Good News vom Klimaschutz

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KEM-Managerin im Porträt. Unermüdlich arbeitet sie an einer nachhaltigeren Zukunft. Sie bringt lautlose Bewegung in den Tourismus und Starköchin Sarah Wiener aufs Kitzsteinhorn. Susanne Radke ist Journalistin, managt die Klima- und Energie-Modellregion „Oberpinzgau energiereich“, den Elternverein der Schule ihrer Kinder und sitzt seit kurzem im Gemeinderat von Mittersill.

 

Wer im Urlaub die Elektromobilität ausprobieren möchte, ist in der KEM Oberpinzgau energiereich * bestens aufgehoben. Zehn Hotels verleihen kostengünstig E-Bikes. Oder soll's ein E-Car sein? Dann stehen zwei BMW i3 vom Tourismusverband Wald/Königsleiten, der elektrische B-Klasse-Mercedes vom Alpenwelt Resort und der Tesla X beim Hotel Castello zur Wahl. e-BOB heißt das Projekt, das dieses Angebot ins Leben rief – und Susanne Radke hat es gemeinsam mit dem Tourismusverband Wald/Königsleiten auf die Beine gestellt.

Preisgekrönt. Die zwei Fahrzeuge des Tourismusverband sind auch im Carsharing-Einsatz und die E-Bikes werden auch gern von Einheimischen ausgeliehen. „Das Projekt hat bei der Bevölkerung voll eingeschlagen. Der örtliche Fahrradhändler hat zum Beispiel hunderte E-Bikes verkauft und kommt mit den Bestellungen nicht nach“, sagt Radke. Die Radrouten wurden neu beschildert und Wege ausgebessert. Im vergangenen Herbst wurde e-BOB mit dem Klimapreis des Bundes ausgezeichnet. Bei den jährlichen E-Days möchte die KEM-Managerin das Thema E-Bikes heuer nochmals forcieren.

Viele Hotels haben bereits in E-Ladestationen investiert. Aktuell läuft ein Projekt in den Gemeinden Krimml, Mittersill, Neukirchen am Großvenediger, Piesendorf und Wald zur Anschaffung von Elektroautos und Ladestationen. Auch alle anderen Gemeinden der KEM sind eingeladen, sich zu beteiligen.

Klimagipfel. Bereits zweimal veranstaltete Radke den Klimagipfel Tourismus auf dem Kitzsteinhorn. 2016 ging es um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus und den damit verbunden Chancen. Am Kitzsteinhorn selbst beteiligt man sich an Forschungsprojekten zum Klimaschutz und verzichtet seit einigen Jahren auf den Sommerskibetrieb. Dank neuer touristischer Angebote kommen dennoch 25 Prozent der Gäste im Sommer.

Im vergangenen November, beim zweiten Klimagipfel, hielt Starköchin Sarah Wiener einen leidenschaftlichen Impulsvortrag und berichtete über ihr persönliches Engagement im Kampf gegen Industrienahrung, Großkonzerne und Einheitsgeschmack. Zur Nachhaltigkeit gehören aber nicht nur gesunde regionale Lebensmittel, sondern auch ein gutes Arbeitsklima. Dazu präsentierten Jugendliche der Tourismusschulen Bad Hofgastein und Bramberg ihre Überlegungen zur Lebensqualität im Tourismus. „Die Veranstaltungen sind höchst erfolgreich verlaufen“, freut sich die KEM-Managerin. 120 TeilnehmerInnen zählte der zweite Klimagipfel. „Ich möchte den Klimagipfel als Vernetzungsplattform für engagierte TouristikerInnen unbedingt weiterführen.“

Man kann Susanne Radke inzwischen getrost als Expertin für Tourismus und Nachhaltigkeit bezeichnen. Aber gehen Massentourismus und Klimaschutz überhaupt zusammen? „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, meint Radke. „Selbstverständlich bin ich nicht begeistert, wenn Skigebiete bis an den Rand des Nationalparks ausgedehnt werden sollen. Aber natürlich lebt die Region vom Tourismus, der etwa die Hälfte aller Arbeitsplätze bietet. Viele unserer Seilbahnbetreiber sind jedoch auch sehr bedacht, nachhaltig zu wirtschaften.“

