Ein Ort, der Geschichte geschrieben hat und zum Wendepunkt des Demokratieverständnisses in Österreich wurde, war Veranstaltungsort für die diesjährige KEM-Hauptveranstaltung – das nie ans Netz gegangene Atomkraftwerk Zwentendorf.
Jürgen Schneider, Leiter der Sektion Klima im BMNT, eröffnete die Veranstaltung mit einem „Lagebericht in Sachen Klima“, würdigte die Arbeit und Anstrengungen der KEM-ManagerInnen in ihren Regionen und zählte die Vorhaben der Regierung auf, die Österreich zur Erreichung der Klimaziele umsetzen will und soll. Neben Projekten wie ´power to gas´, der Bioökonomiestrategie, der Schaffung gut vermarktbarer, lokaler erneuerbarer Energiegemeinschaften in den Regionen, der Befassung mit dem Erneuerbaren Ausbaugesetz und der Dekarbonisierung des Wärmesektors sollen auch Initiativen ausgebaut werden, die die Österreicherinnen und Österreicher dazu animieren, selbst in den Klimasektor zu investieren.
„Rückenwind“ verspürt, aufgrund des aus der Bevölkerung wahrnehmbaren Engagements, Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. Dieses Momentum wird sich auch unterstützend auf die Arbeit der Klima- und Energie-Modellregionen auswirken und die Umsetzung der Klimaschutzprojekte vor Ort antreiben. Geplant ist auch, mit Kooperationspartnern, wie etwa dem Gemeindebund, das Know How der KEMs in neue Regionen zu verbreiten.
Das Schwerpunktthema „Klimaschutz im Tourismus“ wurde mit einer Auftaktrede von Katharina Mayer-Ertl (Sektion Tourismus und Regionalpolitik, BMNT) eröffnet. Sie stellte den Masterplan Tourismus vor, laut dem sich Österreich „auf den Weg macht, zur nachhaltigsten Tourismusdestination der Welt“. Das könne nun auch besser gelingen, da im BMNT der Verkehrs- und Tourismussektor zusammengebracht wurden. In naher Zukunft könnte sich dazu ein Förderschwerpunkt mit 1 Mio. EUR Förderung für eine touristisch relevante Region ergeben, so Christoph Wolfsegger (KEM-Programmmanager).
Als weitere Tourismus-ExpertInnen referierten Christine Zehetgruber (komobile w7), Wolfgang Kleemann (Österreichische Hotel- und Tourismusbank), Ulrike Pröbstl-Haider (BOKU-Studie: „Tourismus und Klimawandel in Ö.“), Jana Apih (goodplace, Slowenien) und Andreas Purt (Mostviertel Tourismus).
Aus den Ausführungen der ExpertInnen lernten wir etwa, dass Mobilitätsangebote besser angenommen werden, wenn sie sowohl für Gäste als auch für EinwohnerInnen konzipiert werden. Ebenso erfuhren die KEM-ManagerInnen, dass es vonseiten der Reiseanbieter und Buchungsplattformen immer noch zu wenige Angebote und Entscheidungskriterien für nachhaltiges Reisen gibt. Dass eine Region aufgrund ihres Umweltzertifikats zwar nicht zum größeren Tourismusmagneten wird, sehr wohl aber der Prozess der Zertifizierung, also die Auseinandersetzung mit dem eigenen, regionalen Wirtschaften den wesentlichen Unterschied ausmacht - so geschehen im Pielachtal - war auch den meisten ZuhörerInnen zuvor noch nicht bewusst.
Auch für Slowenien stimme das, so Jana Apih, die für das nationale Zertifizierungsprogramm ´Slovenia Green´ verantwortlich zeichnet und bereits einige Destinationen in einem „bottom-up“-Prozess auf ihrem Weg zu einem nachhaltigen Tourismus begleitet hat.
Susanne Radke (KEM Energiereich Nationalparkregion) leitete schließlich eine Podiumsdiskussion mit den ExpertInnen, in der es um das Zuviel an Tourismus- und Nachhaltigkeitslabels im Alpenraum ging, darum MitarbeiterInnen zu Einheimischen zu machen, damit sie mehr Verantwortung für die Umwelt übernehmen, um eine spielerische Heranführung der Gäste an eine sanftere Form des Tourismus sowie um viele bestehende Vorzeigebeispiele.
