Durch die Novellierung des Sektoralen Raumordnungsprogramms in NÖ 2023 ergab sich in der KEM Region ein Potenzial von bis zu 40 Windkraftanlagen mit einem erneuerbaren Strompotenzial von etwa 650 GWh/a. Dies führte zu erhitzten Diskussionen, insbesondere bei der Gegnerschaft, und verunsicherte die Bevölkerung. Die KEM unterstützte die 5 potenziellen Windradgemeinden, um die Ängste zu mindern und positive Stimmung für die Volksbefragung im März 2024 zu fördern, etwa durch Exkursionen, Infoabende, PR-Materialien und BürgerInnen.
Die fünf Gemeinden in der Region wurden dabei unterstützt, sich auf die Volksbefragung zum Thema Windkraft vorzubereiten und die Bevölkerung zu motivieren, sowohl zur Wahl zu gehen als auch für Windkraft zu stimmen. Gemeinsam mit dem Betreiber W.E.B Windenergie AG und unter Mithilfe der KEM verfolgten die Gemeinden das Ziel, die Akzeptanz von Windkraftanlagen in der Mehrheit der Bevölkerung zu steigern. Dabei wurde Wert daraufgelegt, bei den Entscheidungsträgern ein fundiertes Wissen über Windtechnologie zu vermitteln und der Bevölkerung die Vorteile von Windrädern in Form von Exkursionen und Informationsabenden zu verdeutlichen.
Das Ziel war eindeutig: In allen fünf Gemeinden sollte eine hohe Wahlbeteiligung erreicht werden, bei der die Mehrheit für die Windkraft stimmt. Schließlich votierten drei Gemeinden für den Bau von gesamt 13 Windrädern an 2 Projektstandorten, wobei die Wahlbeteiligung sehr hoch war und zwischen 65 und 86 % lag.
Durch die Novellierung des Sektoralen Raumordnungsprogramms in NÖ 2023 ergab sich in der KEM Region ein Potenzial von bis zu 40 Windkraftanlagen mit einem erneuerbaren Strompotenzial von etwa 650 GWh/a. Das Projekt Windkraft nahm im Spätsommer/Herbst 2023 seinen Anfang, als das Interesse an Informationen rund um das kontrovers diskutierte Thema in der Region stark zunahm. Im November 2023 wurde die erste Exkursion zum Windpark Munderfing in Oberösterreich organisiert, bei der sich vor allem politische Vertreter einen Eindruck von Windkraftanlagen im Wald verschaffen konnten. Kurz darauf wurde deutlich, dass eine Volksbefragung die einzige Möglichkeit darstellt, die Bevölkerung aktiv in den Entscheidungsprozess einzubinden. Diese fand dann recht kurzfristig bereits Anfang März 2024 statt.
In den wenigen Monaten davor, insbesondere im Dezember, Januar und Februar, wurden zahlreiche bewusstseinsbildende Maßnahmen parallel durchgeführt: Sechs Exkursionen zu Windparks im Wald mit über 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, acht Infoabende mit über 1000 Besucherinnen und Besuchern, Pressearbeit, Pressekonferenzen, Beratungsgespräche, Vernetzungstreffen und mehr.
Die KEM hat im Zeitraum von ca. 3 Monaten rund 200 Arbeitsstunden investiert.
DI Alexander Simader war als zentraler Begleiter und Experte bei der Vorbereitung der Volksbefragung tätig und wurde über den „Expert/innenpool für Gemeinden und Gemeinnützige“ finanziert. Diese Förderung stellt eine hervorragende Möglichkeit dar, Expert/innen für Vorhaben dieser Größe zu finden und v.a. diese zu bezahlen. Ohne diese finanzielle Unterstützung und die Expertise von Herrn Simader wäre die Volksbefragen wohl noch schlechter ausgefallen.
Wenn die 13 Windkraftanlagen gebaut werden, können knapp 50.000 to/a CO2 eingespart werden.
