greenstarter im Porträt.* Immer mehr Menschen möchten, dass ihr Erspartes nicht nur Erlöse abwirft, sondern auch Gutes bewirkt oder zumindest keinen großen Schaden anrichtet. Die Online-Plattform "CLEANVEST by ESG+" wird die Umsetzung dieses Wunsches ab Frühjahr 2019 erheblich erleichtern – mit Nachhaltigkeitsbewertungen zu 2.000 Fonds österreichischer Kapitalmarktgesellschaften.
Wenn Armand Colard sein Projekt CLEANVEST vorstellt, fragt er sein Publikum gerne: „Wer von Ihnen ist Investor oder Investorin?“ Üblicherweise strecken dann nur wenige im Saal ihre Hand nach oben. „Und wer von Ihnen besitzt ein Bankkonto oder eine Versicherung?“ Schlagartig wird klar, dass fast alle Menschen InvestorInnen sind, sobald sie sich für ein Produkt von institutionellen Anlegern wie Banken oder Versicherungen entscheiden.
Intransparenz. Doch während die Menschen beim Lebensmitteleinkauf bewusst entscheiden können, ob sie nachhaltige oder vor allem billige Waren wählen, fällt der Vergleich bei Finanz- und Versicherungsprodukten schwer. Zwar sind 8,7 Prozent der auf dem österreichischen Markt angebotenen Fonds als nachhaltige Fonds gelabelt, beim großen Rest fehlen jedoch Informationen über die Nachhaltigkeit des Investments. Diese Lücke möchte Armand Colard mit CLEANVEST schließen.
Bereits im Jahr 2010 begann Colard, damals WWF-Mitarbeiter, gemeinsam mit insgesamt 40 namhaften Organisationen ein Bewertungsmodell für Investmentprodukte zu entwickeln. Bald darauf konnte die Allianz Österreich dafür gewonnen werden, das Modell in der Praxis zu testen. „Nach der Entwicklungsphase war der richtige Zeitpunkt, um in Abstimmung mit dem WWF und der Allianz das Modell an eine eigene Gesellschaft auszulagern.“ So gründete Colard Ende 2015 die ESG Plus GmbH (ESG+) und versorgt seither institutionelle Investoren aus dem Banken- und Versicherungssektor mit Nachhaltigkeitsdaten und -analysen.
Vergleich per Mausklick. Ab Frühjahr 2019 startet ESG+ nun mit der Online-Plattform CLEANVEST. „Im ersten Schritt möchten wir KleinanlegerInnen einfach verständliche Bewertungen zu 2.000 Fonds österreichischer Kapitalanlagegesellschaften kostenlos zugänglich machen“, so Colard. Später werden auch Fonds ausländischer Anbietergesellschaften folgen. Insgesamt sind derzeit etwa 4.000 bis 5.000 Fondsprodukte in Österreich zugelassen.
Mit CLEANVEST kann auch erstmals nach Positivkriterien wie „klimaschonenden“ oder „sozial nachhaltigen“ Investments gesucht werden. Nicht gut wegkommen werden jedoch Fonds, die in fossile Energie, Atomkraft oder die Waffenproduktion investieren, bei denen Kinderarbeit oder soziale Ausbeutung im Spiel sind oder bedrohte Tierarten gefährdet werden. „Es gibt Fonds auf dem Markt, die in Hinblick auf nachhaltige Kriterien gut aufgestellt sind, es aber nicht kommunizieren, und es gibt sogar nachhaltig gelabelte Fonds, die eher mäßig abschneiden“, weiß Colard.
Aufwendige Recherche. Die von CLEANVEST herangezogenen Daten für die Bewertungen stammen von renommierten Partnern wie Morningstar, RepRisk, SIPRI und Carbon Underground 200 sowie aus eigenen Recherchen. Unterstützt wird CLEANVEST zudem von einem NGO-Beirat und einem wissenschaftlichen Beirat, die bei der Auswahl und Anwendung der Kriterien unterstützend zur Seite stehen.
Positiv bewertet Colard jedenfalls greenstart, die Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds. Das Coaching habe wertvolle Kontakte im Finanz- und Medienbereich gebracht und spannende Inputs für das Business-Modell von CLEANVEST geliefert. „Ich freue mich auch, dass Klima- und Energie-Modellregionen über CLEANVEST berichten und stehe gerne als Referent bei Veranstaltungen zum Thema nachhaltiges Investment zur Verfügung“, sagt der Firmengründer.
* Der KEM-Newsletter stellt in den Ausgaben Februar bis April die Top-10 aus greenstart, der Start-up-Initiative des Klima- und Energiefonds, vor.