„Massive Steigerung der Nachfrage nach Beratungen“

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Interview. Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ (eNu), über die Kooperation der eNu mit den niederösterreichischen Klima- und Energie-Modellregionen.

Die eNu bietet niederösterreichischen Gemeinden umfangreiche Beratungen zu klimarelevanten Themen. Welche davon werden am häufigsten in Anspruch genommen?

Herbert Greisberger: Im Mittelpunkt stehen die sechs Klimaziele der Gemeinden, wobei besonderer Bedarf an Beratung zur Wärmewende, also „Raus aus Öl und Gas“, Photovoltaik mit Bürgerbeteiligung und Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften, E-Mobilität sowie zur thermischen Sanierung von Gebäuden besteht. Angetrieben durch die Energiepreissteigerungen, die attraktiven Förderungen des Bundes, den Krieg in der Ukraine und die Initiativen des Landes Niederösterreich ist bei allen Themen ein massiver Anstieg der Nachfrage festzustellen.

In Niederösterreich gibt es 27 Klima- und Energie-Modellregionen. Wie gut funktioniert die Zusammenarbeit zwischen eNu und den KEMs?

Die Zusammenarbeit zwischen eNu, e5, Klimabündnis und KEMs ist ein zentraler Erfolgsfaktor in Niederösterreich. Mit dem Umwelt-Gemeinde-Service der eNu, den 63 e5-Gemeinden und den 27 KEMs haben wir ein dichtes Netz an Unterstützung vor Ort. Und wir verbinden die Angebote von Bund und Land Niederösterreich. Das gemeinsame Auftreten gibt den Gemeinden Sicherheit in Hinblick auf die Maßnahmen im Klimaschutz, und konkrete Unterstützung hilft bei deren Umsetzung.

Was sind wichtigsten Themen in der Kooperation zwischen eNu und KEMs?

Photovoltaik und „Raus aus Öl und Gas“ sowie E-Mobilität sind die zentralen Kooperationsthemen. Die eNu erarbeitet hier mit e5 und KEM-Manager:innen abgestimmte Angebote für die niederösterreichischen Gemeinden und setzen diese auch gemeinsam um. Die enge Abstimmung zwischen den Akteur:innen wird von den Gemeinden sehr positiv wahrgenommen und ist dringend notwendig, um die äußerst hohe Nachfrage nach Beratung sicherzustellen.

 

„Raus aus Öl und Gas“ ist eine wichtige Maßnahme für den Klimaschutz und angesichts der russischen Invasion der Ukraine ein besonders brennendes Thema. Wie viele Öl- und Gasheizungen müssen jährlich umgerüstet werden?

Es gibt derzeit noch fast 300.000 Heizanlagen mit fossilen Energieträgern in Niederösterreich. Zur Erreichung der Klimaziele müssen daher jährlich nahezu 20.000 Heizungen umgestellt werden. Die Gemeinden und Bürger:innen sind dazu bereit. So hat sich etwa die Nachfrage nach Energieberatungen gegenüber den Vorjahren nahezu verzehnfacht. Diesen Ansturm zu bewältigen, schaffen wir nur gemeinsam. Mit den e5-Betreuer:innen und KEM-Manager:innen sowie Energie­beauftragten der Gemeinden haben wir direkte Ansprechpartner:innen vor Ort. Die Akteur:innen auf Gemeindeebene sind in der Erstinformation ebenso gefordert wie bei der Energieraumplanung. Die eNu mit der Energieberatung NÖ berät die Gemeinden, Betriebe und BürgerInnen bei der Umstellung auf ein erneuerbares Heizsystem am konkreten Gebäude.

Die eNu unterstützt unter dem Titel „Sonnenkraftwerk NÖ“ Gemeinden und KEMs auch bei der Durchführung von PV-Bürgerbeteiligungsprojekten. Wie viele Sonnenkraftwerke konnten bereits umgesetzt werden?

„Sonnenkraftwerk NÖ“ ist eine Initiative zur Umsetzung von Bürgerbeteiligung auf Gemeinde- und Landesebene. Die eNu stellt Vertrag, Grobanalyse und Instrumente zur Öffentlichkeitsarbeit bereit. Die Partner:innen vor Ort können sich mit diesem Rundum-Paket auf die Bewerbung des Projekts konzentrieren. Gemeinsam mit unseren Partner:innen vor Ort – e5, KEMs und Klimabündnis – wurden in Niederösterreich bereits über 100 Bürgerbeteiligungen umgesetzt. Die Bürger:innen haben so bereits mehr als 11.000 kWp Photovoltaik in Niederösterreich finanziert. Das Land Niederösterreich wird in den nächsten Jahren über 50.000 Paneele bzw. 20.000 kWp auf Landesgebäuden über das „Sonnenkraftwerk NÖ“ finanzieren. Ziel ist es, dass möglichst alle öffentlichen Gebäude auch mit PV-Anlagen ausgestattet sind; das „Sonnenkraftwerk NÖ“ leistet einen wesentlichen Beitrag dazu.

Plant die eNu weitere Angebote, die für die KEM-Manager:innen interessant sein könnten?

Wir verstehen uns als Kooperationpartner. Die Initiativen kommen von den KEM-Manager:innen, e5-Gemeinden oder dem Klimabündnis ebenso wie von der eNu. Wir versuchen, alle mit ihren Stärken einzubinden und Synergien zu nutzen. Das Miteinander ist zum Vorteil unserer Organisationen, der Gemeinden und insbesondere des Klimas.