Wissen ist Macht

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KEM-Manager im Porträt. Vom ersten Schulungs- und Vernetzungstreffen der Klima- und Energie-Modellregionen an war er dabei – und hat als einziger seither keines der 26 Treffen ausgelassen. Ebenso gewissenhaft treibt Gerhard Pausch die Energie- und Mobilitätswende im Salzburger Seenland voran. Er etablierte Repair Cafés, sorgt für klimarelevante Fortbildung der GemeindemitarbeiterInnen und arbeitet gerade an der Version 2.0 des mehrfach preisgekrönten Klimaladens – um nur drei seiner zahlreichen Projekte zu nennen.

2015 holte das Salzburger Seenland als bislang einzige österreichische Region mit bayrischen Projektpartnern den deutschen Preis „Kommunaler Klimaschutz“. Im Jahr darauf wurde dasselbe Projekt – der Klimaladen – zum KEM-Projekt des Jahres gekürt. Aktuell arbeitet der KEM-Manager wieder mit den bayrischen Partnern an einer Neugestaltung der höchst erfolgreichen Wanderausstellung.

Dauerbrenner. Bislang haben insgesamt rund 10.000 Kinder und Jugendliche aus Österreich und Bayern den Klimaladen besucht und dabei eine ganze Menge über die Zusammenhänge zwischen Konsum, Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit gelernt. In Bayern wird die Ausstellung auch in der Lehrerfortbildung eingesetzt. „Mit den Schulen ist natürlich auch der Klimaladen derzeit geschlossen“, sagt Pausch. „Aber wir nutzen die Zeit, um den  Klimaladen 2.0, der zur Hälfte digital ausfallen wird, auf die Beine zu stellen.“

Speziell an die Zielgruppe der VolksschülerInnen richtet sich eine weitere Wanderausstellung namens Coole Kids für prima Klima. Die entwickelte Pausch gemeinsam mit dem Klimabündnis Salzburg und bayrischen Partnern wieder im Rahmen eines Euregio-Projekts. Eisbär Theo erklärt darin den Treibhauseffekt, Roboter Joule die Unterschiede zwischen fossiler und erneuerbarer Energie. Die Störchin Karuna ist Expertin für Mobilität und die Kuh Bella erläutert das Thema Ernährung. Sofern die Ausstellung in Bayern oder Salzburg gerade nicht gebraucht wird, können sich auch InteressentInnen aus Nachbarbundesländer anmelden.

Ausgefallen sind virusbedingt heuer leider drei Termine der Repair Cafés im Seenland. Bislang wurde 15-mal in den KEM-Gemeinden repariert. „Pro Termin konnten 35 bis 120 Gegenstände vor der Entsorgung gerettet werden“, freut sich Pausch. Der KEM-Manager unterstützt auch eine Kooperation zwischen den regionalen Altstoffsammelhöfen und der Caritas Salzburg. An speziellen ReUse-Sammeltagen können nun auch Elektrokleingeräte, Haushaltsartikel, Spielsachen, Kleidung usw. abgegeben werden. Die Waren werden dann im Carla-Shop der Region zu günstigen Preisen verkauft.

ExpertInnen in Gemeinden. Sehr am Herzen liegt Pausch die Fortbildung der MitarbeiterInnen in den zehn KEM-Gemeinden*. „Es geht um Know-how für alle – von den BauhofmitarbeiterInnen bis zu den AmtsleiterInnen und PolitikerInnen“, so Pausch. Inzwischen ist die KEM Salzburger Seenland um einige Dutzend AbsolventInnen des Energieberater-A-Kurses sowie um kommunale Klimaschutz- und Bodenschutzbeauftragte reicher. Auch ein kommunales Spritspartraining für die Chauffeure der großen Kommunalfahrzeuge organisierte Pausch.

Sehen lassen kann sich auch die Fahrradinfrastruktur. Die Radwege seien in Ordnung und die Beschilderungen ganz neu, meint Pausch, der sich für seinen vier Kilometer langen Arbeitsweg auch selbst nahezu jeden Tag auf den Drahtesel schwingt. In fast allen der zehn KEM-Gemeinden können Räder und E-Bikes ausgeliehen werden. An 15 Standorten – bei Gastronomiebetrieben, Strandbädern und in Ortszentren – wurden im Rahmen eines LEADER-Projekts E-Bike-Ladestationen installiert. Nun sollen auch Radservicestationen mit Pumpe und Radwerkzeug errichtet werden. Auch spezielle Radservicetage sind für die Zeit nach der Corona-Krise geplant.

Gut vernetzt. „Insgesamt ist sich die Region in Sachen Klimaschutz sehr einig. Mir gegenüber im Büro sitzt LEADER-Managerin Claudia Haberl. Sechs Gemeinden nehmen auch am e5-Programm teil, sieben sind dem Klimabündnis beigetreten. Die Kooperation klappt hervorragend“, freut sich Pausch über sein Arbeitsumfeld beim Regionalverband Salzburger Seenland und die vielfältigen Synergieeffekte. Der Regionalverband hat auch ein Geschirrmobil angeschafft, das an Vereine und Gewerbetreibende vermietet wird, um den regionalen VeranstalterInnen das Abhalten von Green Events ohne Einweg-Geschirr zu erleichtern.

Vorzeigeregion. Weitere Synergien ließen sich noch im Energietourismus erschließen. Pausch hat über ein Dutzend möglicher Exkursionsthemen identifiziert und unterstützt VeranstalterInnen bei der Auswahl der Schauplätze. Um nur drei zu nennen:

• Das Biodorf Seeham mit 33 zertifizierten Bio-Betrieben – 80 Prozent der LandwirtInnen arbeiten hier biologisch – und die Bio-Heu-Region Trumer Seeland.

• Das Niedrigenergie-Logistikzentrum der EZA Fairer Handel in Köstendorf-Weng aus dem Jahr 2005 mit einer durch Bürgerbeteiligung finanzierten Photovoltaik-Dachanlage aus dem Vorjahr.

• Das Graskraftwerk Steindorf: Hier wird aus Gülle und Wiesenschnitt Biogas erzeugt, gereinigt und in das Erdgasnetz eingespeist. Das bei der Reinigung anfallende Schwachgas speist eine Mikrogasturbine zur Strom- und Wärmeerzeugung.

Gerhard Pausch studierte an der Universität Salzburg Biologie mit Schwerpunkt Biophysik. Nach Abschluss seines Studiums im Jahr 1999 betrieb er Produktmanagement in der Medizintechnik und war in der Investitionsgüterbranche tätig. Seit März 2010 ist er beim Regionalverband Salzburger Seenland als Energiekoordinator beschäftigt. „Damit wurde ich gewisserweise KEM-Manager, bevor wir den Zuschlag als eine der allerersten Klima- und Energie-Modellregionen bekamen“, erinnert sich Pausch.

Sammler. Er ist Vater eines 14-jährigen Sohnes und einer sechsjährigen Tochter und lebt in Obertrum. Die Familie und Radfahren nennt er als seine wichtigsten Hobbys. Außerdem kann Gerhard Pausch inzwischen auf eine stattliche Sammlung von alten Ansichten aus seiner Region und darüber hinaus verweisen.

 

* Berndorf bei Salzburg, Henndorf am Wallersee, Köstendorf, Mattsee, Neumarkt am Wallersee, Obertrum am See, Schleedorf, Seeham, Seekirchen am Wallersee, Straßwalchen