KEM-Managerin im Porträt. FReD hat vier Räder und ein Ladekabel. Obwohl er die große Liebe von Daniela Schelch ist, teilt sie ihn gern mit anderen. Denn FReD steht für das im Vorjahr gestartete E-Carsharing in der Region Hermagor. Seit gut einem Jahr managt die gebürtige Steirerin Schelch die Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Karnische Energie.
Die Liebe zur Natur hat Daniela Schelch schon als Kind nach draußen gelockt – und so war das Studium der Biodiversität und Ökologie an der Karl-Franzens-Universität in Graz für sie wie geschaffen. Finanziert hat sie es als Skilehrerin und Rafting-Guide. Gerade das Rafting brachte ihr viel für ihre heutige Tätigkeit als KEM-Managerin, nämlich Kommunikations- und Durchsetzungsvermögen. Schließlich will frau ja weder da wie dort kentern, also muss sie das Ruder fest in die Hand nehmen und ihr Team auf Kurs bringen.
Dieses Durchsetzungsvermögen brauchte Schelch gleich, als sie im November 2017 die Agenden der KEM Karnische Energie übernahm. Denn da ging es darum, das E-Carsharing-Projekt FReD auf die Beine – oder besser Räder – zu stellen. Das war eine schwierige Geburt. Doch FReD wurde zur großen Liebe. „Jetzt läuft FReD sehr erfolgreich mit fünf Autos und 120 Mitgliedern“, strahlt die KEM-Managerin.
Private Betreiber. FReD unterscheidet sich von anderen E-Carsharings in Österreich durch zwei Aspekte:
Die fünf Elektroautos wurden nicht von den Gemeinden angeschafft, sondern von privaten Unternehmen aus der Region. Jede der neun beteiligten Gemeinden stellte einen Parkplatz samt Ladestation und die Beschilderung zur Verfügung. Außerdem finanzierten die Gemeinden das schicke FReD-Design der Autos und sicherten eine gewisse Mindestnutzung zu.
FReD steht nicht nur StammkundInnen zur Verfügung, sondern kann auch ohne Jahresmitgliedschaft gebucht werden. „Wir bieten bewusst sehr attraktive Wochenendtarife an, um FReD auch für private Ausflüge und TouristInnen attraktiv zu machen“, so Daniela Schelch.
Auch in der Fahrschule Hermagor kommt FReD öfters vorbei. FahrschülerInnen erhalten hier die Möglichkeit, eine Stunde lang gratis ein Elektroauto zu testen. „Damit können wir bei den vorwiegend jungen Menschen nicht nur die Elektromobilität, sondern auch das Carsharing ins Bewusstsein rücken“, so Schelch. „Das ist wichtig, weil das eigene Auto hier im Süden Kärntens mit großer Distanz zu größeren Städten noch immer sehr stark mit Freiheit und Unabhängigkeit verbunden wird.“
Aufmerksam machen. Bewusstseinsbildung steht in der KEM Karnische Energie auch bei den Themen Ernährung, regionale Lebensmittel und Müllvermeidung auf dem Programm. Gemeinsam mit dem Westkärntner Abfallverband entwickelte Schelch mehrere Folder: eine Abfalltrennanleitung für die Biotonne, eine Anleitung zum Selbstkompostieren und je eine für die Nutzung von Kompost zur Bodenverbesserung oder als Dünger fürs Gemüse auf dem Balkon oder im Garten.
„Anhand der Streuobstwiesen in unser Region möchte ich heuer auch das Thema Foodsharing ins Bewusstsein rücken“, sagt Schelch. „Aktuell erstellen wir eine Ratgeber-Broschüre mit dem Namen „Kostbar“. Darin stellen wir regionale Rezepte zum Nachkochen vor. Tipps zum Einkaufen, ressourcenschonend und regional, zur Wiederverwertung von Lebensmitteln und die Vorstellung der regionaler Produkte runden den Ratgeber ab.“
Von klein auf. „Ich lernte in meiner Ausbildung zur Waldpädagogin, wie man Kindern die Verbundenheit zur Natur vermitteln kann und spielerisch Wissen weitergibt. Daraus entstanden Jahresprojekte für Schulen, die ich planen und organisieren durfte. Deshalb sind mir Projekte mit Kindern und Bewusstseinsbildung auch in der KEM sehr wichtig.“
Vergangenes Jahr setzte Schelch gemeinsam mit SchülerInnen von BORG und HLW Hermagor ein „mehrgängiges“ Projekt um. Am Anfang stand ein Verkostungs-Workshop. Dabei gab es viel über Haltbarkeitsdatum, Lebensmittelverschwendung, regionale Nahrungsmittel und globale Zusammenhänge, cleveres Einkaufen sowie das sinnvolle Verwerten von Lebensmitteln zu lernen. Vertiefende Informationen lieferten der Dokumentarfilm „Taste the Waste“ und weitere Workshops. Diese gaben auch Anregungen zur Reduktion von Bioabfällen im Hausmüll sowie Abfalltrenn-Tipps und legten den Fokus auf regionale landwirtschaftliche Produkte und ProduzentInnen.
Doppelte Frauenpower. Um das Thema Klimaschutz nachhaltig in den Schulen zu verankern, arbeitet Schelch an einem Klima- und Energiekoffer (KEK). Dieser baut auf dem Energiebüchlein auf, das Stéphanie Klaus 2015 gemeinsam mit Ruth Klauss-Strasser verfasst hat. Klaus war Schelchs Vorgängerin als KEM-Managerin (der KEM-Newsletter stellte sie im Oktober 2015 vor: Im Galopp gegen den Klimawandel). Heute leitet sie den Verein energie:autark Kötschach-Mauthen. „Das freut mich sehr, denn mit Stéphanie haben wir nun die doppelte Frauenpower in der KEM“, so Schelch.
Heuer will die KEM-Managerin auch den Gailtal-Radweg R3 besser bewerben, der im Gegensatz zum Alpe-Adria-Radweg kaum genutzt wird. „Einerseits möchte ich den Gailtal-Radweg im Schulsportprogramm verankern, andererseits die touristische Nutzung mit Fahrradanhängern für Linienbusse attraktiveren, wie es das schon auf der Strecke nach Tarvis gibt. Für den Alltagsverkehr ist der R3 weniger gut geeignet, da er die Orte nur über Umwege miteinander verbindet“, erläutert Schelch.
Vielfalt! Vor ihrer Tätigkeit als KEM-Managerin war Schelch beruflich im Naturschutz tätig, führte Biotopkartierungen durch und begleitete Projekte wie die Revitalisierung von Bergmähdern fachlich. Außerdem erarbeitete sie ein Konzept für Gemeinden zur Erhöhung der Artenvielfalt auf kommunalen Flächen. In diesem Bereich ist sie bis heute als „Biodiversitäts-Botschafterin“ für den Umweltdachverband im Bereich LEADER und Regionalentwicklung aktiv.
Daniela Schelch wurde in Leoben geboren und lebt seit 13 Jahren gemeinsam mit ihrem Partner in Kötschach-Mauthen. Mit ihm hat sie nicht nur zwei Kinder, sondern betreibt auch drei Photovoltaikanlagen mit insgesamt 350 kWp Leistung. Entspannung findet sie in den Bergen – zu Fuß und mit den Tourenskiern – oder auf dem Sattel ihres Rennrads. Ihre bislang weiteste und schwierigste Etappe führte sie von Kötschach-Mauthen über den Glockner bis nach Tirol.