KEM-Managerin im Porträt. Sie betreut zahlreiche Mobilitätsprojekte, geht zur Bewusstseinsbildung neue Wege und hat bereits ihr viertes Klimaschulenprojekt gestartet. Stefanie Mayrhauser ist KEM-Managerin und LEADER-Projektmitarbeiterin im Mondseeland – und fast überall dabei, wo es um die Energie- und Mobilitätswende geht.
Wenn Stefanie Mayrhausers Telefon klingelt, dann sind am anderen Ende der Leitung derzeit oft LandwirtInnen und TouristikerInnen dran. Denn die Kombination aus Klimafondsförderung und aws-Investitionsprämie im Rahmen der Corona-Hilfen macht die Installation von Photovoltaikanlagen so attraktiv wie noch nie. „Viele landwirtschaftliche und andere Unternehmen ergreifen nun die Chance, ihre teilweise schon lange gehegten Pläne in die Tat umzusetzen“, freut sich Mayrhauser.
Vorbilder von oben. Hilfreich dabei sind auch einige Vorzeigebetriebe in der Region, etwa der Bio- und Seminarbauernhof Aubauer in St. Lorenz, der Reinhalteverband Mondsee-Irrsee oder die STS Fertigteile GmbH in Oberwang, die vor eineinhalb Jahren Oberösterreichs größte Photovoltaikanlage mit einer Jahresproduktion von rund 1,4 GWh installierte. Alle drei Anlagen dokumentierte Mayrhauser aus der Vogelperspektive – mit ihrer Action Cam der Marke GoPro und einer Drohne. In Kooperation mit Helios Sonnenstrom und Mein Kraftwerk konnten auch zahlreiche PV-Anlagen mit Bürgerbeteiligung umgesetzt werden.
Sehr hilfreich für künftige Solaranlagen ist der 2017 erstellte Solarpotenzialkataster. Im Digitalen Oberösterreichischen Raum-Informations-System (DORIS) kann seither mit wenigen Klicks im gesamten KEM-Gebiet* ermittelt werden, wie viel Sonne für Photovoltaik und Solarthermie auf Dächern und Grundstücken zur Verfügung steht.
Lenkerperspektive. Die Kamera nutzte Mayrhauser auch für eine Radweganalyse im Zuge ihrer GoPro-Tour. Darin zeigte sie im Vorjahr Lücken in der Radverkehrsinfrastruktur auf und trug damit gemeinsam mit der FahrRad-Beratung OÖ zur Umsetzung von zwei Radwegprojekten im Zentrum und im Gewerbegebiet der Gemeinde Mondsee bei. Verbesserungen für AlltagsradfahrerInnen und radelnde TouristInnen sind auch in Zell am Moos und Innerschwand geplant. „Ein Wermutstropfen ist allerdings die Situation in Scharfling, wo das Radfahren wirklich gefährlich ist und eine lange geplante Radverbindung zwischen Mond- und Wolfgangsee aufgrund der hohen Kosten für die Steinschlagsicherung scheiterte“, so Mayrhauser. Der verbesserungswürdigen Beschilderung der Radrouten nimmt sich nun eine Arbeitsgruppe an.
Bereits 2016 entwickelte die LEADER-Region Fuschlsee Mondseeland den Masterplan FUMObil, der langsam, aber sicher Früchte trägt. In Mondsee und Innerschwand stehen E-Carsharing-Projekte kurz vor der Umsetzung. An einem Postbus-Shuttle – einem Rufbussystem für die letzte Meile – wird intensiv gearbeitet. Außerdem befindet sich ein Verleihsystem für E-Bikes und E-Roller bei Tourismusbetrieben und Campingplätzen in Aufbau.
Nachwuchspflege. Überaus engagiert ist die KEM-Managerin auch in der Kinder- und Jugendarbeit. Vergangenen Herbst startete in Kooperation mit dem Technologiezentrum Mondseeland ihr bereits viertes Klimaschulenprojekt zum Themenkreis Konsum/Lebensstil/Ernährung, das coronabedingt um ein Jahr verlängert wird. Im vorangegangenen Klimaschulenprojekt betätigten sich die Kinder als RedakteurInnen. Sie gestalteten Kurzfilme, einen Radiobeitrag, eine Postwurfsendung und brachten eine Kasperltheater-Aufführung auf die Bühne.
