KEM-Manager im Porträt. Hinter dem hohen Berg, umringt von Hügeln findet man ihn. Er spielt die Tuba und bläst den Geist der Veränderung in seine 32 Gemeinden. KEM-Manager Rainer Leitner bewältigt diese Herausforderung in der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Bucklige Welt-Wechselland mit Ausdauer und nicht ohne Humor.
„Du bist doch der mit dem Fahrradl“, sagen die Leute, wenn sie ihn treffen. Das rührt daher, dass Rainer Leitner im Selbstversuch einen Sommer lang bestätigte, dass auch 36 Kilometer und 700 Höhenmeter kein Hindernis sind, um mit dem E-Bike zur Arbeit zu gelangen. Das ist nun zwar schon sechs Jahre her, hat sich aber im regionalen Gedächtnis eingeprägt.
11 E-Cars. Leitner ist aber auch der mit dem E-Carsharing. Elf seiner 32 Gemeinden* sind inzwischen mit einem Elektroflitzer ausgestattet und treten als dessen Betreiber auf. 14 E-Cars sollen es heuer werden. Leitner präsentierte das Projekt auch auf Video. 2017 erhielt die Region beim niederösterreichischen Radland- & E-Mobilitätspreis 2017 den Sonderpreis „Gesamtengagement E-Mobilität“.
Leitner versteht sich als Serviceplattform für seine 32 Gemeinden und deren BürgerInnen. „Wir haben den Vorteil, dass sich die Bucklige Welt bereits seit 25 Jahren als eine gemeinsame Region versteht“, sagt Leitner. „Ohne die damit verbundenen Strukturen wäre eine KEM mit 32 Gemeinden kaum zu bewältigen. Ich versuche, jede Gemeinde mindestens einmal pro Jahr zu besuchen.“
Der KEM-Manager unterstützt seine Gemeinden zum Beispiel bei der Energiebuchhaltung und hilft ihnen, wenn sie in diesem Bereich sogar eine „Vorbildgemeinde“ werden wollen. Er unterstützt die Gemeinden, aber auch die „einfachen“ Leute bei der Antragsstellung für Förderungen im Bereich erneuerbare Energie.
Von anderen lernen. Einen Fixpunkt bilden die jährlichen Exkursionen mit GemeindevertreterInnen und interessierten BürgerInnen zu energierelevanten Zielen. „Wir holten uns im Waldviertel Anregungen für Sanierungen und besichtigten die Sonnenwelt, wir haben uns energieeffiziente Gebäude in Weiz angesehen und uns in Kaindorf mit Humus beschäftigt“, so Leitner. Aber auch die KEM Bucklige Welt-Wechselland selbst bietet interessante Ausflugsziele wie den Energieforschungspark Lichtenegg, in dem Kleinwindkraftwerke getestet werden. Leitner: „Produkte, die unseren Stürmen standhalten, sind wirklich ausgereift.“
Im vergangenen September holte sich der KEM-Manager mit GemeindevertreterInnen und TouristikerInnen Anregungen von Bike-Hotels in Südtirol. Denn die Region verfügt mit 400 Kilometern beschilderter E-Bikerouten über das drittgrößte entsprechende Angebot Österreichs. Dieses soll nun um 36 Kilometer erweitert und besser touristisch vermarktet werden. „Mit der geplanten Route von Aspang-Markt nach St. Corona am Wechsel schaffen wir eine Verbindung zu den Wexl Trails, einem beliebten Zentrum für MountainbikerInnen“, erläutert Leitner.
Ehrgeiz wecken. Mit einem jährlichen Wettbewerb hält Leitner die KEM und das Thema Klimaschutz im Gespräch. Heuer soll es – gemeinsam mit Schulen – ein Zeichenwettbewerb werden. Im Vorjahr veranstaltete der KEM-Manager einen Fotowettbewerb. Zu gewinnen gab es 200 Euro in den Regionalwährungen Buckltaler oder Wechselland-Gutscheine und als Hauptpreis ein Wochenende mit einem Tesla. „Der Wettbewerb hatte den schönen Nebeneffekt, dass wir nun 40 sehr gute Fotos haben, die wir für unsere Öffentlichkeitsarbeit einsetzen können“, so Leitner.
