Effiziente Leerstandsnutzung am Beispiel Edelpilzzucht

Die Nutzung leerstehender Gebäude in ländlichen Regionen bietet vielversprechende Möglichkeiten für eine innovative und nachhaltige Landwirtschaft. Durch die Umwidmung ungenutzter Räume in wetterunabhängige Anbauflächen wird eine ganzjährige Produktion ermöglicht, die insbesondere in den Wintermonaten die regionale Nahrungsmittelversorgung stärkt. Dies trägt der steigenden Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln Rechnung und fördert die Entwicklung hochwertiger Fleischalternativen wie Pilzen. Der Anbau dieser Lebensmittel reduziert nicht nur CO₂-Emissionen, sondern unterstützt langfristig auch eine fleischärmere Ernährung.

Die gezielte Nutzung von Dorfleerständen trägt zu einer lokalen Versorgung bei und stärkt gleichzeitig den Kompetenzaufbau in der Region. Um die Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz solcher Indoor-Anbausysteme sicherzustellen, kommen autarke Energielösungen zum Einsatz. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Substratproduktion, dem Energieverbrauch und den Betriebskosten, wobei nachhaltige Energiequellen direkt am Hof eingebunden werden. Diese Faktoren bilden die Grundlage für eine wirtschaftlich tragfähige und umweltfreundliche Umsetzung.

Das Projekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Es berücksichtigt die gesamte Wertschöpfungskette – von der Beschaffung der Produktionsmittel über die Prozesstechnik und Wirtschaftlichkeitsberechnungen bis hin zur Identifikation potenzieller Risikofaktoren. Ziel ist es, eine Innovationskultur auf landwirtschaftlichen Betrieben zu fördern und insbesondere die Junggenerationen für nachhaltige Lösungen in der resilienten Lebensmittelproduktion zu begeistern. Erste Anbauversuche konnten bereits erfolgreich umgesetzt werden und zeigen das Potenzial dieses Ansatzes.

Projektinhalt und Ziel

Mittelfristiges Projektziel: Die Nutzung leerstehender Gebäude in ländlichen Regionen wird systematisch als Ressource für innovative und nachhaltige Landwirtschaft erschlossen. Im Fokus steht die Umwidmung dieser Räume zu wetterunabhängigen Anbauflächen für Pilze, wodurch eine ganzjährige Produktion ermöglicht wird. Dies stärkt die regionale Nahrungsmittelversorgung, insbesondere in den Wintermonaten, und trägt der steigenden Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln Rechnung. Parallel dazu wird eine fundierte Wirtschaftlichkeitsanalyse erstellt, die insbesondere den Pilzanbau mit Schwerpunkt auf Substratherstellung, Energieverbrauch und Betriebskosten berücksichtigt. Ziel ist es, den Anbauprozess durch optimierte Prozesstechnik und erste autarke Energielösungen effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für lokale Landwirte dienen, um eigene Projekte erfolgreich umzusetzen und das wirtschaftliche Potenzial des Pilzanbaus zu nutzen.

Langfristiges Projektziel: Es wird ein ganzheitliches Modell für eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Landwirtschaft in ländlichen Regionen etabliert, das auf der gezielten Nutzung von Dorfleerständen basiert. Im Rahmen dieses Modells wird die Entwicklung einer energieeffizienten und klimaneutralen Infrastruktur vorangetrieben, die alle Anforderungen an Temperatur-, Feuchtigkeits- und CO₂-Management erfüllt. Gleichzeitig wird der Fokus auf die Förderung hochwertiger pflanzlicher Fleischalternativen wie Pilzen gelegt, um CO₂-Emissionen zu reduzieren und eine fleischärmere Ernährung zu unterstützen.

Allgemein: Das Modell verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz im Sinne der Kreislaufwirtschaft und integriert die gesamte Wertschöpfungskette – von der Beschaffung der Produktionsmittel über nachhaltige Energielösungen bis hin zur Identifikation von Risikofaktoren. Langfristig wird eine Innovationskultur in der Landwirtschaft etabliert, die insbesondere junge Generationen anspricht und eine resiliente Lebensmittelproduktion sicherstellt. Dieses Best-Practice-Modell soll nicht nur zur lokalen Versorgung beitragen, sondern auch als Vorbild für andere Regionen dienen, um ländliche Räume neu zu beleben und langfristige Perspektiven zu schaffen.