Gemeinsam mit dem Technologiezentrum Mondseeland organisierte Mayrhauser für die vierten Klassen der UNESCO NMS das Projekt Electric Youth. In dem zweitägigen Workshop im April 2019 beschäftigten sich die SchülerInnen theoretisch und praktisch mit dem Thema nachhaltige Mobilität. Kleine Fahrradreparaturen wurden selbst durchgeführt, E-Scooter, -Bikes und -Mopeds getestet. „Ein besonderes Aha-Erlebnis war der Beschleunigungstest zwischen E-Moped und Zweitaktmoped, aus dem das Elektromodell eindeutig als Sieger hervorging“, so Mayrhauser.
Green Makes. Bottom-up lautet eine Devise der Klima- und Energie-Modellregionen – und Mayrhauser nimmt sie ernst. So entstand auf Anregung einer Bewohnerin des Mondseelands das Projekt Green Makes. In drei Online-Workshops – „Nochdocht, Nochgfrogt und Nochgmocht“ – diskutierten jeweils rund 15 Personen ihren persönlichen Lebensstil und nachhaltige Alternativen dazu. Sobald persönliche Treffen wieder möglich sind, sollen aus dem Projekt regelmäßige Stammtische mit Energie- und Mobilitätsberatung entstehen.
Seit 2018 und aktuell gerade wieder bietet die KEM Mondseeland Betrieben Thermografie- und Lastspitzenmessungen an. Diese dienen als Grundlage zur Planung von Maßnahmen in den Bereichen Sanierung, erneuerbare Energie und Energiemanagement. „Dieses Angebot ist auch für Tourismusbetriebe sehr interessant“, so Mayrhauser. „Denn der Tourismusverband Mondsee-Irrsee hat sich vorgenommen, die erste deutschsprachige Green Destination zu werden. Statt auf steigende Touristenzahlen möchte man künftig vor allem auf hohe Qualität setzen.“
Energiequelle See. Doch was wurde eigentlich aus Mayrhausers Idee, den Mondsee als Wärme- und Kältequelle für die Anrainergemeinden zu nutzen (vgl. Der Mondsee als Heizung?)? „Wir haben zahlreiche Gespräche mit der KELAG, die das Fernwärmenetz in Mondsee betreibt, geführt. Doch letztlich käme ihr eine Umstellung von Biomasse auf Wärmepumpen zu teuer“, bedauert die KEM-Managerin. „Allerdings möchte man im Fall seenaher Erweiterungen des Netzes auf diese Energiequelle zurückgreifen. Immerhin haben zahlreiche Seeanrainer diese Idee für ihre Privathäuser und Betriebe aufgegriffen.“
Schon als Kind begeisterte sich Stefanie Mayrhauser für die Natur und den Umweltschutz. 2013 absolvierte sie das Bachelorstudium Geografie an der Universität Salzburg und hängte danach ein Masterstudium „Nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung“ an der Karl-Franzens-Universität Graz dran. Parallel dazu absolvierte sie eine Reihe von Praktika: in den Landesregierungen Salzburg und Oberösterreich, im Nationalpark Gesäuse und im Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen. 2015 begann sie für die LEADER-Region Fuschlsee Mondseeland zu arbeiten, im Februar 2016 wurde sie KEM-Managerin.
Auffi muass sie. Daneben fungiert Mayrhauser beim Alpenverein St. Gilgen als ehrenamtliche Naturschutzreferentin und Jugendleiterin. Da ist es wenig überraschend, dass sie ihre Freizeit am liebsten in der Natur und vor allem in den Bergen verbringt – mal mit Kletterseil, mal mit Skiern, mal mit dem Mountainbike. Mayrhausers zweite Leidenschaft ist die Musik. Sie lernte viele Jahre lang Klavier und Blockflöte. Zur Entspannung greift sie aber meist zu den „sanften“ Klängen von Metal, Rock und Filmsoundtracks.
* Die KEM Mondseeland besteht aus den Gemeinden Innerschwand am Mondsee, Mondsee, Oberhofen am Irrsee, Oberwang, St. Lorenz, Tiefgraben und Zell am Moos.