Fruchtfolge und naturnahe Bewirtschaftung oder konventioneller Anbau? Der Anfang Mai eröffnete Fruchtfolgeschaugarten in Mureck bietet LandwirtInnen, Schulklassen und Interessierten die Möglichkeit, beide Anbaumethoden nebeneinander zu vergleichen – und ihre eigenen Schlüsse daraus zu ziehen. Doch der Schaugarten ist nicht der einzige Ort in der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Grünes Band Südsteiermark, wo Zusammenhänge zwischen Bodennutzung, Ernährung, Biodiversität und Klimaschutz erlebt und vermittelt werden.
„Viele Menschen haben heute den Bezug zu ihren regionalen Lebensmitteln verloren, im Fruchtfolgeschaugarten der Bioenergie Mureck können sie ihn wieder herstellen“, meint Christian Luttenberger, Manager der KEM Grünes Band Südsteiermark und Geschäftsführer der Energieregion Oststeiermark. Vor allem für konventionell wirtschaftende LandwirtInnen stelle der 8.000 Quadratmeter große Schaugarten ein niederschwelliges Angebot dar, sich Alternativen zur industriellen Landwirtschaft samt ihren hohen Emissionen an Treibhausgasen anzusehen. Kein Zeigefinger soll erhoben werden, erfüllt die Landwirtschaft doch eine enorm wichtige Funktion und wertvolle Aufgabe für die regionale Lebensmittelversorgung, aber sachliche Informationen und Selbsterfahrung sind hier sehr wohl angesagt.
Kürbis-Watching. Angebaut werden Winterraps, Winterweizen, Ölkürbis, Sojabohne und Mais. Auch eine Biodiversitätsfläche vulgo Blumenwiese wird im Rahmen des von Energiepionier Karl Totter senior initiierten und von der KEM Grünes Band Südsteiermark unterstützten Projekts angelegt. Neben den LandwirtInnen sind vor allem Kinder und Jugendliche eine wichtige Zielgruppe des Schaugartens. Hier sollen der Naturkreislauf der Landwirtschaft, die Erzeugung erneuerbarer Energie und Wissen rund um den Klimaschutz vermittelt werden.
Ein neues Bewusstsein im Umgang mit der Umwelt kann man auch im Klimaschutzgarten Gosdorf erlangen. Dieser wurde bereits vor 13 Jahren von der Energieagentur Weststeiermark im Rahmen des gemeinnützigen Beschäftigungsprojekts* „Au(s)blicke Gosdorf“ gestaltet. Hier werden einerseits Menschen wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt, andererseits verschiedene Kräuter, Staudenbeete und Rosen angepflanzt, Nistkästen und Futterhäuschen hergestellt und ein Feuchtbiotop gepflegt. Die BesucherInnen werden über Klimawandel, Photosynthese, Sonnenenergie, Biomasse, Energiesparen, ökologische Zusammenhänge und Naturschutz informiert. Eine Futterwand spendet geistige Nahrung für vorbeiradelnde Menschen und Vogelfutter.
Klima und Bienen schützen. Der 1,8 Hektar große Klimaschutzgarten hat sich im vergangenen Jahrzehnt zu einem beliebten Veranstaltungsort entwickelt – auch für die KEM. „Wir organisieren hier regelmäßig Führungen für Schulklassen und halten Info-Veranstaltungen zum klimagerechten Gärtnern ab. Das Team der Klimaschutzgarten-Leiterin und Geschäftsführerin der KEM-Partnerin Energieagentur Weststeiermark Irmtraud Pribas hat hier im Mai in Kooperation mit dem steirischen Naturschutzbund 5.000 Wildblumen im Rahmen einer Bienenschutzaktion verteilt“, erklärt Luttenberger. Dem prachtvollen Osterluzeifalter wird im Klimaschutzgarten nicht nur Nahrung geboten, sondern auch ein eigenes Fest gewidmet.
Klimaschutz schmeckt. Pribas' Team und Luttenberger schufen im Rahmen einer KEM-Maßnahme auch sogenannte Naschecken. In Mureck sowie den Ortsteilen Gosdorf und Eichfeld, in Murfeld (Ortsteil Lichendorf) und seit 5. Juni auch in der Marktgemeinde St. Veit in der Südsteiermark stehen verschiedene Obstsorten zum kostenlosen Pflücken und Verspeisen bereit. Abgesehen von Himbeeren, Stachelbeeren, Aronia, Ribisel, Kirschen, Feigen und/oder Weintrauben bieten die Naschecken auch Informationen zum Klimaschutz. Außerdem wird man eingeladen, auch im eigenen Garten solche Pflanzen zu setzen – als Beitrag zur Artenvielfalt und als Leckerbissen für die Familie, für Bienen, Hummeln und Vögel.
Herausforderungen zu bewältigen gilt es auch im benachbarten sensiblen Auwald entlang der Mur. Denn hier haben sich Neophyten ausgebreitet. Die pflanzlichen Eindringlinge wurden in mühsamer Kleinarbeit so weit wie möglich entfernt. Das für das Eschensterben verantwortliche Eschen-Stengelbecherchen lässt sich jedoch weder ausreißen noch ausgraben, und so mussten zahlreiche Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Der erst im Jahr 2000 entdeckte Schlauchpilz koexistiert in seiner ostasiatischen Heimat übrigens friedlich mit den dortigen Mandschurischen Eschen. Dagegen sind nur sehr wenige Europäische Eschen gegen den eingeschleppten Erreger resistent.
Bäume pflanzen. „In Zusammenarbeit der Stadt Mureck und Bürgermeister Toni Vukan, mit dem Bezirksförster, dem Schutzgebiet-Betreuer, GemeindemitarbeiterInnen sowie zahlreichen SchülerInnen und Freiwilligen wurden im April daher 4.000 Jungbäume in der Au gepflanzt“, so Luttenberger. Und weil man schon so fleißig beim Bäumepflanzen war, durfte jedes Kind der drei teilnehmenden Volksschulklassen auch gleich einen ganz persönlichen Nussbaum auf einer Fläche hinter dem Schwimmbad setzen.
*Die Energieagentur Weststeiermark betreut mit dem Waldgarten Schwanberg, dem Stadtgarten Deutschlandsberg und dem Tiergarten Leibnitz noch weitere Projekte, die soziale Aspekte mit praktiziertem Klima- und Artenschutz sowie mit Bewusstseinsbildung verknüpfen.