Das Projekt belohnt klimafreundliche Schulwege mit dem Bus, zu Fuß und mit dem Fahrrad. Hermann Florian aus der KEM Lieser- und Maltatal hat es gemeinsam mit dem regionalen Busunternehmen Bacher Reisen entwickelt und alle Schulen und Gemeinden der KEM eingebunden.
In der Früh herrschte vor den Schulen Chaos. Die Elterntaxis stauten sich. So sehr, dass sich sogar die Buslenker:innen beschwerten, weil sie ihren Fahrplan nicht mehr einhalten konnten. Marlene Bacher, Marketingleiterin bei der Bacher Touristik GmbH, die alle Schul- und Linienbusse in der KEM Lieser- und Maltatal betreibt, und KEM-Manager Hermann Florian arbeiteten daraufhin ein Konzept aus, das weit über bloße Appelle hinausgehen sollte. Im Schuljahr 2021/22 ging es dann los.
Ursachenforschung. Von Anfang an wurden die fünf Volksschulen und die zwei Mittelschulen in das Projekt involviert und die Bürgermeister informiert. Bei den Elternabenden zu Schulbeginn wurden die Gründe hinterfragt, warum die Kinder nicht mit dem Bus fahren oder zu Fuß gehen (dürfen). „Meistens ging es um die Sicherheit, und das Argument dafür war durchaus oft stichhaltig: So nannten die Eltern Gefahrenbereiche wie Straßen ohne Gehsteige, fehlende Beleuchtung sowie stark befahrene Straßen ohne Querungshilfen zwischen Busstation und Schule“, erklärt Florian.
Die von den Eltern genannten gefährlichen Bereiche wurden gemeinsam mit den Bürgermeistern und der Polizei besprochen und begangen. „Einige Gefahrenstellen ließen sich sofort entschärfen, andere sollen im Laufe der Zeit behoben werden“, sagt Florian. „Wir müssen ständig an allen Schrauben drehen.“
Problemlösung. In der Gemeinde Rennweg wurde ein Wendeplatz für den Bus geschaffen, damit Kinder zum Ein- und Aussteigen die Straße nicht mehr überqueren müssen und parkende Autos nicht den Bus behindern. In Gmünd wurden Fußgängerübergänge mit LED-Beleuchtung erheblich besser ausgeleuchtet. Vor jeder Schule steht nun eine spezielle Tafel, die darauf hinweist, dass hier kein Platz für Elterntaxis ist. Zu Schulanfang werden für rund zwei Wochen sogenannte „School-Guides“ – pensionierte Lehrer:innen, Student:innen, Eltern und andere – im Bus mitfahren, die für Ordnung bei den Bushaltestellen sorgen und aufpassen, dass alle im richtigen Bus sitzen und kein Kind belästigt oder gefährdet wird. Weitere Verbesserungen wie Schutzwege werden mit den entsprechenden Behörden diskutiert.
Außerdem hat das Busunternehmen Bacher Reisen seine Lenker:innen dahingehend geschult, dass sie sich besonders der jungen Fahrgäste – also der zahlenden Kund:innen und eigentlichen Klimaschützer:innen von morgen – annehmen. Teilweise wurde auch der Fahrplan optimiert. Auch gibt es in der Region schon seit Jahren Mobilitätsworkshops, in denen es um besondere Sicherheit beim Busfahren geht. Da dürfen die Kinder vom Fahrersitz aus erleben, welche Bereiche rund um den Bus wie eingesehen werden können. Eine Vollbremsung bei rund 10 km/h zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, sich anzuschnallen.
Motivation mit tollen Preisen. Im laufenden Schuljahr beteiligen sich 320 der insgesamt 460 Schüler:innen im Tal an der Aktion „Cool in die Schul“. Schulbusfahrer:innen laden sich eine eigens entwickelte Handy-App aufs Smartphone, die jede Fahrt mit dem Schulbus automatisch erfasst. Kinder ohne Smartphone werden über einen QR-Code am Schülerausweis im Bus registriert, und jene, die ihren Schulweg zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen, tragen ihre klimafreundlichen Wege in einen Schulweg-Kalender ein.
Und damit die Lust am Öffi-Schulbusfahren und Zufußgehen bzw. Radfahren hoch gehalten wird, gibt es nette Goodies für Zwischenwertungen. Dabei achten die Initiator:innen auf nachhaltige, klimabewusste Prämien, wenn möglich von regionalen Sponsoren, wie zum Beispiel einen recycelten Rollbag oder eine nachhaltige Alu-Lunchbox. Rund 100 Klima-Schüler:innen freuten sich heuer über diese Anerkennung.
Die Jahreswertung ist der Höhepunkt der Aktion. Im Rahmen eines Abschlussfestes wird mit allen aktiven Schüler:innen gefeiert und das Projekt auch gut „sichtbar“ gemacht. Zusammen mit den Sponsoren Uniqa, KEM und Bacher Reisen werden die Schulbus-Champions des Schuljahres gekürt: mit exklusiven, von Skirennläufer Matthias Mayer handsignierten Skiern und Helm für den Bus-Champion sowie mit einem coolen Scooter samt KEM-Logo für den/die aktivste/n Schüler:in, der/die den Schulweg zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegt. Heuer wird der Kärntner Olympiasieger sogar persönlich zum großen Abschlussfest mit Preisverleihung kommen.
Weniger Elterntaxis vor Schulen. Die morgendliche Verkehrssituation hat sich vor allen sieben Schulen verbessert“, fasst Hermann Florian zusammen. „Im nächsten Schuljahr läuft das Projekt natürlich weiter.“ In einigen Gemeinden wird auch die Einrichtung von Schulstraßen mit temporären Fahrverboten diskutiert, und für eine sichere Erreichbarkeit der Schulen mit dem Fahrrad ist noch einiges bei der Radinfrastruktur zu tun.
„Hermann Florian ist ein sehr erfahrener KEM-Manager. Er setzt sich nicht nur bei seinen KEM-Gemeinden und der Bevölkerung für konsequenten Klimaschutz ein, sondern praktiziert ihn auch daheim“, sagen Nicole Kirchberger und Miriam Schönbrunn vom Klima- und Energiefonds. „Den meisten Menschen ist bewusst, was nachhaltige Mobilität bedeutet. Der Umsetzung stehen jedoch manchmal Hindernisse im Weg. Das KEM-Projekt des Jahres versucht, diese für unsere jüngsten Verkehrsteilnehmer:innen zu beseitigen. Dafür großen Respekt und herzliche Gratulation.“