Der größte Erfolg war die Befürwortung von 13 Windkraftanlagen an 2 Standorten (Predigtstuhl und Hardwald) in 3 Gemeinden (Waidhofen/Thaya, Thaya und Karlstein/Thaya), bei einer hohen Wahlbeteiligung zwischen 65 und 86%. Somit kann man sagen, dass der Großteil der Wählerschaft mobilisiert wurde und ihre Meinung kundgetan hat. Und auch je höher die Wahlbeteiligung, desto besser steht die Bevölkerung hinter dem tatsächlichen Bau der Windkraftanlagen.
Leider gibt es auch 2 Gemeinden, wo die Bevölkerung gegen Windkraft gestimmt hat (Groß Siegharts und Waidhofen/Thaya-Land).
Kurz zusammengefasst:
Waidhofen/Thaya: JA (51,8%) | 65% Wahlbeteiligung
Groß Siegharts: NEIN (51,2%) | 71% Wahlbeteiligung
Thaya: JA (60,6%) | 75% Wahlbeteiligung
Karlstein/Thaya: JA (58,6%) | 78% Wahlbeteiligung
Waidhofen/Thaya-Land: NEIN (54,5%) | 86% Wahlbeteiligung
Alle Details zur Volksbefragung HIER Online.
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war die enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteur/innen. In der entscheidenden Phase zogen alle an einem Strang: Gemeinden, Beraterinnen und Beratern, Expertinnen und Experten, der W.E.B Windenergie AG als Betreiber, der KEM, der Presse, den privaten Stimmungsmachern etc. Dies ist nur der Anfang, denn jetzt müssen die Windkraftanlagen tatsächlich geplant und in weiterer Folge nach vielen Hürden (Umweltverträglichkeitsprüfungen, Gegnerschaft, Einsprüche etc.) auch gebaut werden.
Die Gründe, warum die Ergebnisse der Volksbefragungen doch oft sehr knapp waren, sind vielfältig. Einer der am häufigsten gehörten Sätze war: „Wir wollen erneuerbare Energie. Wir wollen auch Windkraft. Aber nicht bei uns und v.a. nicht im Wald.“
Der gesamte Partizipationsprozess wurde auf einer emotionalen und nicht auf einer objektiven Ebene geführt und die Stimmung in den Gemeinden war aufgeheizt.
Auf was sollten andere Gemeinden/KEM-Regionen besonders achten: Bitte startet den Partizipationsprozess früh, um die Angst zu nehmen. Schön wäre, wenn der Beteiligungsprozess zu einem Wettbewerb der besten Ideen wird und so die Bevölkerung auch aktiv integriert werden kann. Eine Abfrage nach einem JA/NEIN spaltet die Gesellschaft und ist kompromisslos.
Die gebürtige Mostviertlerin ist seit September 2022 die KEM-Managerin des Zukunftsraum Thayaland. Sie lebte, nach einigen Lehrjahren in der österreichischen Hotellerie, in Krems, wo sie im Weingut Domäne Wachau Erfahrungen im Genossenschaftswesen sammelte. Diese Erfahrungen kann sie nun gut im Aufbau von Energiegenossenschaften einbringen. Die Ausbildung zur Energieberaterin ist bereits gebucht. Sie studiert Tourismus- & Freizeitwirtschaft an der IMC FH Krems.
In KEM-Regionen ist es selten, einen derart umfassenden und wirkungsvollen Prozess zu begleiten. Die Zeit vor der Volksbefragung zur Windkraft im Thayaland war sowohl intensiv als auch spannend. Eine engagierte Opposition sprach sich zwar grundsätzlich für Windkraft aus, jedoch gegen Anlagen im Wald und in unmittelbarer Nähe. Gemeinden, die WEB Windenergie AG und Expertinnen und Experten arbeiteten eng zusammen und leisteten wertvolle Aufklärungsarbeit. Es war erfreulich zu sehen, dass die Initiative für Windkraft in drei von fünf Gemeinden erfolgreich war.