Immer mehr Autovermieter und Carsharing-Anbieter haben mittlerweile auch Elektroautos im Angebot. Wer nur hin und wieder ein Auto benötigt, fährt damit günstiger. Und all jenen, die mit dem Kauf eines eigenen E-Auto liebäugeln, bietet der Verleih eine gute Möglichkeit, die Stromer vorab zu testen.
In puncto Elektromobilität ist Hertz in Österreich ein echter Vorreiter. Der international tätige Autovermieter hatte sein erstes Elektroauto - einen Citroen AX mit 70 Kilometer Reichweite- bereits 1996 testweise in der Vermietung. „Das wardamals ein absolutes Unikat und das Interesse der Medien war gewaltig“, erinnert sich Heinz G. Risska, Marketing- und Sales-Manager von Rienhoff/Hertz International Franchise. „Wir hatten Schlagzeilen in der New York Times oder der Financial Times“, so Risska. Vermietet wurde das Fahrzeug allerdings nur einmal.
Ab Ende 2011 und im Jahr 2012 hatte Hertz einen Citroen C Zero und einen Peugeot Ion in Graz im Einsatz und zwar in Kooperation mit der E Mobility GmbH der Stadt Graz. Die Fahrzeuge sollten rund 140 Kilometer mit einer Batterieladung bewegt werden können. Im Winter reduzierte sich das tatsächliche Potenzial batteriebedingt jedoch auf maximal 60 Kilometer Reichweite, weshalb das Projekt wieder beendet wurde.
Risska ist aber überzeugt, „dass in den nächsten Jahren wieder Elektrofahrzeuge in unsere Flotte genommen werden, sofern die Batteriekapazitäten höhere Aktionsradien erlauben. Die großen Tesla-Modelle wären von der Kilometerleistung pro Batterieladung wahrscheinlich durchaus sinnvoll in der Vermietung zu betreiben, im Rahmen einer wirtschaftlichen Betrachtung allerdings zu höheren Tarifen als vergleichbare benzin- oder dieselbetriebene Modelle.“
Future Driving vermietet E-Autos von einem Tag bis zu mehreren Jahren. Der Fuhrpark wird laufend erweitert und soll möglichst jeden Bedarf abdecken – vom Stadtflitzer bis zur Oberklasse-Limousine. Mit der Erfahrung von 500.000 elektrischen Kilometern testet Future Driving jedes E-Auto auf Reichweite und Ladeverhalten genau durch, bevor es zum Einsatz kommt. Neben diversen Kia-Modellen (zum Beispiel Kia Soul EV ab 75 Euro/Tag) gibt es eine große Auswahl an E-Autos, vom Nissan Leaf (80 Euro/Tag) über den Renault Zoe (90 Euro/Tag) und den VW e-Golf (95 Euro/Tag) bis zum BMW i3 Premium (100 Euro/Tag) und dem Tesla (195 Euro/Tag).
„Der Tesla ist unser ,Kurzzeit-Hero' an Wochenenden und Tagen, vor allem jetzt in der schönen Jahreszeit“, sagt Future Driving Geschäftsführer Bernie Dangl. Im Langzeitsektor hat der neue BMW i3 die größte Nachfrage: „Ich glaube, die Mischung aus Reichweite (200 Kilometer im Sommer), spritzigen 170 PS und der für EU-Länder wichtige Drei-Phasenlader (zuhause in drei Stunden wieder vollladen) sind ausschlaggebend für Wahl des BMW i3“, meint Dangl. Bis 2018 soll der E-Fuhrpark auf 30 Fahrzeuge aufgestockt werden. Verliehen werden die E-Autos sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land.
Sixt hat derzeit den BMW i3 und den Nissan Leaf im Verleih. Der Autovermieter möchte damit ein „möglichst hohes Maß an Nachhaltigkeit“ für jene Kunden anbieten, die ihren „ökologischen Fußabdruck positiv beeinflussen und dabei nicht auf ein Leihauto verzichten möchten“. Neben den rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen verleiht Sixt auch den Plug-in-Hybrid BMW i8. Sowohl die Hybridmodelle, als auch die E-Autos können bei Sixt jederzeit online oder telefonisch reserviert werden. Außerdem bietet Sixt auch Beratung in Sachen Elektroauto und bei der Wahl des passenden Modells.
Europcar Österreich integrierte bereits 2011 die E-Mobilität in seinen Fuhrpark. Mit der Aufnahme der VW e-Golf-Flotte in den aktuellen und verfügbaren Fahrzeugbestand von über 2.200 Fahrzeugen ist Europcar 2016 erneut eine umweltfreundliche Aufstockung seines Angebots gelungen. Mit einer praxisnahen Reichweite von 130 bis 190 Kilometern, die der e-Golf rein elektrisch zurücklegen kann, sei er der ideale Begleiter im Alltag – beruflich wie privat. Den VW e-Golf gibt's in den Wiener Europcar Stationen ab 34 Euro pro Tag. Darüber hinaus unterstützt Europcar Österreich das E-Delivery-Projekt transform+ mit seinem Knowhow im Bereich der Autovermietung.