Projektablauf

Februar 2024: Ansatz Projektentwicklung / Erstellung Themenauswahl für Mühlviertler Almbauern / Themenauswahl

März 2024: Evaluierung Förderprogramme für Themenwahl und Potentialanalyse

April 2024: Fachliche Vertiefung und Fachmeetings mit Stakeholder*innen / eigene Recherchen

Mai 2024: Evaluierung der Attraktivität des Themas durch Ausschreibung einer Fachexkursion / Generationsübergreifende Zielgruppenakquise, genaue Analyse des Teilnehmerbedarfs bei Fachexkursion durch gezielte Bedarfsgespräche

August 2024: Projektmeetings mit Myzet GmbH zur Ausrichtung des Projektes auf die Kernfaktoren Wirtschaftlichkeit, Energieeffizienz & Prozesstechnik.

September 2024: Meeting mit Prozesstechnik Lebensmittelveredelung und Konservierungsmethoden am Schwarzbergerhof Ansatzentwicklung für einen Fachworkshop auf Haubeniveau zur effizienten und nachhaltigen Lebensmittelproduktion durch regionale Lohnfertigung – Evaluierung der Marken- und Produktionsstrategie für Fremd- und Eigenmarken.

September 2024: Ansatzentwicklung mit Regio Log, Morgentau EGen. für Frischelogistik in urbanen Raum bei hohen Produktionsmengen, Evaluierung der offenen Lieferkapazitäten im volldigitalisierten Logistikprozess, Anforderungen zur Digitalisierung der Warenwirtschaft auf LW-Betrieben

September 2024: Betriebsanalyse bei den Waldviertler Bioedelpilzen Myzet für Prozesstechnik der Substratherstellung in Einbezug optimierter Energiesteuerungssysteme für klimatische Raumbedingungen, Entwicklung eines Fachworkshopformates für den erfolgreichen Wissenstransfer und Selbstherstellung von Substrat inkl. der baulichen Materialkunde für die Umsetzung eines kostengünstigen Fruchtungs- & Inkubationsraums für die Pilzzucht durch nachhaltige Materialnutzung (wie Baustahlgitter als Upcycling-Hängeregale und Murexin Dichtschlämme im Innenauftrag zur Abdichtung alter Mauerwerke) als Eigenbaukonzept.

November 2024: Durchführung des Fachworkshops für 19 Teilnehmer*innen

Angabe / Abschätzung der Kosten in EUR

Personalkosten MRM: 4.500 €,

Drittkosten: Workshops, Sachkosten, Reisekosten: 1350 €

Nachweisbare CO2 Einsparungen in Tonnen

THG-Einsparung in Tonnen am Beispiel des Edelpilzproduzenten Myzet

Auf einer Leerstandsfläche von 70 qm werden im optimalen Fall 2 Tonnen Austernseitlinge / Monat produziert

1 kg Edelpilze  1,54 kg CO2     / 2000 kg Edelpilze 3080 kg CO2 pro Monat       / 24000 kg Edelpilze 36960 kg CO2 pro Jahr

1kg Rindfleisch 14,10 kg CO2 / 2000 kg Rindfleisch 28200 kg CO2 pro Monat / 24000 kg Rindfleisch 338400 kg CO2 pro Jahr

Bei einer Jahresproduktion von 24 Tonnen Edelpilzen bei einem Leerstandsgebäude von 70 qm werden knapp 37 Tonnen CO2 erzeugt, im Vergleich zu der selben Produktionsmenge Rindfleisch können knapp 300 Tonnen CO2 gespart werden. Als Rechnungsbasis wurde der THG-Wert des Gesamtproduktionsprozesses verwendet.

Allgemein: Schätzungen zufolge können Wurzelpilze pro Jahr temporär mehr als 13 Milliarden Tonnen CO2 aufnehmen. Das entspricht mehr als einem Drittel der jährlichen Treibhausgas-Emissionen aus fossilen Brennstoffen weltweit (Stand: 2021)

Quelle: Hawkins, Heidi-Jayne et al., (2023), Mycorrhizal mycelium as a global carbon pool, Current Biology, Volume 33, Issue 11, R560 - R573. URL: https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(23)00167-7#%20

URL: https://www.gesunde-pilze.de/wissenswertes/trotz-knapper-kasse-pilze-weiter-gefragt/

Projekterfolge (Auszeichungen) / Rückschläge in der Umsetzung

Das Projekt befindet sich in der Aufbauphase. Die Durchführung von zwei Fachveranstaltungen mit 40 Teilnehmer*innen ist ein erster Teilerfolg. Auf Grund mangelnder Kenntnisse des BBV über die Meldung von Anbauflächen für Pilzzucht Indoor für pauschalierte Landwirtschaften entstanden einige Unsicherheiten bezüglich zusätzlicher SV Kosten durch die Meldung von neuen Produktionsfeldern. Wir sind zuversichtlich, dass vor allem junge Landwirtschaften eine Projektumsetzung in Erwägung ziehen. Es ist auffällig dass knapp 50 % der Teilnehmer*innen Frauen sind, was sehr zu begrüßen ist. Offenbar spielen auch die erleichterten Erntebedingungen für Pilze mit Einsatz weniger technischer Hilfsmittel eine Rolle. Erste Anbauerfolge wurden schon gemeldet.

