Energiespeicher sind ein zentraler Baustein der Energiewende. Sie ermöglichen es zum Beispiel, den tagsüber geernteten Sonnenstrom am Abend zu verbrauchen oder Wärme sogar monatelang „einzulagern“, bevor sie genutzt wird. Der Klima- und Energiefonds zeigte im Rahmen seiner Speicherinitiative den Stand der Technik auf und finanziert aktuell fünf Machbarkeitsstudien für Speicherlösungen in Klima- und Energie-Modellregionen (KEM). Die Betreiber dieser Studien gaben nun einen Einblick in ihre innovative Arbeit.
Kaum eine Woche vergeht ohne Meldungen über neue wissenschaftliche Erfolge in der Entwicklung neuer Speichertechnologien. Doch die Umsetzung von Speicherprojekten stößt auf eine Reihe von Hürden technischer, finanzieller und juristischer, aber auch psychologischer Natur. Daher startete der Klima- und Energiefonds vor über zwei Jahren die Speicherinitiative. Wurden im ersten Schritt die zur Verfügung stehenden Technologien samt ihren Stärken und Schwächen aufgezeigt, schrieb der Klima- und Energiefonds im Vorjahr konkrete Machbarkeitsstudien aus. Fünf Projekte erhielten eine Beauftragung und präsentierten am 12. Juni ihre Zwischenergebnisse.
Der fünfstufige virtuelle Murauer Bezirksspeicher der KEM Holzwelt Murau soll künftig dafür sorgen, dass mehr erneuerbare Energie aus der Region in der Region genutzt wird. Übers Jahr gerechnet wird in der KEM mehr Strom produziert als verbraucht, doch im Winter muss Strom zugekauft werden. „Wir möchten die Versorgungssicherheit in der Region erhöhen und gleichzeitig das übergeordnete Stromnetz entlasten“, erklärt KEM-Manager Erich Fritz. Untersucht wird nun, wo und wie man die Netze der fünf Betreiber in der Region koppeln, Stromspeicher und eventuell ein Speicherkraftwerk errichten kann. Gleichzeitig wird erhoben, wie sich Stromlasten auf regionaler Ebene verschieben lassen und wie Kläranlagen, Schwimmbäder und andere regionale Verbraucher flexibler betrieben werden können, um einerseits Stromüberschüsse zu verwerten und andererseits Lastspitzen im Netz zu vermeiden.
Die KEM Freistadt widmet sich mit der Bürger-Speicherphotovoltaik („BürgerSPV“) einem besonders sensiblen Thema: Wie kann man in einem Wohnhaus mit mehreren EigentümerInnen eine gemeinschaftliche Photovoltaikanlage samt Stromspeicher errichten? Neben technischen Fragen sind hier eine Reihe von juristischen Details zu beachten und auch psychologische Fähigkeiten sind gefragt, weiß Projektleiter und Helios-Geschäftsführer Martin Fleischhanderl. Zum Beispiel: „Für eine maßgeschneiderte Planung der Anlage ist es wichtig, auf die 15-Minuten-Verbrauchswerte aus den Smart Metern [intelligenten Stromzählern, Anm.] zuzugreifen. Dafür benötigen wir aber die explizite Zustimmung aller WohnungseigentümerInnen.“ Außerdem herrscht in Oberösterreich bei Entscheidungen von Hausgemeinschaften das Einstimmigkeitsprinzip. „Einer oder eine ist fast immer dagegen“, so Fleischhanderl. Trotzdem gelang es, die EigentümerInnen eines Gebäudes mit neun Wohnungen, einem Friseurladen und einer E-Ladestation von der Sinnhaftigkeit des Projekts zu überzeugen. Ein gewichtiges Argument dabei war die Garantie eines stabilen Strompreises für die nächsten 20 Jahre.