Elektroautos sind nicht nur bei klassischen Autovermietern ein großes Thema, sondern auch bei Carsharing-Anbietern, wie etwa Drive Now. Allein in Wien hat das Unternehmen 20 elektrische BMW i3 in der insgesamt 500 Fahrzeuge starken Flotte. „Die Nachfrage nach den Stromern ist sehr hoch und das Kundenfeedback überaus positiv“, sagt Drive Now-Pressesprecherin Aurika von Naumann.
DriveNow ist ein flexibles Carsharingmodell für das urbane Umfeld – für genau die Situationen, in denen Menschen spontan und kurzfristig ein Auto benötigen und gegebenenfalls auch nur eine One-Way-Fahrt zurücklegen wollen. Die Fahrzeuge stehen in einem definierten Geschäftsgebiet verteilt fußläufig erreichbar. „Dieses Modell würde so auf dem Land nicht funktionieren. Das gilt natürlich ebenso für die Elektrofahrzeuge in der Flotte“, meint von Naumann. Drive Now gibt es neben Wien noch in fünf deutschen Städten (München, Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf) sowie in London, Kopenhagen, Stockholm, Brüssel und Mailand. In diesem Jahr sollen noch weitere Städte dazu kommen.
Mit dem Angebot von E-Autos konnte Drive Now bislang weit über 200.000 Kunden mit dem Thema Elektromobilität in Berührung bringen und somit die städtische Gesellschaft dafür sensibilisieren. Der operative Aufwand mit der Elektroflotte im stationslosen Carsharingmodell ist – je nach vorhandener, öffentlicher Ladeinfrastruktur – sehr hoch. „Je besser und flächendeckender die Infrastruktur, desto mehr nimmt der Aufwand ab. So sind wir mit den Stromern zunächst in Vorleistung gegangen – nun liegt es an den Städten, mit Ladeinfrastruktur nachzuziehen – so auch in Wien. Erst dann sehen wir die Voraussetzungen zum weiteren Ausbau unserer E-Flotte“, so die Pressesprecherin.
Das Wiener Start-up Greenmove verfolgt bei seinem E-Carsharing-Modell ein standortzentriertes Konzept. Momentan stehen zehn E-Autos der Marken BMW, Nissan und Kia zum Verleih. Im kommenden Jahr soll sich die Zahl verdoppeln. „Der Kia Soul wird momentan am stärksten nachgefragt“, sagt Greenmove-Geschäftsführer Martin Mai. Als Grund dafür nennt er den günstigen Preis und die leichte Handhabung des Fahrzeugs.
Die KundInnen von Greenmove sind Gemeinden, Städte, KMUs oder Wohnbauträger und Hotels. „Wir sind im Grunde Betreiber und bieten unseren Kunden E-Carsharing zu einem Fixpreis pro Monat. Wir kümmern uns um die Infrastruktur, die Software und das Service der Fahrzeuge“. Die KundInnen können das E-Carsharing auf unterschiedliche Art anbieten, Hotels beispielsweise im Rahmen eines Übernachtungspackages. In Wien verleiht das Hotel Zeitgeist einen Kia von Greenmove stunden- und tageweise an seine Gäste. Auch die Ferienhotellerie soll künftig ins Boot geholt werden. Demnächst wird Mai dazu in der steirischen Thermenregion informieren.
Der Verein fahrvergnügen.at verfolgt das Ziel, BürgerInnen in allen interessierten Gemeinden zumindest ein Elektroauto für die gemeinsame Nutzung zur Verfügung zu stellen. Die Leistungen des Vereins umfassen unter anderem die Bereitstellung und Reservierung von Elektroautos für Vereinsmitglieder, Unterstützung bei Fragen der Elektromobilität, den Verleih von Ladeadaptern und die ständige Erweiterung der Angebotspalette für Mitglieder. Die Mitgliedschaft kostet die einmalige Einschreibgebühr von 75 Euro und 25 Euro Nutzungsbeitrag pro Monat für 70 Stunden Gratisnutzung pro Jahr. Mitglieder können für 175 Euro einen Tag lang den Tesla testen oder sich ein Elektroauto für den Urlaub ausborgen, zum Beispiel einen Renault Zoe für 99 Euro pro Woche.
Greenway E-Mobility betreibt die Integration von Elektrofahrzeugen in Logistikflotten im großen Stil. Die Gesamtflotte in der Voltia Group umfasst derzeit 30 reine Elektrofahrzeuge, alle verfügen über einen Laderaum von über fünf Kubikmetern. Dafür hat das Unternehmen mehr als zwei Millionen Euro investiert. Vermietet werden die Fahrzeuge sowohl in Städten als auch am Land. Grundsätzlich ist geplant, die Flotte wesentlich zu vergrößern, aber „aufgrund einer unerwarteten Änderung der Förderbedingungen ist es zu einem potenziellen Förderausfall von 120.000 Euro gekommen. Deswegen müssen wir in Österreich in den nächsten Monaten sehr gebremst vorgehen“, sagt Oswald Brandstetter von Greenway E-Mobility. Ein Kooperationspartner ist zum Beispiel DB Schenker. Das Logistikunternehmen will bis 2020 den CO2-Ausstoß der eigenen Fahrzeuge um 30 Prozent senken. Im Einsatz sind sowohl Elektroautos als auch Lieferfahrzeuge mit Gasantrieb und Stapler mit Wasserstofftechnik. Der Probebetrieb des E-Transporters läuft noch bis Ende August.
Foto: © Drive Now
Text: Ute Fuith