Top-Ten-greenstarter. Täglich werden Tonnen an Lebensmitteln weggeworfen und Unmengen an Fischmehl aus Wildfang verfüttert. Michael Forster und Simon Weinberger bieten mit ihrem Start-up Ecofly eine Lösung für beide Probleme: Sie heißt Hermetia Illucens, zu Deutsch Schwarze Soldatenfliege, und soll die biologischen Kreisläufe in Österreichs Fischzucht schließen.
Risotto aus den Larven der Schwarzen Soldatenfliege steht wohl bei den wenigsten Menschen ganz oben auf der Liste der Lieblingsspeisen. Für Forellen, Lachs und den in Skandinavien gezüchteten Heilbutt sind die Maden jedoch eine Delikatesse. Michael Forster und Simon Weinberger haben sich nun daran gemacht, diese Fliegenart zu züchten. Ihre Vorzüge: Die Larven haben kräftigen Appetit, verputzen landwirtschaftliche Reststoffe wie Biertreber oder aussortiertes Gemüse und wachsen rasant.
Fischfutter, Fett, Kompost. „Die Larven enthalten sehr viel Eiweiß“, erklärt Weinberger. „Sie können lebend verfüttert oder getrocknet und wie herkömmliches Fischfutter zu Pellets verarbeitet werden.“ Derzeit arbeiten der Chemiker Weinberger und der BOKU-Student Forster an einer entsprechenden Pelletiermaschine, die noch heuer in Betrieb gehen soll. Als Nebenprodukte fallen Fett und Kompost an. Das Fett eignet sich als Ersatz für Palmöl und kann sowohl in der Kosmetik- als auch in der Nahrungsmittelindustrie verwertet werden. Der Kompost ist bestens für den Gemüseanbau geeignet.
Schon jetzt liefert eine Pilotanlage am Biohof von Forsters Eltern 500 Kilogramm Larven pro Woche. Verspeist werden sie unter anderem in der Fischzucht von Weinbergers Eltern. Damit steht den beiden Jungunternehmern ein erstklassiges Experimentierfeld zur Verfügung. „Ein gutes Stück weiter bringt uns auch der Klimafonds-Wettbewerb greenstart, einerseits durch die Unterstützung bei der Erstellung unseres Businessplans, andererseits durch neue Kontakte und die verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit“, so Weinberger.
Überfischung stoppen. Gute Chancen am Markt rechnet sich Ecofly nicht nur angesichts des zunehmenden Kundenwunsches nach nachhaltig produzierten Lebensmitteln aus, sondern vor allem, weil sich die Folgen des Raubbaus an den maritimen Ressourcen seit einigen Jahren im Preis niederschlagen. Fischmehl wird ständig teurer. Das Start-up möchte aber nicht nur Fischfutter verkaufen, sondern in nächster Zeit erste Gespräche mit InvestorInnen und potenziellen VertriebspartnerInnen führen.
Maden ohne Speck. „Früher haben Fischzüchter oft Fleischreste am Rand ihrer Fischteiche so platziert, dass die Larven ins Wasser plumpsen und von den Fischen gefressen werden“, so Weinberger. „Wir füttern unsere Fliegenlarven aus hygienischen Gründen jedoch nur mit pflanzlichen Resten.“ Was aber passiert, wenn Soldatenfliegen entkommen? Nicht viel, denn das Insekt stammt zwar ursprünglich aus Amerika, ist inzwischen jedoch auch in Europa weit verbreitet.