Unser Boden

Böden sind extrem wichtig doch das Wissen darüber ist sehr gering. Bodenverbrauch, Wasserhaltevermögen, Humus, Ernährungssouveränität, Biodiversität, Renaturierung, Hochwasserschutz, uvm. sind mit der Funktion von Böden gekoppelt. Das Ziel ist das Sichtbarmachen der Vielfalt von Böden in der Kulmlandregion und die Bewusstseinsbildung über die Leistungen von Böden durch Digitalisierung von Bodenprofilen. Dies kann dauerhaft Verwendung (z.B. Klimaschulenprojekt 2024/2025) finden in der Region.

Modellregion:
Energiekultur Kulmland

Ansprechperson:

Robert Matzer
0680 2110546
Projektinhalt und Ziel

Es sollten über diese Maßnahme Bürger:innen über die Vielfalt von Böden der Kulmlandregion sowie über die Leistungen von Böden und ihrer agrarischen Nutzung informiert werden. Vor allem auch für die Kinder- und Jugendbildung sollte die Maßnahme eine gute Basis bilden. Bewusstsein in diesem Bereich ist unfassbar wichtig, denn viele der drängendsten klimabedingten Probleme wirken sich enorm auf Böden und deren Funktionalität aus und Böden sind auch ein wichtiger Baustein im Bereich des Klimawandels, beispielsweise als CO2-Senke.

Als Basis für die Sichtbarmachung von Böden diente die Digitalisierung von Bodenprofilen auf einer Tiefe von etwa 1,5 bis 2 Metern. Mit einer hochauflösenden Kamera werden sehr viele Einzelaufnahmen 360 Grad um einen Drehpunkt aufgenommen und anschließend digital miteinander verknüpft. Dadurch entsteht ein einzigartiges 3D-Bodenprofil, in das man sich „selbst reinbegeben“ kann und mittels Zoom-Funktion bis auf einzelne Bodenkrümel heranzoomen kann. Doch das ist lange nicht alles. Vor allem die professionelle Ansprache des Bodenprofils, die Einteilung in Bodenhorizonte, die Sichtbarmachung von Wasserinfiltration, Humusschicht, Basisgestein, uvm. birgt einen starken Bildungsfokus. Ebenso wurden Proben der einzelnen Schichten im Bodenlabor untersucht und so können auch pH-Werte, Bodenfarbe, Partikelgrößen, Feinanteile oder die Aggregatstabilität ein- und ausgeblendet werden.

Das Projekt nimmt vier Bodenprofile in agrarischer Nutzung und mit unterschiedlichen Ausgangsgesteinen und stellt sie einem versiegelten „Stadtboden“ gegenüber. Die Anzahl der Profile wurde als Leistungsindikator festgelegt und die digitalisierten Profile sind nun auf der Website der Modellregion dauerhaft zugänglich.

Projektablauf

Vor der Einreichung der WF4 wurde das Thema mit der Lenkungsgruppe der Region besprochen. Da dort selbst einige praktizierende Landwirte integriert sind, wurde das Thema sehr positiv aufgenommen. Ohne das Wissen und die Grundbildung des MRM hätte diese Maßnahme nicht in dieser Effizienz durchgeführt werden können. Die Kenntnis der digitalen Bodenkarte, Kontakte zum BFW sowie zu namhaften Bodenkundlern in Österreich und natürlich das praktische Knowhow waren dafür notwendig.

Zu Beginn erfolgte die Kartierung der Kulmlandregion durch das BFW (Günther Aust und Stefan Forstner) sowie eine zweitägige Feldbegehung. Dabei wurden zahlreiche Bodensondierungen auf etwa einem Meter Tiefe durchgeführt und die Daten des BFW in der digitalen Bodenkarte bestätigt. Eine genaue GPS-Setzung sorgte für das Wiederfinden dieser Einstiche, die als Basis für das Aufgraben von Bodenprofilen mit dem Bagger waren. Hier wurden etwa 15 mögliche Grabungszonen definiert. Diese boten eine möglichst vielschichtige Variation von Ausgangsgesteinen, eine unterschiedliche agrarische Nutzung (Acker, Dauerkulturen, Grünland, etc.) sowie eine gute Verteilung in der Kulmlandregion. Mit diesem Wissen konnte eine engere Auswahl von möglichen Einstichen getroffen werden. Bei all jenen Punkten wurden die Grundeigentümer kontaktiert und um Erlaubnis zu Grabungen angefragt. Danach konnten 6 Profile ausgewählt werden, von denen 4 auch tatsächlich gegraben werden sollten.

