Das Leitprojekt „Klimaschutz grenzenlos“ des Umweltbildungszentrums kultur.Gut.natur verbindet Integration und Spracherwerb mit Klimaschutz. 250 Menschen mit Migrationshintergrund aus der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) „Wiener Neustadt – wn.energiefit“ nahmen an neun Workshops teil. Sie beschäftigten sich mit Ernährung und Gesundheitsvorsorge, bewusstem Konsum sowie Energiesparen im Haushalt und Mobilität.
Über Integration und Deutschlernen wird in Österreich derzeit viel diskutiert. Über den Klimaschutz erfahren Menschen mit Migrationshintergrund in den meisten Sprachkursen jedoch kaum etwas. Das Umweltbildungszentrum kultur.Gut.natur füllte diese Lücke mit dem KEM-Leitprojekt „Klimaschutz grenzenlos“. Die UmweltexpertInnen des Wiener Neustädter Vereins entwickelten das Konzept in Peer-Workshops gemeinsam mit Dolmetscherinnen für Türkisch, Arabisch, Farsi und Russisch.
Gut besucht. Das Ergebnis waren neun Workshops mit je drei Themenblöcken pro Sprache, wobei Farsi und Russisch in einer Gruppe zusammengefasst wurden. Aber interessieren sich Menschen, die vielleicht gerade ihre Heimat verlassen mussten und versuchen in Österreich Fuß zu fassen, überhaupt für Klima- und Umweltschutz? „Ja“, sagt Projektleiterin Karoline Kárpáti. „Die Resonanz war sehr positiv. Eine Teilnehmerin kam erst vor zwei Monaten nach Wiener Neustadt, andere leben schon länger hier, einige sogar in zweiter Generation. Während in der arabischen Gruppe vor allem junge Männer teilnahmen, dominierten bei Farsi die weiblichen Teilnehmerinnen.“
„Bei der Vermittlung haben wir uns ganz gezielt auf im Alltag einfach umsetzbare Maßnahmen konzentriert, die nicht viel Geld kosten oder im Gegenteil sogar helfen, Geld zu sparen, und die außerdem gut für die Gesundheit sind. Bei der Ernährung stand beispielsweise das Erkennen und Sammeln von Wildkräutern auf dem Programm oder die Verwertung von Lebensmittelresten“, erklärt Kárpáti. „Nicht nur beim Austauschen der Rezepte haben wir alle viel voneinander gelernt. Auch unsere Peers nahmen so manch neue Vokabel, aber auch viel Umweltwissen mit nach Hause.“ Zum Beispiel über richtiges Lüften, energieeffiziente Haushaltsgeräte oder wie es sich mit einem Lastenfahrrad fährt.
Folder und Padlets. Seit kurzem stehen nun auch die verschiedenen Arbeitsmaterialien aus dem Projekt zum Download zur Verfügung. Kernstück ist ein Folder mit zwölf Tipps zu bewusstem Konsum und klimaschonender Haushaltsführung auf Deutsch und Übersetzungen in die vier genannten Sprachen. Ein Padlet, also eine digitale Tafel, liefert Übersetzungen vom Autobusfahrplan (russisch: Расписание автобуса) bis zur LED-Lampe (türkisch: LED ampul), ein weiteres hilft beim Einkaufen. Auch die kulinarischen Informationen zu Spitzwegerich, Löwenzahn und Holunder sind mehrsprachig dokumentiert.
Wie alle Leitprojekte soll auch dieses zur Nachahmung in anderen Klima- und Energie-Modellregionen einladen. Dazu noch ein Tipp von Projektleiterin Karoline Kárpáti: „Es hat sich im Projekt als großer Vorteil erwiesen, mit Dolmetscherinnen zu arbeiten, die durch ihre berufliche Tätigkeit in Organisationen wie zum Beispiel der Caritas tagtäglich mit Personen mit Migrationshintergrund arbeiten. Durch sie kann der direkte Kontakt zur Zielgruppe leicht hergestellt werden. In unserem Projekt hat auch die Ankoppelung der Klimaschutz-Workshops an bestehende Deutschkurse des Bildungszentrums der Caritas mit deren fixen Gruppen bestens funktioniert.“