Nein, er bettelt nicht um „Watschen“. Herwig Kolar, Manager der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Urfahr West, lädt alle, die in seiner Region wohnen oder arbeiten, ein, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren – so wie er selbst. Wer mehr Kilometer als Kolar schafft, also den Energiemanager schlägt, kann ein Servicepaket fürs Rad gewinnen. Wer zumindest an 21 Tagen in die Arbeit radelt, nimmt an der Verlosung eines Citybikes teil.
„Es bringt nicht viel, den Leuten mit erhobenem Zeigefinger zu erklären, dass sie nicht mit dem Auto zur Arbeit fahren sollen“, sagt Kolar. „Das wissen sie schon.“ Also versucht der KEM-Manager, den Spieltrieb seiner MitbürgerInnen anzusprechen und ihren sportlichen Ehrgeiz zu wecken. Er selbst geht seit Jahren mit gutem Beispiel voran und legt derzeit rund 2.000 Kilometer im Jahr zwischen Linz und Gramastetten zurück – 400 Höhenmeter inklusive. Wer den Energiemanager schlagen will, muss also kräftig in die Pedale treten.
Gewinnspiel. Mit seiner Idee konnte Kolar radeltzurarbeit.at als Projektpartner gewinnen. Die Onlineplattform lädt seit 2014 ein, mit dem Fahrrad oder E-Bike zurückgelegte Arbeitswege einzutragen. Jedes Jahr vergibt radeltzurarbeit.at verschiedene Preise an Einzelpersonen und Teams. Heuer gibt es unter anderem eine Reise in die „Fahrrad-Hauptstadt“ Amsterdam zu gewinnen.
Im Rahmen von Schlag den Energiemanager erhalten die ersten 50 TeilnehmerInnen ein Stirnband. Außerdem werden ein Stadtrad im Wert von 800 Euro sowie 200-Euro-Servicegutscheine verlost. Der Aktionszeitraum erstreckt sich von 1. Mai bis 21. September 2018. Bedingung zur Teilnahme am Gewinnspiel ist eine persönliche Teilnahme an der Schlussveranstaltung am 21. September. Der Ort der Veranstaltung stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest. „Wahrscheinlich wird es Walding werden, da hier zum selben Zeitpunkt eine Mobilitätsmesse stattfinden soll“, so Kolar.
Nervenschonend und gesund. Aber nicht die Preise, sondern das Radfahren selbst soll im Mittelpunkt der Aktion stehen. „Wir haben jeden Morgen eine starke Pendlerbewegung Richtung Linz und abends retour“, erklärt Kolar. „Mit dem Fahrrad ist man nicht nur gesund unterwegs, sondern spart sich auch den täglichen Stau und die Parkplatzsuche – drei gute Gründe, warum sich Politik und Unternehmen verstärkt um die Anliegen von RadfahrerInnen kümmern sollten.“
Zu den Anliegen zählen unter anderem sichere und alltagstaugliche Radwege, durch- und überdachte Fahrrad-Abstellanlagen sowie Lademöglichkeiten fürs E-Bike bei Bahnhöfen und ArbeitgeberInnen. Auch eine Dusche in der Firma könnte mehr Menschen zum Umsteigen aufs Rad bewegen. Das kostet zwar Geld, doch auch Auto-Parkplätze oder gar Tiefgaragen sind alles andere billig. „Oberösterreich gibt derzeit jährlich rund einen Euro pro EinwohnerIn für den Radverkehr aus, während es in besonders fahrradfreundlichen Regionen um die 20 Euro je EinwohnerIn sind“, kritisiert Kolar.
Dabei rechnet sich jeder in die Radverkehrsinfrastruktur investierte Euro. Laut einer Studie der TU Wien aus dem Jahr 2009 produziert der Radverkehr in Österreich „direkte und indirekte Wertschöpfungseffekte in der Höhe von 882,5 Millionen Euro“ sowie über 18.000 Arbeitsplätze. Die RadlerInnen sparen zudem CO2, Stickoxid- und Feinstaubemissionen, Staukosten und wohl auch Krankenstandstage ein. „Seit ich vor fünf Jahren KEM-Manager wurde, fahre ich mit dem Rad zu Arbeit. Seither war ich kein einziges Mal krank“, ist Kolar vom positiven gesundheitlichen Effekt des In-die-Pedale-Tretens überzeugt.
Breites Medienecho. Schon im Vorfeld von „Schlag den Energiemanager“ erhielt er zahlreiche Interviewanfragen von oberösterreichischen Medien. Das gibt ihm die Möglichkeit, seine Stimme für jene, die schon seit Langem mit dem Rad zur Arbeit fahren, zu erheben und Überzeugungsarbeit auf breiterer Basis zu leisten. Nur eine Frage beantwortet der sportliche KEM-Manager nicht: Ist das Tattoo auf seiner Wade, das die KEM Urfahr West darstellt, bloß ein Photoshop-Gag oder echt?