KEM-Managerin im Porträt. Die alten Kellergassen und der zeitgemäße Umgang mit Energie liegen Doris Mutz gleichermaßen am Herzen. Alfred Komareks Roman- und Filmfigur Simon Polt hilft der KEM-Managerin des Pulkautals bei der Etablierung eines sanften Tourismus. Denn dort, wo einst der Gendarm Polt in die Pedale trat, radeln heute TouristInnen auf geführten Touren zu den Drehorten.
Vieles in den Polt-Romanen entspricht der Realität, etwa dass man hier im Pulkautal noch viele – vor allem ältere – Menschen auf dem Fahrrad antreffen kann. Aber dass man in jeder Kellergasse gleich auf ein Glas Wein eingeladen wird, gehört der Vergangenheit an. Denn der Wein lagert zum Großteil nicht mehr in den historischen Kellern, sondern in großen Tanks. „Viel zu oft habe ich in der Vergangenheit den Satz ‚Bei uns ist ja nichts’ gehört“, schreibt Alfred Komarek in „Der Pulkautaler“. „Es ist sehr viel da, und es wird immer noch mehr, je genauer man hinschaut und sich damit beschäftigt.“
Die Pulkautalerin. Doris Mutz schaut sogar ganz genau hin: „Wir bemühen uns sehr, die historischen Kellergassen durch Veranstaltungen und Feste am Leben zu erhalten. Der Simon Polt hilft uns dabei. Wir haben geschulte Poltbegleiter und organisierte Fahrradtouren, Informationstafeln bei den Originalschauplätzen und nun auch eine Polt-App fürs Handy.“ Sanfte TouristInnen und Einheimische treffen im Pulkautal auf ein gut in Schuss gehaltenes Radwegenetz ohne allzu große Steigungen. Einmal im Jahr geht es unter dem Motto „Ein Tal am Rad“ 90 Kilometer durchs Pulkautal und das benachbarte Tschechien.
Doris Mutz arbeitet seit sieben Jahren als Geschäftsführerin des Regionalentwicklungsvereins Initiative Pulkautal an gemeindeübergreifenden Projekten. Gleichzeitig fungiert sie als Chefredakteurin des Pulkautalers. Anfang des Jahres hat sie von Reinhard Indraczek das KEM-Management übernommen, dessen Projekte sie schon seit dem Start der Klima- und Energie-Modellregion* im Jahr 2013 begleitete.
Umfangreiche Vorarbeiten. Indraczek und Mutz haben zahlreiche Konzepte entworfen. So identifizierten sie eine Reihe zu sanierender öffentlicher Gebäude und entwickelten Konzepte für Mustersanierungen, E-Carsharing und die Umrüstung auf LED-Straßenbeleuchtung. Ein Viertel der alten Straßenbeleuchtung konnte inzwischen erneuert werden – mit Einsparungen von bis zu 50 Prozent.
„Bei den Mustersanierungen scheitert es bislang leider am Geld, beim Carsharing am Bewusstsein der Bevölkerung“, meint die KEM-Managerin, ohne zu resignieren. „Heuer werden wir in jeder Gemeinde eine Stromtankstelle errichten.“ Steter Tropfen höhlt den Stein, sagt sie sich und setzt umso mehr auf Bewusstseinsbildung.
Feiern, tanzen, informieren. 2013 gesellte sich in der Eselsmühle Seefeld-Kadolz zum Kirtag unter dem Motto „Anno 1910“ der Energiekirtag. Die alten Trachten der Pulkauer Musikanten trafen hier auf Energielösungen für die Zukunft. Der historische Kirtag war ein einmaliges Ereignis, der Energiekirtag jedoch wurde ein wiederkehrendes Event. Regionale Betriebe präsentierten ihre Energiekonzepte in Form von E-Bikes und E-Autos. Vorträge über erneuerbare Energie und Informationen zu Bürgerbus und Bürgerbeteiligungsprojekten rundeten das Programm ab.
„Heuer wollen wir unsere Beratungsangebote für Private forcieren und bieten erstmals auch kostenlose Energieberatungen für Betriebe an. Diese werden gerade schriftlich informiert“, sagt Mutz. Die Energiebuchhaltung der Gemeinden läuft inzwischen gut. Zur Bewusstseinsbildung trägt auch die Teilnahme am ENU-Wettbewerb Stromsparfamilien bei. „Unsere teilnehmenden Familien konnten im Durchschnitt 12 Prozent Strom einsparen“, freut sich Mutz. „Das Schöne daran ist, dass sie auch nach dem Wettbewerb weiterhin achtsam mit Energie umgehen.“
Best Practice. Zu ihren größten Erfolgen für den Klimaschutz zählt die Realisierung der Photovoltaikanlage auf der Kläranlage Seefeld-Kadolz. Insgesamt 189 Solarmodule liefern seit Ende 2015 Strom mit einer Spitzenleistung von 49 Kilowattpeak. „Wir möchten die Bevölkerung mit einem neuen Konzept einladen, sich an der Anlage zu beteiligen und von der Ökostromproduktion zu profitieren. Parallel dazu sind wir dabei zu analysieren, welche Dachflächen sich in unserer Region am besten für die Photovoltaik eignen“, so Mutz.
Erholung findet die Mutter zweier jugendlicher Söhne im Garten. Am liebsten beim Rasenmähen, das sei besonders entspannend, genauso wie ihr zweites Hobby: „Ich gehe auch sehr gerne fischen.“ Mutz bestätigt auch ein Klischee der Polt-Krimis. Sie sitzt gerne mit Nachbarn am Bankerl, das allerdings absolut sicher. Denn Morde gibt's hier nur im Drehbuch.