Photovoltaik- und Speicherexperte Gernot Becker und Kurt Leonhartsberger von der Fachhochschule Technikum Wien untersuchen die Machbarkeit eines liegenschaftsübergreifenden Stromspeichers in der KEM Lainsitztal. awarenESS – Gemeinschaftsspeicher (EnergyStorageSystems) als sichtbare Schlüsselelemente der Energiewende heißt das Projekt – und dementsprechend soll der Speicher nicht in einem Keller versteckt, sondern gut sichtbar platziert werden. Großschönau, die zentrale Gemeinde der KEM, hat bereits jahrzehntelange Erfahrung mit erneuerbaren Energien, aber auch mit einem intelligenten Stromnetz. „Somit ist die KEM Lainsitztal ein perfekter Partner für uns“, meint Becker. Projektziel ist die Ausarbeitung eines Kooperations- und Abrechnungsmodells für EigentümerInnen, AnlagenbetreiberInnen und NutzerInnen.
Christian Luttenberger, KEM-Manager im Grünen Band Südsteiermark und Geschäftsführer der Energieregion Oststeiermark, sucht gemeinsam mit Josef Rath von der Rath GmbH den optimalen Batteriespeicher für E-Ladestationen in der KEM Energiekultur Kulmland. Das Unternehmen betreibt eine Raststation mit Tankstelle, Autowaschanlage, Lebensmittelhandel und Gastronomiebetrieb. Schon jetzt liefern drei Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtspitzenleistung von 30 Kilowattpeak (kWp) Strom. Demnächst wird ein Kleinwasserkraftwerk mit 13 kW dazukommen und den elektrischen Eigenversorgungsgrad auf 36 Prozent erhöhen. „Der Stromspeicher ermöglicht künftig ein schnelles Aufladen von Elektrofahrzeugen und die weitere Steigerung der Eigenverbrauchsquote“, erläutert Luttenberger. „Gleichzeitig aber soll der Speicher im Falle eines Blackouts im regionalen Stromnetz garantieren, dass das ‚yes Nahversorger Center Ilztal‘ in einem definierten Bereich den Betrieb aufrecht erhalten kann und die Pumpen für die Tankstelle weiterhin funktionieren, damit Blaulichtfahrzeuge betankt werden können.“
Big Solar Feldbach – Saisonalspeicher in Kombination mit Solarthermieanlage und Wärmepumpe für das FW-Netz Feldbach heißt das Projekt, das die auf solare Großanlagen spezialisierte steirische Kollektorschmiede S.O.L.I.D. gemeinsam mit der KEM mittleres Raabtal, der Lokalen Energieagentur Feldbach (LEA) und der Energie Steiermark vorantreibt. „Es geht darum, einen möglichst hohen Anteil von Solarenergie im Fernwärmenetz zu erreichen“, beschreibt S.O.L.I.D.-Mitarbeiter Robert Söll das Ziel der Machbarkeitsstudie. 30 Prozent Solaranteil sollten technisch und wirtschaftlich möglich sein, meint Söll. Neben einem Kollektorfeld und einem thermischen Erdbeckenspeicher ist auch der Einsatz einer Absorptionswärmepumpe vorgesehen, sodass auch noch niedrige Temperaturen im Speicher genutzt werden können. „Feldbach hat rund 13.300 EinwohnerInnen. In dieser Größenordnung gibt es viele österreichische Städte, für die dieses Projekt ein Vorbild bieten könnte“, so Söll.
Nun legt der Klima- und Energiefonds ein Investitionsförderungsprogramm für thermische Speicher auf. Entsprechende Projekte in Klima- und Energie-Modellregionen – thermische Speicher für öffentliche Gebäude, Fernwärme, Landwirtschaft und Tourismus – können ab sofort mit bis zu 45 Prozent der Projektkosten unterstützt werden. „Wir haben die Förderung bewusst auf thermische Energiespeicher ausgelegt, da die ÖMAG seit heuer Förderungen für Stromspeicher anbietet“, erläutert Christoph Wolfsegger, Programm- und Research-Manager im Klima- und Energiefonds.