Den Tourismus auf erneuerbare Beine stellen

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Der Leitfaden „Energiegemeinschaften im Tourismussektor“ lädt die Branche ein, für eine nachhaltige Energiezukunft zu kooperieren. Das Forschungsprojekt Clean Energy for Tourism (CE4T) erforscht Möglichkeiten, den energieintensiven Skibetrieb klimafreundlicher und kostengünstiger zu gestalten.

Klimaschutz im Tourismus ist laut einer Karmasin-Umfrage für mindestens 70 Prozent der österreichischen Tourist:innen ein wichtiges Thema. Bei Unternehmen und Verbänden liegen die Zustimmungsraten noch höher. Energiegemeinschaften (EG) können dabei helfen, diesem Ziel näher zu kommen. Allerdings, so der aktuelle Leitfaden „Energiegemeinschaften im Tourismussektor“, wird es gerade im Tourismus mit seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen individueller Strategien und Konzepte bedürfen.

Vielfältiger Nutzen. „Erneuerbare Energiegemeinschaften bieten eine neue Möglichkeit für kooperative Lösungen“, erklärt Tanja Tötzer vom AIT Austrian Institute of Technology, das den Leitfaden gemeinsam mit BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies erstellt hat. „Energiegemeinschaften fördern nicht nur eine stärkere Beteiligung der Bürger*innen und die Akzeptanz von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien, sondern bieten auch andere Vorteile wie die Förderung lokaler Investitionen in erneuerbare Energieanlagen und Speicher sowie die Einbeziehung von Kund*innen und Gästen.“

Der Leitfaden identifiziert die möglichen Akteur:innen, beschreibt den Planungs- und Gestaltungsprozess und zeigt Beispiele auf, welche Konstellationen für EGs in Tourismusregionen denkbar wären. In Skiregionen könnten neben der Hotellerie vor allem die Seilbahnunternehmen mit ihrem hohen Energiebedarf für Beschneiungsanlagen und Liftbetrieb eine wichtige Rolle in EGs einnehmen. Allerdings fallen einige Seilbahnunternehmen in die Kategorie Großunternehmen und sind somit von der Beteiligung an Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EEGs) ausgeschlossen. Eine Gründung von Bürgerenergiegemeinschaften oder eine Beteiligung an ihnen wäre jedoch möglich.

Optimierung von Skigebieten. Der Wintertourismus steht auch im Fokus des NEFI-Forschungsprojekts Clean Energy for Tourism (CE4T). Vier Jahre lang fungieren die Bergbahnen im Projektkonsortium als Living Lab. Unter der Projektleitung durch die Salzburg AG entwickelt das breit aufgestellte Forschungsteam* gemeinsam mit Salzburger Seilbahnunternehmen**  Kompetenzen, Methoden und Tools, um zukünftig

  • Spitzenlasten im Stromnetz zu vermeiden,
  • Energiekosten zu optimieren,
  • und CO2-Emissionen zu reduzieren.

Im Projekt werden die Verbrauchskennzahlen und die regionale Verfügbarkeit erneuerbarer Energie erhoben. Weiters wurde eine Energie- und Betriebsoptimierungs-Plattform vorgestellt, um ein Monitoring zu ermöglichen und um Flexibilitäten einmelden zu können. Damit können beispielsweise die Pumpen zur Befüllung von künstlichen Speicherteichen dann in Betrieb genommen werden, wenn der Preis der bezogenen Elektrizität niedrig ist und dadurch Vorteile entstehen.

In der restlichen Projektlaufzeit bis September 2022 sollen nun anhand von erhobenen Daten und Simulationen konkrete Zahlen bezüglich der Einsparung an CO2-Emissionen und Kosten ermittelt werden. Gleichzeitig werden die Tools weiterentwickelt, um sie auch in anderen Skiregionen zum Einsatz bringen zu können. Die Ergebnisse des Projekts werden bei den Liftbetreibern mit Interesse erwartet.

* AIT Austrian Institute of Technology GmbH, BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH, Faradis GmbH, World-Direct eBusiness solutions GmbH, Montanuniversität Leoben, sattler energie consulting GmbH.

** Hinterglemmer Bergbahnen, Saalbacher Bergbahnen, Schmittenhöhebahn, Gletscherbahnen Kaprun, Rauriser Hochalmbahnen, Bergbahnen Fieberbrunn, Leoganger Bergbahnen, BBSH Bergbahnen Saalbach-Hinterglemm, Wildkogel Bergbahnen.