Mit dem E-Bike oder dem Elektroauto die Berge und Täler erkunden, lautet das touristische Angebot. Doch vor den Gästen durfte die Bevölkerung die neuen Fahrzeuge ausprobieren. Das Leitprojekt des Tourismusverbands Wald-Königsleiten und der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Oberpinzgau Energiereich zieht eine positive Zwischenbilanz. e-BOB lockt neue Gäste an und hat die E-Mobilität bei den Einheimischen zum Gesprächsthema gemacht.
Wer seine Gäste behalten und neue gewinnen will, muss sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen. So suchte der Tourismusverband Wald-Königsleiten im Jahr 2014 ein neues Leitkonzept und fand es in Form der E-Mobilität. Gemeinsam mit Susanne Radke, KEM-Managerin der Klima- und Energie-Modellregion Oberpinzgau Energiereich, entstand das Leitprojekt e-mobiles Erlebnisdorf mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen zur Schaffung e-mobiler Infrastruktur. Mit e-BOB war auch bald ein besser vermarktbarer Name gefunden. BOB steht für Bewegung ohne Belastung.
E-Bike-Flotte. Die belastungsfreie Bewegung findet derzeit mit 120 E-Bikes und zwei Elektroautos deutscher Hersteller statt, die vom Tourismusverband und den Beherbergungsunternehmen der Region angeschafft wurden. Die Bikes werden kostengünstig an die Hotelgäste verliehen, Einheimische können sie ebenso günstig im örtlichen Bike-Shop ausleihen. Die E-Autos stehen Gästen wie Einheimischen zu günstigen Konditionen zum Ausleihen zur Verfügung. Insgesamt rund eine Million Euro wollen sich der Tourismusverband und die Hoteliers e-BOB in den ersten vier Jahren des Projekts kosten lassen.
Bevölkerung zieht mit. „Ich freue mich sehr, dass e-BOB so gut läuft“, sagt Radke. „Uns ist es gelungen, über ein Tourismusprojekt auch die Bevölkerung für die E-Mobilität zu begeistern – und diese Begeisterung strahlt auch in die ganze Region aus.“ Auch Peter Hofer, Obmann des Tourismusverbandes Wald-Königsleiten, zieht eine positive Zwischenbilanz nach einem Jahr e-BOB: „Nach 70 E-Bikes im Vorjahr wurden heuer nochmals 50 für Hoteliers und Gäste angeschafft. Dazu kommen noch 100 Privatleute, die sich ein eigenes E-Bike gekauft haben. Die Resonanz der Gäste zu den E-Bikes und Elektroautos ist toll, man hört eigentlich nur Positives. In der Gemeinde wurden inzwischen auch einige private E-Autos angeschafft und die Zahl wird sicher schnell weiter steigen.“
Angesichts von 420.000 Nächtigungen pro Jahr soll die e-BOB-Flotte wachsen. Die Anschaffung weiterer Elektroautos ist bereits fix geplant. Derzeit wartet man allerdings noch auf die neuen Modelle mit – „bei uns am Land sehr wichtig“, so Hofer – Anhängerkupplung und höherer Reichweite. Schließlich sollen die Gäste auch im Winter nicht mit ihrem e-BOB auf der Gerlos oder einer der anderen steilen Bergstraßen mit leerer Batterie liegen bleiben.
Ladestation inklusive. Rund 30 Hotels und Pensionen – also fast alle in Wald-Königsleiten – bieten ihren Gästen neben dem Zimmer auch eine Lademöglichkeit für E-Cars an. Die vor dem Tourismusbüro installierte Schnellladestation wird sehr gut angenommen. Kurz, man kann mit dem E-Auto problemlos anreisen und am Urlaubsort nicht nur auf das E-Bike umsteigen, sondern mit „Nationalpark-Sommercard“ auch den öffentlichen Verkehr sowie eine Reihe touristischer Angebote kostenlos nutzen. Wer möchte, nimmt an geführten E-Bike-Touren teil.
Parallel dazu wurden im Rahmen des Leitprojekts E-Bike-Stecken neu beschildert. An GPS-Streckenprofilen und neuen Karten für die RadlerInnen wird noch gearbeitet. Auch beim Marketing scheut man in Wald-Königsleiten keine Kosten und Mühen. So findet im Juni zum zweiten Mal der E-Day mit zahlreichen Elektrofahrzeugen, Informationen und Testangeboten statt. Den Schwerpunkt bildet heuer das (Elektro-)Fahrrad. e-BOB wurde auf mehreren Messen im In- und Ausland präsentiert, stößt auf einiges Medienecho und verfügt über eine eigene Website.
Bitte aufpassen! Allerdings hat das Vorzeigeprojekt aus Wald-Königsleiten auch eine Schattenseite. „Durch unsere topografische Lage sind wir für E-Bikes ja prädestiniert, weil damit die schönen Seitentäler des Nationalparks viel einfacher zugänglich werden“, erklärt Tourismusverband-Geschäftsführer Robert Kaserer. „Leider steigt damit aber auch die Unfallhäufigkeit. Die Fliehkraft in den Kurven und ganz generell die hohe Geschwindigkeit ist speziell für die ältere Generation und untrainierte Menschen eine Herausforderung.“ Er wünscht sich, dass alle NutzerInnen eines E-Bikes vor der ersten Ausfahrt eine Einschulung für das E-Bike erhalten und dabei die Beschleunigung sowie den Bremsweg testen können.
Nein, es ist wirklich keine gute Idee, mit dem Zweirad in aufgeweckter Urlaubsstimmung und vielleicht mit ein paar Schnapserln intus auf engen Schotterwegen ins Tal zu brettern. Doch abgesehen davon hat sich e-BOB als hervorragendes Konzept herausgestellt, um die E-Mobilität auf vielfältige Art zu fördern. Als Leitprojekt der KEM Oberpinzgau Energiereich wird e-BOB vom Klima- und Energiefonds unterstützt und soll zur Nachahmung in anderen Klima- und Energie-Modellregionen anregen.