Nach einer Terminfindung mit TB Unterfrauner und dem Fotographen wurden nur wenige Tage vor dem Termin dann die Baggerarbeiten durchgeführt. Für eine Minimierung des Flurschadens und einer möglichst kurzen Öffnungsdauer (Witterung) wurden innerhalb eines Tages alle Profile mit einem professionellen Baggerfahren und einem 3,5 Tonnen Schaufelbagger gegraben. Hier wurde das Knowhow des MRM für die Profilierung benötigt. Durch diese sehr gute Vorbereitung war ein vollständiges Bearbeiten von vier landwirtschaftlichen Profilen an nur einem Tag möglich.

In das Projekt waren mehrere Experten (BFW, Baggerfahrer, TB Unterfrauner) eingebunden und das Projekt hat durch die Digitalisierung eine unbegrenzte Weiternutzungsmöglichkeit. Dies wird 2025 im Rahmen des Klimaschulenprojekts auch gleich verwendet.

Angabe / Abschätzung der Kosten in EUR

Pro Bodenprofil ist mit etwa 2500 Euro zu rechnen, inklusive Baggerarbeiten, Bodenansprache, Probenahme, Analytik, Fotograph, Technik, Digitalisierung und Weg-Integration. Durch die guten Kontakte des MRM und das Knowhow konnte so mit minimalem Einsatz gerechnet werden.

Nachweisbare CO2 Einsparungen in Tonnen

Da es sich hier um Bewusstseinsbildung handelt kann nur ein indirekter Nutzen bei der THG-Einsparung abgeschätzt werden. Der sorgsame Umgang mit der Ressource Boden hat aber sicher positive Effekte in diesem Bereich.

Projekterfolge (Auszeichungen) / Rückschläge in der Umsetzung

Alle Ziele wurden erreicht. Das Projekt wurde bei keinem Wettbewerb eingereicht aber selbstverständlich in den Print und Online Medien präsentiert. Eine dauerhafte Zugänglichkeit der Bodenprofile ist über www.kulmland.com möglich. Im Rahmen der Vortragsreihe wurden die Tätigkeiten präsentiert. Verzögert wurde das Projekt durch Wetterkapriolen sowie starken Überschwemmungen.

Nachhaltige Perspektiven

Die Feldbegehung mit dem BFW konnten sehr gut umgesetzt werden und auch die Baggerarbeiten verliefen erfreulicherweise ohne Probleme. Für mehrere Gemeinden, in denen eine bodenkundlich interessante Ausgangssituation herrscht, ist das Projekt sehr gut geeignet. Die Oststeiermark ist auch durch die zahlreichen agrarischen Nutzungen sehr gut dafür geeignet. Hier finden sich auf kleinem Raum Ackerbau, Viehzucht, Obst- und Weinbau, Almwirtschaft, Grünland, Brachen, usw. Besonders ist auf die Unterschiede in der Geologie zu achten, denn niemand möchte vier Profile aufgraben und digitalisieren, die sich sehr ähnlich sind.

Eine bereits im Vorfeld angedachte Folgeaktivität ist die Nutzung der Bodenprofile im Bildungsbereich, vor allem auch mit Schulen im Kulmland. Daher wurde im aktuell laufenden Klimaschulenprojekt „Kulmland Kreislauf Kids“ bereits deren Verwendung eingeplant. Dies erfolgt in Form einer Einheit „Bodendetektive“, angelehnt an die Energiedetektiveeinheiten. Im Projekt wird die Kreislaufwirtschaft vor den Vorhand geholt, und die 1. Und 2. Klassen lernen im Bereich Landwirtschaft die Kreisläufe kennen.

Modellregions-Manager

Mag. Matzer Robert

     43-680-2110546
     robert.matzer@kulmland.com

Ort
Pischelsdorf am Kulm

„Zwischen Himmel und Erde“ lautet der Slogan der Kulmlandregion, wir haben den Boden also quasi in unserem Logo integriert. Außerdem ist das Thema Boden eines meiner Steckenpferde. Durch die eigene kleine Bio-Landwirtschaft, die chemische Grundbildung sowie die weiterführende Bildung im Bereich Bodenanalytik habe ich einen tiefen Einblick in praxisnahe Prozesse von Böden. Projektarbeiten mit TB Unterfrauner, BOKU, BFW, TU Graz und anderen Projektpartnern haben mein Wissen deutlich bereichert und ich wundere mich oft über die Ahnungslosigkeit der Menschen bei diesem wichtigen Thema. Bodenkunde und Digitalisierung waren für mich ausschlaggebend für diese Maßnahme und sie wurde wirklich wunderschön umgesetzt.