Architekt der Energiewende

Portrait

KEM-Manager im Porträt. Er überzeugt die Bevölkerung, Ölheizungen zu ersetzen, lädt zum Radfahren ein und treibt den Ausbau der Photovoltaik voran. Georg Oberzaucher dreht kräftig an den Stellschrauben für mehr Klimaschutz in der KEM Millstätter See.

Vor rund zwei Jahren hielt Georg Oberzaucher in allen fünf Gemeinden* der Klima- und Energie-Modellregion Millstätter See Informationsveranstaltungen und Energiesprechtage zum Thema „Ölkesselfreie Gemeinden“ ab. Aufgrund der Covid-19-Pandemie musste ein Teil der Beratungen telefonisch stattfinden. „Die Umrüstung auf erneuerbare Heizungen ist das Thema der Zeit“, meint Oberzaucher. „Es herrscht reges Interesse in der Bevölkerung, und die Veranstaltungen waren sehr gut besucht.“

Erneuerbare Energie. Die bis zu 13.500 Euro Förderung aus Bundes- und Landesmitteln und zusätzliche Unterstützung durch die Gemeinden überzeugten. So konnten inzwischen rund 200 Ölkessel entsorgt und durch Biomasseheizungen, Nahwärmeanschlüsse und Wärmepumpen ersetzt werden. Die regionalen Installationsbetriebe haben alle Hände voll zu tun. Damit die neuen Pellets-, Stückgut- und Hackschnitzelheizungen mit regionalem Brennstoff befeuert werden können, erstellte Oberzaucher gemeinsam mit den KEMs Nockberge und die Um-Welt, Lieser- und Maltatal sowie Unteres Drautal eine Onlineplattform namens Biomasse Nockregion.

Auch die Elektriker:innen der Region sind vielbeschäftigt. In Lendorf wurden im Jahr 2019 Photovoltaikanlagen auf sechs Gemeindegebäuden mit insgesamt 60 kWp errichtet. Die Kraftwerke auf den Dächern von Volksschule, Kindergarten, Bauhof, Feuerwehr, Sportanlage und dem  Kultursaal des Gemeindeamts dienen vor allem dem Eigenverbrauch. Ein Jahr später stellte die Marktgemeinde Seeboden am Millstätter See einem regionalen Privatunternehmen das Dach des Kulturhauses zur Verfügung. Dieses errichtete und betreibt eine Anlage mit rund 200 kWp. Nun werden in Spittal an der Drau zwei Dächer mit Sonnenkraftwerken ausgestattet – auf der Eishalle mit 328 kWp und auf der „drautal perle“, dem Sport- und Erlebnisbad der Stadt, mit 270 kWp.

Rauf aufs Rad. Bereits zum dritten Mal fand heuer im Mai das dreitägige E-Bike-Event E-Motions statt, nach Döbriach und Millstatt diesmal in Seeboden. „Auch wenn die Veranstaltung von der örtlichen Tourismusgesellschaft (MBN) organisiert wurde, profitiert die Bevölkerung ebenfalls davon“, ist Oberzaucher überzeugt. „Insgesamt hat sich die Stimmung gegenüber dem Thema Radfahren in den vergangenen Jahren stark verändert.“

So gelang es dem KEM-Manager im Vorjahr, mehr als 100 Betriebe zu überzeugen, sich an der Aktion „Mit dem Rad auf Einkaufsfahrt“ (im Rahmen von Kärnten radelt) zu beteiligen. Fünf Monate lang konnte man sich bei diesen Firmen einen Stempel in den Radlpass holen, wenn man Einkäufe mit dem Rad oder E-Bike erledigte. Am Ende gab es zahlreiche regionale und landesweite Preise zu gewinnen.

Ende April veranstaltete Oberzaucher gemeinsam mit der Radlobby Spittal und der Stadtgemeinde Spittal den Rad-Aktionstag „Biken statt Tanken“ mit einem vielfältigen Angebot rund ums Rad: Vom Kinderparcours über einen kostenlosen Radcheck und einen „Patschenflick“-Kurs bis zu Probefahrten mit Rikschas und Lastenrädern. Gleichzeitig wurde die Plakataktion „I bike my Spittal“ gestartet, mit der das Radfahren im Alltag ins Zentrum gerückt werden soll. Betriebe, die Plakate mit verschiedenen Sujets aufhängen, können eine Radabstellanlage für vier Räder gewinnen.

Radinfrastruktur. Wie vor einem Jahr berichtet, erstellte Oberzaucher gemeinsam mit benachbarten KEM-Manager:innen und den Tourismusregionen Millstätter See-Bad Kleinkirchheim-Nockberge und Katschberg Lieser-Maltatal einen Infofolder zu hochwertigen Radabstellanlagen. „In der Zwischenzeit haben vier der fünf Gemeinden Radabstellanlagen bestellt“, freut sich Oberzaucher. Weniger glücklich ist er, dass die Errichtung eines Radwegs durch die Lieserschlucht entlang der B99 weiter verschoben wurde. Dies ist die einzige Verbindung zwischen Spittal und dem Millstätter See und für Radfahrer:innen brandgefährlich – sowohl für die Einheimischen als auch für Tourist:innen, die einen Abstecher vom beliebten Drautal-Radweg machen möchten.

Im vergangenen November wurde in Millstatt eine Lücke im E-Tankstellennetz geschlossen. Die Schnellladestation beim Badehaus bietet je zwei Ladepunkte mit 22 kW Wechselstrom und bis zu 120 kW Gleichstrom und kann mit allen gängigen Bankomat- und Kreditkarten genutzt werden. Im Zuge der Pandemie wurde das Mobilitätsangebot des Anrufsammeltaxis Nockmobil auf die Zustellung von regionalen Produkten ausgeweitet.

Architekt. Georg Oberzaucher stammt aus Obermillstatt und lebt mit seiner Frau, seiner 14-jährigen Tochter und seinem 12-jährigen Sohn dort. Er absolvierte die Fachrichtung Möbel und Innenausbau an der HTL Villach und studierte Architektur an der Technischen Universität Graz. Er arbeitete für ein Fertighausunternehmen, für das Stadtplanungsamt Graz und mehrere Architektur- und Planungsbüros.

2013 gründete er sein Ingenieurbüro mit den Schwerpunkten Gebäudeenergie, Bauplanung und Innenarchitektur und ist auch als zertifizierter Berater im Energieberatungsnetzwerk des Landes tätig. 2017 wurde er Manager der KEM Millstätter See. Seit 2018 ist er auch Fachexperte der Ingenieurszertifizierungskommission der WKO. In seiner Freizeit spielt er gerne Fußball oder geht laufen, und er beteiligt sich am Vereinsleben seiner Gemeinde. Wenn es Zeit und Wegstrecke zulassen, lässt er sein Auto stehen und nutzt sein E-Bike.

* Lendorf, Seeboden am Millstätter See und Spittal an der Drau haben sich 2017 zur KEM Millstätter See zusammengeschlossen. Im Jahr 2019 wurde die Region um die Gemeinden Baldramsdorf und Millstatt am See erweitert.