden als mit herkömmlichen Methoden. Dank der hohen Festigkeit der Zellulose lassen sich auch Möbel- und Konstruktionsteile drucken. Da die Teile nicht nur sehr stabil, sondern auch leicht sind, könnten sie in Zukunft auch Anwendung im Fahrzeug- und Flugzeugbau finden. Zellulose kann ebenso als Isolator eingesetzt werden.

Im Kunstbereich eröffnet die Technologie neue Einsatzmöglichkeiten. Denn die 3D-Drucke sind auf vielfältige Weise nachbearbeitbar – zum Beispiel mit Schnitzmesser, Säge oder Pinsel. Auch in der Medizintechnik, wo sehr oft individuell angefertigte Schienen, Gipse oder andere Heilbehelfe benötigt werden, möchte PulpStack eines Tages Fuß fassen.

An greenstart schätzen die Gründer:innen das fachlich breit aufgestellte Mentoring, die Vernetzung mit anderen Start-ups und die größere öffentliche Aufmerksamkeit für ihr Unternehmen. Dadurch, aber auch durch die Kontakte zu den Klima- und Energie-Modellregionen, hofft das Trio, leichter Partner:innen und Projekte zu finden.

Weitere Informationen:
PulpStack GmbH
greenstart