Sonnen- und Trinkwasserkraft. Radke initiierte und betreute aber auch eine Reihe von Energieprojekten. So wurden in den vergangenen Jahren mehr als zehn Photovoltaikanlagen auf Schulen, Freizeit- und Kläranlagen mit einer Gesamtleistung von 428 Kilowattstundenpeak realisiert. In den Gemeinden Wald und Stuhlfelden entstanden mit Unterstützung der KEM Trinkwasserkraftwerke. In Mittersill liegt ein vergleichbares Projekt aufgrund der niedrigen Einspeisetarife und langen Distanz zwischen Kraftwerk und VerbraucherInnen vorerst noch auf Eis.

Spitze Feder. Susanne Radke studierte Publizistik an der Universität Wien und ist bis heute als freie Journalistin tätig. Sie arbeitete für verschiedenen Printmedien sowie für Radio Arabella, und sie sammelte auch Erfahrungen in PR und Marketing. Schon vor der Gründung der KEM Oberpinzgau energiereich führte sie für deren Träger, den Regionalverband Oberpinzgau, Schulprojekte zum Thema Klimaschutz durch, engagierte sich in der LEADER-Region Hohe Tauern und arbeitete an der Sanierungsoffensive „50 Häuser“ mit. Als KEM-Managerin teilt sie sich den Arbeitsplatz nun mit dem Regionalverband und dem LEADER-Büro.

Apropos 50 Häuser: Immerhin wurden seither acht Gebäude vollständig und zwölf weitere teilsaniert. Bei den Klimaschulenprojekten handelt es sich übrigens nicht um das Klimaschulen-Programm des Klima- und Energiefonds, sondern um ein Angebot des Nationalparks Hohe Tauern. Im vergangenen November holte sie – in ihrer Funktion als Elternvereinsobfrau – den Klimaladen von KEM-Manager-Kollegen Gerhard Pausch an die NMS Mittersill. Nun möchte sie mit den SchülerInnen einen Lehrgarten anlegen.

Ernährung und Wald. Auch für heuer hat sich die KEM-Managerin einiges vorgenommen. Auf dem Programm steht unter anderem ein Nachhaltigkeitstag in Hollersbach im Pinzgau. Dabei rückt sie das Thema Garten und speziell alte Obstsorten und deren Erhaltung in den Mittelpunkt. Einen weiteren Nachhaltigkeitstag plant Radke gemeinsam mit der KEM Sonnenregion Hohe Tauern zum Thema Wald. „Die Land- und Forstwirtschaft ist nach dem Tourismus das zweitwichtigste wirtschaftliche Standbein in unserer Region und daher ein weiterer meiner Arbeitsschwerpunkte“, so Radke.

Außerdem möchte sie die Gastrosophie-Lehrgänge von Wolfgang Schäffner, der in Saalfelden ein Studienzentrum betreibt, auch in den Oberpinzgau holen. Gastrosophie? „Dabei handelt es sich um eine interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit Ernährung und Kultur beschäftigt und in der auch Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt“, so Radke. Im Herbst soll es außerdem wieder ein Unternehmerfrühstück geben, vielleicht sogar zwei Veranstaltungen. Es wird um rechtliche Rahmenbedingungen und Förderungen für unternehmerische Klimaschutzmaßnahmen gehen.

Finger am Auslöser. Entspannung findet Susanne Radke beim Fotografieren und beim Reisen, vor allem aber mit ihrer Familie. Mit ihren beiden Töchtern – 11 und 13 Jahre alt – wandert sie gerne durch Wälder und über Almen. Doch die Zeit dafür wird heuer knapp, denn seit kurzem ist Radke auch parteifreie Gemeinderätin in Mittersill.

 

*Die KEM Oberpinzgau energiereich umfasst die Gemeinden Bramberg am Wildkogel, Bruck, Hollersbach im Pinzgau, Krimml, Mittersill, Neukirchen am Großvenediger, Niedernsill, Piesendorf, Stuhlfelden, Uttendorf und Wald im Pinzgau.