Dem Inschenör ist nichts zu schwör

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KEM-Manager im Porträt. Inzwischen kennt er alle Ausreden und Fake News rund um erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität. Doch David Locsmandy lässt nicht locker und bringt seine Themen der Bevölkerung in der KEM Leithaland auf vielschichtige Art näher. Im Herbst startet er in die zweite Weiterführungsphase.

Vor zwei Jahren nahm Locsmandy das Projekt „Sonnenkraftwerk Leithaland“ in Angriff. In zwei Informationsveranstaltungen mit über 150 TeilnehmerInnen wurden einerseits Personen gesucht, die über Dachflächen zur Photovoltaiknutzung verfügen. Andererseits suchte die KEM InvestorInnen zur Umsetzung dieser Anlagen. „Das Echo in der Bevölkerung war groß und die Stimmung gut“, erinnert sich Locsmandy. „An die 90 InteressentInnen bekundeten ihr Interesse an Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern, doch leider fanden sich nur InvestorInnen für die Umsetzung von zehn Anlagen.“ Diese konnten im Vorjahr realisiert werden.

Sonnenkraft. „Auch wenn wir nicht so viele Anlagen wie geplant umsetzen konnten, hat das Projekt doch massiv zur Bewusstseinsbildung beigetragen“, so der KEM-Manager. „War der Großteil der Bevölkerung ursprünglich der Meinung, dass Photovoltaik zu teuer sei und nichts bringe, wird deren Sinnhaftigkeit heute nur noch von wenigen bezweifelt.“

Dazu tragen auch Locsmandys zahlreiche Informationsveranstaltungen bei. Ein ganzes Dutzend waren es in den vergangenen zwei Jahren. Sie widmeten sich unter anderem der Photovoltaik in der Landwirtschaft, der Energieeffizienz und Energiekosteneinsparung, der Kombination von PV und Stromspeichern sowie der alternativen Mobilität. Bevölkerung und Lokalpolitik konnten verschiedenste Elektrofahrzeuge ausprobieren. Locsmandys unermüdliche Aufklärungsarbeit trägt inzwischen Früchte. So investierten 68 NeufelderInnen in die 148,5 kWp-Anlage des Wasserleitungsverbands, die gerade fertiggestellt wird und die Pumpen des Brunnenfelds mit Strom versorgt.

Elektrolaster. Ein sichtbares Ergebnis seiner Bemühungen ist der Ende 2019 von der Gemeinde Wimpassing für ihren Bauhof angeschaffte Goupil G4, ein elektrischer Kleintransporter, der durch diverse Aufbauten eine ganze Reihe verschiedener Aufgaben übernehmen kann. Am 22. Jänner wurde er der Öffentlichkeit präsentiert.

Sehr gut angenommen werden auch die Energiesprechtage, die Locsmandy in jeder Gemeinde zweimal pro Jahr abhält. Apropos gut besucht: Die Abschlussgala seines Klimaschulenprojekts mit den Volksschulen Müllendorf und Steinbrunn-Zillingtal sowie der Lollipop Volksschule und der NMS in Neufeld an der Leitha erzielte rekordverdächtige Besucherzahlen. An die 900 Kinder, Jugendliche, Verwandte und LehrerInnen kamen zur Veranstaltung, bei der die SchülerInnen ihre Erkenntnisse zu Solarenergie und umweltfreundlicher Mobilität präsentierten.

Gmoabus. Die Mobilität freilich ist ein schwieriges Thema im Leithaland. „Viele Leute aus der KEM Leithaland pendeln in die nahe gelegene Landeshauptstadt Eisenstadt. Die Region kann durchaus noch zum Speckgürtel gezählt werden. Viele Familien haben zwei bis drei Autos daheim stehen und geben diese ungern auf“, erklärt Locsmandy. So scheiterte der Versuch eines E-Carsharings in Hornstein leider nach zwei Betriebsjahren an mangelndem Interesse der Bevölkerung. Derzeit wird für drei Gemeinden ein gemeindeübergreifendes Mobilitätskonzept für ein Mikro-ÖV-System erstellt, das nach einer Haushaltsbefragung und einem Bürgerbeteiligungsprozess schon sehr weit gediehen ist. In immerhin drei der neun KEM-Gemeinden* – Pöttsching, Hornstein und Steinbrunn – verkehrt ein Gmoabus. (Gmoa ist der burgenländische Dialektausdruck für Gemeinde und beim Gmoabus handelt es sich um eine Art Anruf-Sammeltaxi.)

Anradeln. Bereits Tradition hat das jährliche „Anradeln“ im Frühling, das heuer leider der Coronakrise zum Opfer fiel. Nach einer Sternfahrt aus den einzelnen Gemeinden zum Treffpunkt und einer gemeinsamen Etappe organisiert Locsmandy üblicherweise eine Abschlussveranstaltung mit Roadshow und der Möglichkeit, fünf bis zehn verschiedene Elektroautos auszuprobieren – darunter auch sein eigenes.

Ingenieur und Sportler. David Locsmandy besuchte die HTBLA Eisenstadt, Fachrichtung Maschinenbau-Werkstofftechnologie, und absolvierte eine ganze Reihe von Zusatzausbildungen. So ist er unter anderem diplomierter Energie Autarkie Coach, Energie-  und CO2-Manager, Consultant für Erneuerbare Energie sowie Energieauditor. 2010 machte er sich selbstständig und betreibt gemeinsam mit Co-Geschäftsführer Robert Pichler und sieben MitarbeiterInnen das Ingenieurbüro Mastermind.

Der gebürtige Eisenstädter lebt mit Frau und Kindern in einem selbst gebauten Niedrigenergiehaus in Müllendorf. In seiner Freizeit versucht Locsmandy sich mit Radfahren und Laufen fit zu halten und ist auch gern beim Halbmarathon im Rahmen des Vienna City Marathons dabei. Seine elfjährige Tochter und sein 13-jähriger Sohn betreiben ebenfalls gern Sport.

 

* Die KEM Leithaland umfasst die Gemeinden Großhöflein, Hornstein, Leithaprodersdorf, Müllendorf, Neufeld an der Leitha, Pöttsching, Steinbrunn, Wimpassing an der Leitha und Zillingtal.