Das Schwerpunktthema „CO2-Senken“ wurde durch einen Vortrag von Peter Weiss, Umweltbundes-amt, das auch jährlich die nationale Treibhausgasinventur im Landnutzungssektor erstellt, eingeleitet. Weiss hielt fest, dass der Wald und Holzprodukte bedeutende Senken in Österreich sind. Auch die vermiedenen THG-Emissionen, die in Ersatzprodukten zu Holz bei Produktion, Nutzung und Entsorgung entstünden, sind in der Inventur berücksichtigt.
Alexandra Freudenschuss vom Bundesforschungszentrum für Wald bestätigte, dass die C-Vorräte in den Wäldern (aktuell gibt es über 4 Mio. ha Wald in Österreich) enorm sind, extreme Klima- und Schadereignisse die C-Senke jedoch deutlich reduzieren. Was jedeR einzelne hier beitragen kann, ist etwa Holzprodukte anzuschaffen und diese möglichst langfristig zu nutzen.
Heimo Bürbaumer und Tino Blondiau (beide ENU) hielten einen Workshop zu kommunalen Anwendungsbeispielen von CO2 Senken, während Peter Weiss gemeinsam mit Alexandra Freudenschuss ihre Ausführungen in einer Kleingruppe zu CO2 Senken in der Land- und Forstwirtschaft, vertieften.
Von KEM-Programmmanager Christoph Wolfsegger erfuhren wir, dass es seit 2018 insgesamt 5 neue KEM-Regionen gibt, dass 4542 KEM Projekte (im Zeitraum 2009-2018) und 1450 KEM Investprojekte (in den Jahren 2011-2018) umgesetzt wurden, wobei der Löwenanteil jeweils auf PV-Projekte entfiel (805 Investprojekte), gefolgt von Ladepunkten (580 Projekte). Des Weiteren gab es noch einige Hinweise, wie Einreichungen aussagekräftiger formuliert werden sollten.
Nach einer gut besuchten Dies&Das-Messe mit insgesamt 14 Ausstellenden stellte Philipp Schepelmann vom Wuppertal Institut die Ergebnisse der Evaluierung des KEM-Programms vor.
Ein Highlight der Hauptveranstaltung war die KEM-Preisverleihung in der wunderbaren - von Fröschen lauthals besungenen - Abendstimmung des Gartenrestaurants der Garten Tulln. Simon Klambauer (KEM Sterngartl-Gusental) stieg dabei gleich als zweifacher Gewinner aus!
Gemeinsam mit Herwig Kolar (KEM Urfahr West) gewann Klambauer mit dem „Giro to Zero“ das „KEM-Projekt des Jahres 2019“ bei dem in fünf Wochenetappen mit E-Lastenrädern durch ganz Österreich geradelt und alle KEM Regionen besucht werden, um dort die Klimaschutz-AkteurInnen vor den Vorhang zu holen. Darüber hinaus wurde er von allen KEM ManagerInnen zum „KEM-Manager des Jahres 2019“ gewählt. Gratulation, Simon!
Der zweite Tag war der „Tag der Exkursionen“, mit den Zielen AKW-Zwentendorf, Vermigrand Regenwurmhumusfarm und Landesgartenschau Tulln. In insgesamt vier Gruppen konnten (mithilfe eines gut ausgetüftelten Logistikplanes!) diese interessanten Orte besucht werden.
Mit einer Diskussion über die Umsetzung der Handlungsempfehlungen aus der Evaluierung des Wuppertal Instituts, sowie über Möglichkeiten, eingesparte CO2-Emissionen aus den KEM Regionen zu berichten, wurde die Hauptveranstaltung 2019 beendet. Ein während dieser Diskussion entstandener Überblick über gewünschte zukünftige Inhalte und Formate der KEM-Schulungsveranstaltungen ist in der Nachlese zu finden.
Text: Andrea Trumler-Berneck