Eine andere Art von Wettbewerb startet Leitner nun für seine Gemeinden. Er sucht heuer anhand der Daten aus der Energiebuchhaltung die fünf „bösesten“ Gemeinden, jene mit sehr hohem Wärmeverbrauch und jene, die ihre Gebäude noch mit Öl heizen. Diese erhalten dann eine individuelle und umfassende Beratung von der Ist-Zustandsanalyse bis zur Umsetzung geeigneter Maßnahmen.
Es werde Licht. Aktuell arbeitet der KEM-Manager gemeinsam mit der Lichtkünstlerin Siegrun Appelt auch an einem Projekt, das nicht nur Energie- und Kosteneffizienz, sondern auch Ästhetik zum Ziel hat: 14 Wehrkirchen zwischen Edlitz und Katzelsdorf, Zeugnisse einer bewegten Geschichte, sollen in neuem Licht erstrahlen. „Zwei Kirchen werden bereits mit LEDs in Szene gesetzt, bei den übrigen möchten wir den Energieverbrauch und das Erscheinungsbild optimieren“, so Leitner.
Rainer Leitner besuchte die HAK Oberpullendorf, studierte zwei Semester Posaune während seiner Militärmusikzeit, ehe er feststellte, dass Musik in der Freizeit mehr Spaß macht denn als Beruf. So wechselte er an die Fachhochschule Campus Wieselburg und schloss den Studiengang „Management im ländlichen Raum mit der Vertiefung auf Energie und Rohstoffwirtschaft“ ab. Für die Biowärme Schneebergland errichtete er mehrere Fernheizwerke, beim Agrarmanagement NÖ-Süd beriet er Landwirte und sammelte Erfahrungen im Förderbereich.
Treffsicher. Der KEM-Manager ist verheiratet und hat einen vierjährigen Sohn. Wenn ihm Zeit bleibt, spielt er nicht nur Tuba, Posaune, Basstrompete und Bariton – von der böhmisch-mährischen Blasmusik bis zum Jazz –, sondern auch Darts. „Leidenschaftlich, aber nicht gut“, schmunzelt Leitner. „Wir spielen in der 2. Klasse der mittelburgenländischen Meisterschaft. Auf der Tuba bin ich treffsicherer.“
* Die KEM Bucklige Welt – Wechselland besteht aus den Gemeinden Aspang-Markt, Aspangberg-St. Peter, Bad Erlach, Bad Schönau, Bromberg, Edlitz, Feistritz am Wechsel, Grimmenstein, Hochneukirchen-Gschaidt, Hochwolkersdorf, Hollenthon, Katzelsdorf, Kirchberg am Wechsel, Kirchschlag in der Buckligen Welt, Krumbach, Lanzenkirchen, Lichtenegg, Mönichkirchen, Otterthal, Pitten, Raach am Hochgebirge, Scheiblingkirchen-Thernberg, Schwarzau am Steinfeld, Schwarzenbach, Seebenstein, St. Corona am Wechsel, Thomasberg, Trattenbach, Walpersbach, Warth, Wiesmath und Zöbern.Ehrgeiz wecken. Mit einem jährlichen Wettbewerb hält Leitner die KEM und das Thema Klimaschutz im Gespräch. Heuer soll es – gemeinsam mit Schulen – ein Zeichenwettbewerb werden. Im Vorjahr veranstaltete der KEM-Manager einen Fotowettbewerb. Zu gewinnen gab es 200 Euro in den Regionalwährungen Buckltaler oder Wechselland-Gutscheine und als Hauptpreis ein Wochenende mit einem Tesla. „Der Wettbewerb hatte den schönen Nebeneffekt, dass wir nun 40 sehr gute Fotos haben, die wir für unsere Öffentlichkeitsarbeit einsetzen können“, so Leitner.