Nachhaltige Perspektiven

Die Nutzung leerstehender Gebäude in ländlichen Regionen eröffnet weitreichende Möglichkeiten für eine nachhaltige und innovative Landwirtschaft. Mit der Umwidmung zu wetterunabhängigen Anbauflächen wird nicht nur eine ganzjährige Produktion ermöglicht, sondern auch die regionale Nahrungsmittelversorgung insbesondere in den Wintermonaten entscheidend gestärkt. Dies adressiert die steigende Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln und fördert die Entwicklung hochwertiger Fleischalternativen wie Pilzen, die durch ihre CO₂-arme Produktion sowohl ökologisch als auch ökonomisch attraktiv sind. Langfristig zielt das Projekt darauf ab, ein ganzheitliches Modell für ressourceneffiziente Landwirtschaft zu etablieren. Dabei spielen energieeffiziente und klimaneutrale Technologien wie moderne Temperatur-, Feuchtigkeits- und CO₂-Managementsysteme eine zentrale Rolle. Durch die gezielte Integration autarker Energielösungen werden Betriebskosten gesenkt und gleichzeitig nachhaltige Produktionsmethoden vorangetrieben. Die Kreislaufwirtschaft steht im Mittelpunkt, um die gesamte Wertschöpfungskette ressourcenschonend und zukunftsfähig zu gestalten. Insbesondere junge Landwirt*innen sollen inspiriert werden neue Wege zu gehen und resilientere Strukturen zu schaffen. Dieses Best-Practice-Modell dient nicht nur der lokalen Versorgung, sondern setzt Maßstäbe für andere Regionen.

Modellregions-Manager

Bild1klein
Schmidt Elisabeth

     43-664-1625536
     elisabeth.schmidt@energiebezirk.at

Berufliche Laufbahn

Seit über 15 Jahren Erfahrung in der Abwicklung von Redesign-Prozessen für Hotellerie und produzierende Industrie im In- und Ausland. Aufbau und laufende Weiterentwicklung meines Design-Unternehmens im Mühlviertel (2006-heute) Spezialisierung auf Upcycling und Revitalisierungsprozesse für 4* Hotellerie im Rahmen von Interior-Konzepten. Diplom für Mode und Design an der Modeschule Linz im ersten Ausbildungsweg, später folgte der Abschluss eines postgradualen Masterstudiums an der Universität Graz für beratende Psychologie. Forschung an selbstintegrativen Kreativprozessen im Rahmen integraler Raum-Design-Strategien. Mitentwicklung und Leitung von Kunstvermittlungs- und Begabtenförderungsprogrammen in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Projektleitung von Green Event Biogastronomie (Wefair, Messe Wieselburg, Messe Freistadt) und Konzepte für mikrologistische Versorgungsketten im Rahmen ländlicher Entwicklung für die BioRegion Mühlviertel. Seit zehn Jahren Projektentwicklung & Kuratorium von verbraucherzentrierten Green Economy – Erlebniswelten für Messe und Großevents. Seit 2023 im KEM- Management für die Region Mühlviertler Alm beim Energiebezirk Freistadt tätig.


Ort
Freistadt
Öffnungszeiten
Mo – Do 8:00 – 18:00, Fr 8:00 – 12:00

"Die Nutzung leerstehender Gebäude für kreative landwirtschaftliche Konzepte eröffnet spannende Möglichkeiten für eine nachhaltige und zukunftsfähige Lebensmittelproduktion in unserer Region. Der wetterunabhängige Pilzanbau in Innenräumen ist ein großartiges Beispiel dafür: Er reduziert CO₂-Emissionen, stärkt die regionale Wertschöpfung und zeigt, wie Landwirtschaft und Innovation Hand in Hand gehen können. Mit der Einbindung erneuerbarer Energien und effizienter Prozesstechnik schaffen wir ein Modell, das Kreislaufwirtschaft und lokale Versorgung auf beeindruckende Weise vereint. Besonders motivierend ist, dass die Arbeitsgruppe mit so viel Begeisterung an diesem Wandel arbeitet. Dies könnte ein entscheidender Schritt sein, um auch in ländlichen Regionen den Weg zu einer fleischärmeren Ernährung zu ebnen. Unsere Vision ist es, nicht nur ökologische und wirtschaftliche Impulse zu setzen, sondern auch die junge Generation für nachhaltige Innovationen zu inspirieren. Erste Erfolge zeigen schon jetzt, dass die Verbindung von traditionellen landwirtschaftlichen Werten und moderner Technologie das Potenzial hat, ländliche Räume neu zu beleben und langfristige Perspektiven zu schaffen."