greenstarter im Porträt. Im Internet findet man fast alles. Sogar Anleitungen zum Bau von Spritzgussmaschinen und Extrudern. plasticpreneur, das Start-up von Sören Lex, hat dieses Wissen genutzt und einfache Maschinen zum Recycling von Kunststoffen entwickelt. Sie sollen helfen, den Fluch des Plastikmülls in den Segen neuer Arbeitsplätze und Produkte zu verwandeln – vor allem, aber nicht nur in Afrika.
Plastik ist heute überall und in riesigen Mengen auch dort, wo es absolut nichts verloren hat – in den Meeren, in der Natur, auf den Straßen. Das ist auch in Uganda so, wo Sören Lex und seine Ehefrau vor einigen Jahren Urlaub machten. Da hatte der BWL-Student eine zündende Idee: Man könnte die Kunststoffabfälle nutzen, um damit vor Ort einfache neue Produkte herzustellen. „So bekommt der Abfall einen Wert und wird gesammelt statt weggeworfen. Arbeitsplätze entstehen und es können Dinge hergestellt werden, die im alltäglichen Leben in Afrika fehlen oder für die Menschen unerschwinglich sind“, erklärt Lex.
Keep it simple. Vor zweieinhalb Jahren begann Lex, mithilfe einer Open-Source-Plattform seine ersten einfachen Maschinen zur Plastikverarbeitung zu bauen und verbesserte die Technik laufend. Nun werden in Uganda bereits eine Menge an Linealen, Rechenschiebern, Schultaschen und Wäschekluppen hergestellt. Dazu wird Plastik gesammelt, sortenrein getrennt und gewaschen. Problemkunststoffe wie PVC werden ausgeschieden. Dann kommen zwei bis drei Maschinen von plasticpreneur ins Spiel: ein Schredder und dann je nach herzustellendem Produkt eine Spritzgussmaschine oder ein Extruder.
„Wir sind gerade dabei, eine Maschine fertigzustellen, mit der Baustoffe hergestellt werden können“, sagt Lex. „Denn in Uganda – aber auch in vielen anderen Ländern – herrscht ein Mangel an Holz.“ So können nun bald auch Tischplatten, Leitern, Regenrinnen und Kunststoffträger als Alternative zu teuren Holzstaffeln in Produktion gehen. Einige Maschinen wurden schon hierzulande, in England, Italien und Frankreich verkauft. In Frankreich wird damit Plastikmüll aus dem Meer und vom Strand verarbeitet.
Produktentwicklung. Derzeit verpasst plasticpreneur seinen Extrudern und Spritzgussmaschinen im Rahmen einer aws-Förderung nochmals einen Feinschliff. Im Sommer soll der Verkauf der Maschinen, Formen und Werkzeuge dann so richtig starten. Gleichzeitig möchte das vorerst dreiköpfige Team eine Webplattform für die NutzerInnen der Maschinen aufbauen, um einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.
greenstart beschert dem Start-up nun einige Aufmerksamkeit. Das erleichtert die Suche nach künftigen KooperationspartnerInnen. „Wir wollen vor allem mit Vereinen und NGOs zusammenarbeiten, die Schulen bauen oder Ausbildungswerkstätten betreiben“, nennt Lex seine wichtigste Zielgruppe. „Wenn dort schon Holzbearbeitung unterrichtet wird, warum nicht auch die Verwertung der Kunststoffabfälle?“ Weiters sucht plasticpreneur Kontakt zu Start-ups, die ihre ersten Kleinserien produzieren möchten.
Bewusstseinsbildung. „In Kärnten haben wir bereits Workshops mit Schulen veranstaltet“, so Lex. „Da können die Kinder ihre Plastikbecher von daheim mitbringen und wir verwandeln den Müll gemeinsam in etwas Sinnvolles. Das können wir auch für Schulprojekte in anderen Klima- und Energie-Modellregionen anbieten.“