In Strem wurde Ende des vergangenen Jahres auf Initiative der KEM „Das ökoEnergieland“ der größte Stromspeicher des Burgenlandes errichtet. Hier wird getestet, welche positiven Effekte sich durch den Einsatz eines Stromspeichers im lokalen Stromnetz ergeben und wie der optimale Ausgleich zwischen erneuerbarer Energieerzeugung und Verbrauch erfolgen kann.
Im ökoEnergieland schritt der Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung in den vergangenen zehn Jahren stark voran. Allein im Photovoltaikbereich konnte im Vorjahr die Sechs-Megawatt-Marke an installierter PV-Leistung überschritten werden. Dadurch wird das regionale Stromnetz schon jetzt vor unterschiedliche Herausforderungen gestellt. Im ökoEnergieland wurden bereits Netzbereiche identifiziert, in denen die erneuerbare Stromerzeugung bei weitem den Bedarf übersteigt. Ein Beispiel ist das Gebiet rund um die Gemeinde Strem, in der sich zahlreiche private Photovoltaikanlagen, ein Biogaskraftwerk und vor allem das 2,5 MWp-Sonnenkraftwerk von Patrick Wagenhofer befinden, das der Unternehmer und KEM-Manager in Ebreichsdorf heuer um weitere 4 MWp ausbauen möchte.
EU-Projekt. Somit ist Strem ein idealer Standort für einen Stromspeicher. Das ergab auch eine Problemfeldanalyse, die von der KEM „Das ökoEnergieland“, dem Europäischen Zentrum für erneuerbare Energie (EEE) und der Energie Güssing im Vorfeld durchgeführt wurde. Finanziert wurde der Stromspeicher mit 250 kWh Speicherleistung über das EU-Programm MERLON. Das Projekt ermöglicht es nicht nur, die Stromleitungen zu entlasten und den Eigenverbrauchsanteil der in Strem produzierten Elektrizität zu steigern, sondern hat auch eine Reihe weiterer Facetten.
„Wir haben ein sogenanntes Living Lab eingerichtet, mit dem wir erforschen, wie das Zusammenspiel von Erzeugern, Verbrauchern, Prosumern und Netzbetreibern in einem Smart Grid der Zukunft funktionieren und optimiert werden könnte“, erklärt KEM-Managerin und EEE-Mitarbeiterin Andrea Moser. Dazu wurden zehn Haushalte in Smart Homes verwandelt, deren Verbraucher wie beispielsweise Wärmepumpen und Klimaanlagen über das EEE als Aggregator gesteuert werden können. Damit können einerseits Überschüsse im Stromnetz sinnvoll verwertet und andererseits Verbraucher auch gedrosselt werden, wenn gerade nur wenig Strom produziert wird. Dazu werden spezielle Steuerungen getestet und Apps für Prosumer, den Netzbetreiber und den Aggregator entwickelt.
Blackout-Vorsorge. „Der Stromspeicher ermöglicht weiters für einige Stunden einen Inselbetrieb im Fall eines Blackouts“, so Moser. „Außerdem untersuchen wir, welchen Benefit der Speicher für künftige Energiegemeinschaften haben kann.“ Der Stromspeicher stammt übrigens von dem oberösterreichischen Unternehmen neoom.
Damit nicht genug, soll in Güssing ein weiterer Stromspeicher mit 500 kWh Speicherkapazität installiert werden. „Hier haben wir eine im Vergleich zu Strem konträre Situation: geringe Stromerzeugungskapazitäten und Industriebetriebe mit hohem Strombedarf“, erläutert Moser. Auch in Güssing soll ein Living Lab mit zehn bis 14 Betrieben eingerichtet werden, aus dem man sich spannende Erkenntnisse für die Digitalisierung des Stromnetzes erwarten darf.